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Re: fällen/fallen

Autor:Bedenkentraeger
Datum: Di, 17.02.2015, 22:32
Antwort auf: Re: fällen/fallen (Kai)

> Ich werde seit ungefähr einem Jahr immer wieder von empörten
> Juristen darauf angesprochen, denen offenbar nichts davon
> bekannt ist, dass es sich um eine "übliche"
> Redewendung handelt. Sie haben mit Gerichtsurteilen zu tun, die
> eben nicht fallen, sondern von ihnen gefällt werden.

> Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass hier tatsächlich eine
> Vermischung der Begriffe Urteil und Entscheidung stattgefunden
> hat. Wenn eine renommierte Zeitung diesen Fehler gemacht hat,
> schreiben es weitere ab.

Mensch, Kai,

lass dich doch von so ein paar Wutjuristen nicht ins Bockshorn jagen. Es mag ja sein, dass da irgendeinem vor einem Jahr einmal die Freundin weggelaufen ist, er seitdem nach etwas mehr Anerkennung in anderen Bereichen sucht und sich nun auf den Schlips getreten fühlt, wenn er liest, dass die Urteile fallen – ganz ohne die Erwähnung des tapferen Urteilefällers. Das kann man doch verstehen. Da kann man doch ein bisschen trösten. Aber daraus muss man doch kein linguistisches Phänomen machen.

Der älteste Beleg, den ich gefunden habe, stammt aus dem Jahre 1853. Johannes Minckwitz verdeutschte damals für den Stuttgarter Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung die Tragödien des Aeschylos. In den Eumeniden lässt er den Chor ebendieser Wohlmeinenden singen: „So wart’ ich, bis ich höre wie das Urtel [sic] fällt.“

Von ihm, von Minckwitz, oder von einem Früheren haben also seit mindestens 160 Jahren Unzählige abgeschrieben. Kannst du das den empörten Juristen zwecks Entspannung zur Kenntnis geben?

Viele Grüße vom
Bedenkenträger

 

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