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Das Praesens historicum ist nicht gerade eine neue Erfindung, sondern älter als die deutsche Sprache selbst. Insofern gab es auch nie eine Zeit, in der es "schlicht falsch" war. Es ist eine reine Frage des Stils und der diesbezüglichen Präferenz. Es ist eine dramatisierende Zeitform. Deshalb findet man sie nicht in wissenschaftlichen Texten. Zeitungen sind keine bloßen Chroniken, sondern auch Unterhaltungsmedien. In Zeitungsartikeln findet man einige Stilmittel der Belletristik, die sich so in wissenschaftlichen Arbeiten nicht finden würden. Je sachlicher und nüchterner eine Zeitung desto weniger dramatisierende sprachliche Elemente wie das Praesens historicum wird man finden.

Was die Entwicklung im Journalismus betrifft, kann ich nichts Fundiertes beitragen. Konnte auf die Schnelle zumindest keine Statistik finden, die etwas über die quantitative Verwendung des historischen Präsens in Zeitungen in den letzten Jahrzehnten aussagt. Bastian Sick beschwerte sich in seiner Spiegel-Kolumne jedenfalls schon 2010 darüber, so dass es zumindest kein ganz neuer Trend zu sein scheint.

So oder so ist es keine Frage von richtig oder falsch, sondern eine reine Geschmackssache hinsichtlich eines altbekannten Stilmittels.