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Re: aufs Tempo drücken

Autor:Thomas Flück
Datum: Mi, 20.08.2014, 10:10
Antwort auf: Re: aufs Tempo drücken (Karla Krauschen)

Ist ja interessant: Da schlummert die Frage von Julian von Heyl fast sieben Jahre und plötzlich wird sie aufgegriffen.

«... die Sprache anscheinend nicht geeignet ist, etwas präzise und unmißverständlich mitzuteilen.» Wie wahr, wie wahr! Ob eine Mitteilung verstanden wird, hängt immer auch vom Empfänger ab. Mit Ihrem Beitrag zeigen Sie, dass Sie die Mitteilung von Julian von Heyl eben nicht verstanden haben. Er stellt eine Frage, nicht eine beckmesserische Behauptung auf. Er fragt, ob andere sein sprachlogisches Empfinden teilen, dass «aufs Tempo drücken» eine Geschwindigkeitsverringerung bedeuten müsste. Mit gutem Grund: Auf etwas drücken hat allermeistens eine negativ konnotierende Bedeutung. «Auf den Preis drücken», «Auf die Stimmung drücken», «Auf den Umsatz drücken», «Auf die Arbeitsmoral drücken». Wieso soll «aufs Tempo drücken» eine Geschwindigkeitssteigerung sein? Für mein Sprachempfinden ist und bleibt das eine Tempoverminderung und wenn Sie behaupten, dass niemand diese Redewendung missversteht, liegen Sie zumindest bezüglich zweier Personen falsch.

Selbstverständlich ist Sprache ein lebendiges, sich permanent wandelndes Phänomen. Sprache erfährt unaufhaltsam Wandlungen und es ist sinnlos schulmeisterlich auf Sprachelementen beharren zu wollen. Aber müssen wir deswegen grundsätzlich alle missverständlichen oder unreflektierten Sprachgebrauch hinweislos akzeptieren? Wozu gehen wir denn in die Schule und erfahren eine Sprachbildung?

Ich persönlich erwarte zumindest von Menschen, die beruflich mit Sprache zu tun haben, zu deren Beruf es gehört, sprachlich auszudrücken, dass sie sich darum bemühen, Sprache so präzise wie eben möglich zu verwenden. Nehmen Sie dieses Beispiel: Der Journalist einer grossen deutschen Tageszeitung schreibt: «Die Meteorologen erwarten ein hundertjähriges Hochwasser.» Was prognostiziert er damit für Sie? Für mich bedeutet das, dass das erwartete Hochwasser hundert Jahre andauern wird. Da das aber eher unwahrscheinlich ist, vermute ich, dass er sagen wollte, dass die Meteorologen ein Hochwasser erwarten, das in diesem Ausmass nur alle hundert Jahre zu einmal auftritt. Wie halten Sie es mit dieser Ungenauigkeit?

 

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Beiträge zu diesem Thema

aufs Tempo drücken
Julian von Heyl -- Fr, 14.12.2007, 14:37
Re: aufs Tempo drücken
Thomas Flück -- So, 17.8.2014, 10:47
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Karla Krauschen -- Di, 19.8.2014, 23:24
Re: aufs Tempo drücken
Thomas Flück -- Mi, 20.8.2014, 10:10
Re: aufs Tempo drücken
Karla Krauschen -- Mi, 20.8.2014, 19:57