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Kurz erklärt

Spontaneität oder Spontanität?

Nicht jede Schreibvariante ist ein Kind der Rechtschreibreform. Oftmals begründen sich abweichende Schreibweisen ein und desselben Wortes auch aus unterschiedlichen Entwicklungen oder Herleitungen. Dies ist auch bei Spontaneität versus Spontanität der Fall.

Während das Adjektiv spontan direkt aus dem Lateinischen entlehnt wurde – lat. spontaneus = »freiwillig, frei«; zu lat. spons (spontis) = »freier Wille, Trieb, Willkür« –, handelt es sich beim Substantiv Spontaneität um eine Übernahme der französischen Substantivierung spontanéité zu spontané. Wie im Französischen wurde das Wort im Deutschen anfangs – vor allem im philosophischen Diskurs – auch im Sinne von »Selbstbestimmung; freie Willensäußerung« gebraucht. Später kam die Bedeutung »Bereitschaft zum impulsiven, flexiblen Handeln« hinzu.

Bei der – selteneren und jüngeren – Schreibvariante Spontanität handelt es sich hingegen um eine regulär mit dem Suffix -ität gebildete Substantivierung zu »spontan«. Eine ganz ähnliche Entwicklung hat auch zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt.

Ob man sich nun für »Spontaneität« oder für »Spontanität« entscheidet, orthografisch ist man stets auf der richtigen Seite. Für die Schreibweise mit e mag sprechen, dass sie die ältere Form des Wortes ist.

Julian von Heyl am 29.09.13 | Kommentare (15) | Visits: 15248

Rubrik Kurz erklärt:

Die deutsche Sprache ist gespickt mit Fallstricken. Hier gehen wir auf ausgewählte Problemfälle ein und liefern kurze Erklärungen und Definitionen zu Schreibweise, Grammatik und praktischer Anwendung.

Kommentare

1  Karin

Gibt es eine "ursprünglichere Form"? Also, kann man "ursprünglich" steigern?

Geschrieben von Karin am 12.12.13 23:33

2  Julian von Heyl

@Karin
Du hast recht, so ganz sauber klingt "die ursprünglichere Form" nicht. Ich habe es geändert in "die ältere Form". Danke für deinen Hinweis!

Geschrieben von Julian von Heyl am 12.12.13 23:53

3  Liane

Für mich war immer Spontaneität richtig, ich las es unlängst aber vermehrt ohne e, was mich veranlasste,nachzuprüfen.

Geschrieben von Liane am 02.07.15 08:42

4  Holger

Hallo Herr von Heyl,
weitere Hinweise bei 'sterne.de'
http://www.stern.de/noch-fragen/warum-heisst-es-spontaneitaet-und-nicht-spontanitaet-1000540331.html

Geschrieben von Holger am 12.11.15 10:02

5  Noah

Ich habe in einer Klausur Spontanität gschrieben und dies als Fehler angestrichen bekommen, ist das gerechtfertigt?

Geschrieben von Noah am 27.03.17 19:34

6  Julian von Heyl

@Noah
»Spontanität« ist, wie auch im Artikel steht, völlig korrekt. Die Schreibweise darf daher nicht als Fehler angestrichen werden.

Geschrieben von Julian von Heyl am 27.03.17 19:51

7  Jonas Richter

Ich bin der Meinung, dass Spontanität die bessere Schreibweise ist! Warum? Ganz einfach: Das E ist stumm und verwirrt Leute, welche z.B. noch recht jung si
oder fremd sind und daher gerade erst die deutsche Sprache lernen. Durch die verwirrende alte Schreibweise könnte man denken, es hieße "SpontanEität" oder gar "SpontanEItät". Da für die alte Schreibweise nur ihr Alter an sich spricht ist die neue die bessere! :)

Geschrieben von Jonas Richter am 08.03.20 00:35

8  Josef

@Jonas Richter

Das E ist nicht(!) stumm.

Geschrieben von Josef am 21.03.20 19:12

9  Bruno

Die „alte“ Schreibweise habe ich als alter Mensch natürlich verinnerlicht. Streng genommen müsste auf das „e“ sogar ein Trema kommen. Aber ich wäre als Deutschlehrer einem Schüler nicht böse, wenn er das e unter den Tisch fallen ließe! Ein jeder wie er mag: eine wunderbare Idee von der Duden Redaktion ist die Kann-Vorschrift!

Geschrieben von Bruno am 08.10.20 13:33

10  Anni Habermos

@Julian von Heyl:

„Eine ganz ähnliche Parallelität der Entwicklungen hat übrigens auch zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt.“

Hat tatsächlich „[e]ine […] ähnliche Parallelität der Entwicklungen“ oder doch eher eine ähnliche Entwicklung – es existiert eine Parallelität der Entwicklungen – zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt?

@Bruno:

„Streng genommen müsste auf das ‚e‘ sogar ein Trema kommen.“

Ist das (zur Abgrenzung von einem Diphthong) wirklich nötig? Warum schreibt der Duden denn dann kein Trema vor?

Geschrieben von Anni Habermos am 26.02.21 16:59

11  Julian von Heyl

@Anni Habermos
Vielen Dank für den Hinweis, ich habe die »ähnliche Parallelität der Entwicklungen« im Artikel jetzt geändert in »ähnliche Entwicklung«. Manchmal gehen einem beim Schreiben die weißen Schimmel durch.

Geschrieben von Julian von Heyl am 26.02.21 17:28

12  Anni Habermos

@Julian von Heyl:

Vielen Dank für Ihre zeitnahe Antwort. :-)

Geschrieben von Anni Habermos am 26.02.21 18:04

13  Gedankenzwerg

Dem Zweck unserer Worte wird dasselbe Schicksal ereilen, wie es derzeit unsere Insekten so klaglos hinnehmen sollen. Das Gegenteil von umstrittener Rechtschreibung und Rhetorik ist, unseren Erwachsenen in spe den Wortsinn für alles Beschreibbare zu verinnerlichen - halt so, wie sie es dann für alle Zeit verstehen sollen - dass man nichts klaglos akzeptieren muss, was nicht seinem Sinn und Zweck widerspricht.

Geschrieben von Gedankenzwerg am 12.05.22 10:18

14  Rolf Meinken

Das musste ja wohl „Den Zweck …..ereilen“ heißen.

Geschrieben von Rolf Meinken am 23.08.22 13:11

15  Dr. No

Sehr ggehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre "spontane" (-> Kant ;-))
Einschätzung.
Was wären Laer, Coesfeld, Raesfeld, ohne e, - eine Umlautfalle - oder durch unzulänglichen h-Erstazz ersäätzzt
Ich möchte nich ins Detei gehn
unschmiermirn Brot mit bresso - köönntteeenn Leute besser fersteen wie BRESSSOTT ^
eine kommmmprimmmmirte Musikdatei auf MP3
Verständnsfrage:. "bessere Schreibweise" ~ "weniger optimal"
Oder: Korrekt gehteg nicht / anerkenne chnciht u/o fehlen/t mier Kenntnis, Wissen, Erfahrung, Mumm, äh Mumm - Proost


Aber ich frade mich : Was machte viele Stätten Westfalens ohne das wästfälische Dehnungs-"e" - Laer wie Leer, Coesfeld w

Geschrieben von Dr. No am 01.04.23 02:28

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