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> Bitte nicht lachen
> "Die fachlichen Lernvoraussetzungen für diese Stunde bringen die Kandidaten
> in Form von bisher erlerntem schulischen Wissen mit."
> oder
> "Die fachlichen Lernvoraussetzungen für diese Stunde bringen die Kandidaten
> in Form von bisher erlernten schulischem Wissen mit."
> Die Word-Rechtschreibprüfung akzeptiert nur das zweite Beispiel.
> Ich hingegen meine, das das erste Beispiel richtig ist.
Hallo Karelia,
das Rechtschreibproblem ist wohl eher ein grammatisches, zum Lachen gibt es vermutlich keinen Anlass, jedoch ist nicht auszuschließen, dass ein paar Tränen fließen werden.
Ich bekräftige deine Meinung, „dass das erste Beispiel richtig ist“:
von bisher erlerntem schulischen Wissen
Und wenn ich an dieser Stelle aufhören könnte, wäre sicher alles gut. Da du aber nach einer Begründung fragst, wird es wohl böse enden.
Die Präposition von steht mit dem Dativ. Wissen ist Neutrum Singular. Die entsprechenden Adjektivendungen lauten also:
-em bei starker Beugung,
-en bei schwacher Beugung.
Wenn dem Adjektiv ein Artikelwort mit Flexionsendung vorangeht, wird das Adjektiv schwach flektiert, sonst stark (Grammatik09, S. 363).
In einer Abfolge mehrerer starker attributiver Adjektive kann [im Dativ Singular] vom zweiten Adjektiv an die Endung -en stehen (Grammatik09, S. 959).
Als Grundregel gilt hier: Bildet das zweite Adjektiv mit dem Substantiv eine Bedeutungseinheit, die als Ganzes vom ersten Adjektiv modifiziert wird, dann tritt Wechelflexion [das zweite wird schwach gebeugt] ein (Richtig&gut11, S. 41).
Selbst wenn das unmittelbar vor dem Substantiv stehende Adjektiv mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff bildet (so genannte Einschließung), werden die Adjektive parallel [also beide stark] gebeugt. Die frühere Regel, dass in diesem Falle beim Dativ Singular […] das zweite der artikellosen Adjektive nach Typ II (schwach) gebeugt wird, gilt nicht mehr. (Grammatik98, S. 292)
Parallelflexion (also überall die Endung -em) wird in der Standardsprache allerdings vorgezogen (Grammatik09, S. 959).
Sind beide Adjektive dem Substantiv gegenüber nebengeordnet, tritt in der Regel Parallelflexion ein (nach langem heftigem Streit, mit hellem hartem Licht). (Richtig&gut11, S. 41)
Selbstverständlich kann der Schreiber das Mittel der Parallel- und der Wechselflexion bewusst einsetzen, um Neben- bzw. Unterordnung der Adjektive zu signalisieren (ebd.).
Ein Komma zwischen den Adjektiven kann sowohl bei Parallel- wie auch bei Wechselflexion gesetzt werden (nach langem, heftigem Streit; nach langem, heftigen Streit) (ebd.).
Schauen wir noch einmal in die Grammatik von 2009. Einen Hinweis darauf, dass mit unterschiedlichen Flexionen Neben- oder Unterordnung signalisiert werden kann, finden wir dort nicht. Aber es gibt dennoch einige Beispiele, einige, in denen ab dem zweiten Adjektive die Endung -en steht:
Er verstarb nach langem schweren Leiden. Das ist eine Truhe aus hartem dunkelbraunen tropischen Holz (Grammatik09, S. 959).
Er verstarb nach langem schwerem Leiden. Das ist eine Truhe aus hartem dunkelbraunem tropischem Holz (ebd.).
Zumindest sollte bis zu dieser Stelle deutlich geworden sein: Wenn wir die Sache mit dem Duden klären wollen, müssen wir früher oder später weinen.
Ich empfehle daher für Adjektive, die einem Adjektiv folgen:
Das untergeordnete Adjektiv wird schwach gebeugt und vor ihm steht kein Komma.
Das nebengeordnete Adjektiv wird stark gebeugt und vor ihm steht ein Komma.
Viele Grüße vom
Bedenkenträger
Quellen:
Grammatik09: Die Grammatik, Dudenverlag, 8. Auflage, Mannheim 2009
Grammatik98: Die Grammatik, Dudenverlag, 6. Auflage, Mannheim 1998
Richtig&gut11: Richtiges und gutes Deutsch, Dudenverlag, 7. Auflage, Mannheim 2011