korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-der-gebrauch-des-apostrophs-im-ueberblick-a-283781.html

Was Sick hier erzählt, zeigt, daß er zwar die neue Rechtschreibung ergebenst gutheißt, aber die 'amtlichen' Regeln gar nicht kennt, denn er schreibt:
Der Apostroph kann dort gesetzt werden, wo jemand ein Gewerbe eröffnen und dazu ein Schild mit Genitiv anbringen will (aber nur dann)
Wo hat er denn nur den Blödsinn her, daß der Genitiv-Apostroph nur auf gewerblichen Schildern gestattet sei? "Ein Schild mit Genitiv" ist, nebenbei bemerkt, eine hübsche Stilblüte, aber um Stil geht's dem Erbsenzähler Sick ja nie.

Sick käme es nie in den Sinn, geltende Regeln anzuzweifeln. Wenn andere gälten, berichtete er auch diese und hieße auch diese gut. Er nennt zwar brav die Regeln, aber versteht sie genausowenig wie die Verfasser dieser Regeln. Denn folgendes steht sinngemäß zwar tatsächlich in den 'amtlichen', aber auch das ist höherer Blödsinn:
Dies gilt aber nicht, wenn vor dem Namen ein bestimmter Artikel (plus Attribut) steht:
die Mutter des alten Hans ...
Dort nämlich steht der Apostroph deswegen nicht, weil bei Namen mit vorangestelltem Artikel gar kein Genitiv-s mehr üblich ist: Man findet "Die Leiden des jungen Werthers", so der Originaltitel, deswegen meist zitiert als die Leiden des jungen Werther.
Die geklammerte Anmerkung "(plus Attribut)" ist gänzlich irrelevant für den Apostroph und ein ganz anderes Thema, nämlich die Frage, ob man vor Namen überhaupt einen Artikel setzen sollte, wenn sie nicht erweitert sind.