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> Ist 'es' hier wirklich ein Verweis auf den Infinitv? Lassen
> wir's mal weg, dann wird klarer, welche Funktion 'es' hier
> tatsächlich übernimmt:
> "Notwendig ist(,) vor dem Üben alle Aufgaben durchzusehen
> ..."
> Nun ist 'notwendig' ins Vorfeld gerückt, und 'es' ist
> überflüssig geworden. Es hatte auch vorher nicht die Funktion,
> auf den Infinitiv zu verweisen, sondern es besetzte nur das
> Vorfeld, weil der deutsche Hauptsatz nun mal ein besetztes
> Vorfeld verlangt.
> Was tatsächlich auf den Infinitiv weist, ist, inhaltlich
> betrachtet, das Wort 'notwendig', denn davon hängt der Infinitiv
> ab. Hängt er von einem Adjektiv ab, schreiben die Reformregeln
> allerdings kein Komma vor, hängt er hingegen von einem
> Substantiv ab, betrachten sie es als zwingend:
> "Es besteht die Notwendigkeit, vor dem Üben alle Aufgaben
> durchzusehen ..."
> Tja, komisch, hier steht auch das Wörtchen 'es'. Weist es auf
> den Infinitv? Nö.

Hallo Karla,

oh, so ein Montagmorgen! Wie du sicher vermutest, habe selbst ich schon einmal davon gehört, dass der deutsche Hauptsatz gern ein besetztes Vorfeld hat. Allerdings kann mich weder diese Tatsache noch dieser Duktus von „wir’s mal“, „tja“, „komisch“ und „nö“ in der Sache überzeugen. In deinem Beispielsatz hängt die Infinitivgruppe von dem Substantiv Notwendigkeit ab. Das es weist also, wie du richtig schreibst, in diesem Satz nicht auf die Infinitivgruppe hin. Ich werde den Satz deshalb – bietet er auch einen Vorfeldplatzhalter par excellence! – nicht weiter behandeln.

Anders verhält es sich jedoch in Lolas hier etwas gekürztem Beispielsatz:

Es ist notwendig, alle Aufgaben durchzusehen.

Hier verweist das es auf die Infinitivgruppe. Du hast es selbst vorgeführt, dass die Infinitivgruppe dieses es ersetzen kann. Die Umstellung des Hauptsatzes wäre dafür jedoch nicht nötig gewesen. Die Infinitivgruppe kann das es nämlich auch im Vorfeld ersetzen:

Alle Aufgaben durchzusehen ist notwendig.

Und auch bei der von dir vorgenommenen Umstellung kann das es dennoch erhalten bleiben – und so weiterhin auf die Infinitivgruppe verweisen:

Notwendig ist es, alle Aufgaben durchzusehen.

Wegfallen kann es – auch nach der von dir vorgenommenen Umstellung – wohlgemerkt nur dann, wenn es durch die Infinitivgruppe ersetzt wird! Nicht die Umstellung macht es also „überflüssig“, wie es bei Vorfeldplatzhaltern der Fall ist, sondern die vorhandene Infinitivgruppe, durch die es ersetzt wird. Wenn man die Infinitivgruppe weglässt, wird nicht nur deutlich, wie unentbehrlich das Subjekt (!) es dann syntaktisch ist, und zwar ganz unabhängig davon, ob es vor oder nach dem Prädikat steht. Es wird vor allem auch deutlich, dass es semantisch gar nicht anders kann, als auf etwas im Text Genanntes zu verweisen (was, wie bereits ausführlich gezeigt, auch in einer folgenden Infinitivgruppe geschehen kann):

Sieh alle Aufgaben durch! Es ist notwendig.
(Und im selben Text:) Hasse es oder liebe es: Notwendig ist es!

Es handelt sich bei diesem es also keinesfalls um einen Vorfeldplatzhalter, der bei der Besetzung des Vorfeldes durch ein anderes Satzglied entfällt. Es ist stattdessen Subjekt des Satzes und es verweist in Lolas ursprünglicher Formulierung (das gilt für all ihre Beispiele) auf die folgende Infinitivgruppe. Das Komma ist also, wenn es sich nicht um einen bloßen Infinitiv handelt, obligatorisch.

Viele Grüße vom
Bedenkenträger