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> Das könnte man so eng definieren, aber man muss nicht; nicht
> einmal bei etwas weniger abseitigem. Rechtschreibung ist eine
> konvention, und konventionen gibt es nicht ohne pragmatische
> einzelfallentscheidungen. So sah es nicht zuletzt Konrad Duden,
> und so sahen es auch die «analfabeten» von 1996.
Lieber Herr Landolt,
natürlich "muß" man nicht. Natürlich ist die Rechtschreibung eine Konvention und kein Gesetz. Allerdings ist sie eine Konvention, deren Ziel es meiner Meinung nach sein muß, möglichst viel Eindeutigkeit zu schaffen, und zwar in erster Linie bei dem, der liest. Das Ziel eines jeden Schreibenden sollte ja wohl sein, sich so auszudrücken, daß er verstanden wird. Und zwar, ohne daß man erst mühsam aus dem Kontext erschließen muß, was gemeint sein könnte. Ich denke, das war auch die Absicht von Herrn Duden.
Selbstverständlich muß und kann es Einzelfallentscheidungen geben, überall dort, wo der Duden keine Eindeutigkeit mehr schaffen kann. Im hier diskutierten Fall finde ich den Duden (ein archaisches Modell aus der Zeit vor der unsäglichen RS-Reform) aber sehr eindeutig. Ich will nicht abstreiten, daß es auch ein "Danke im Voraus" geben kann - ich bin kein Jurist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß die Bedeutung, die sich da möglicherweise vor mir als juristisch Unkundigem versteckt, bei der ursprünglichen Fragestellung nicht im mindesten in Betracht gezogen wurde. Und eben deswegen, weil ein Bedeutungsunterschied möglich ist (den vielleicht ein Jurist auf den ersten Blick auch erkennen könnte), bin ich dafür, daß man auch diesen armen Juristen gar nicht erst in Verwirrung stürzt und ihm (und zwar durch die Kleinschreibung) gleich klarmacht: Junge, dieses "Danke" hat nichts mit juristischen Spitzfindigkeiten zu tun, sondern bedeutet nur, daß sich jemand bedanken möchte, bevor man ihm den Gefallen getan hat, um den er einen bittet.
Deshalb hier die überaus sinnvolle Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung. Mit der radikalen Kleinschreibung, die Sie, Herr Landolt, verfechten, wären solche Unterscheidungen leider nicht mehr möglich. Mit der durch die Rechtschreibreform initiiierten Gegenbewegung, sklavisch so gut wie alles großzuschreiben, vor dem ein Artikel steht, und hätte er sich auch in einer Präposition versteckt, allerdings auch nicht. Glücklicherweise ist von diesem Blödsinn nicht mehr als ein Torso übriggeblieben. Traurig daran ist nur, daß wir seitdem keine einheitliche Rechtschreibung mehr haben und jeder macht, was er will.
In diesem Sinne trotzdem vielen Dank für Ihren Einwand und ebenso viele Grüße in die Schweiz
Tashunkawitko