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Re: Frage zu Relativpronomen "was"

Autor:Jesse
Datum: Mi, 30.11.2016, 23:14
Antwort auf: Frage zu Relativpronomen "was" (dp456)

Als Relativpronomen benutzt man das, wenn es sich auf ein Substantiv bezieht; was verwendet man, wenn es sich auf ein nicht konkret bestimmtes Pronomen bezieht. Also z.B.: Alles, was wir wollten; vieles, was gesagt wurde; nichts, was wir unternahmen. Auch in Verbindung mit dem Demonstrativpronomen das im anderen Teil des Satzes: Das, was du da von dir gibst; Das ist genau das Problem, was du da beschreibst. (Aus dem generell Gesagten ergibt sich das Problem. Wird auf ein konkretes bekanntes Problem Bezug genommen aber: Das ist genau das Problem, das du beschreibst. ) Außerdem wird was verwendet nach sächlichen substantivierten Superlativen: Das Beste, was mir je passiert ist; Das Unglaublichste, was man sich vorstellen kann.

Als generelle Faustregel kann man sagen: Geht es um etwas Unbestimmtes oder Abstraktes, verwendet man was, geht es um etwas Bestimmtes oder Konkretes, verwendet man das.

In der gesprochenen Sprache wird was als Relativpronomen auch statt das verwendet, wenn es sich auf ein konkretes Substantiv bezieht. Also z.B.: das Kleid, was ihr gefiel. In der geschriebenen Sprache ist das aber nicht Standard.

Im Beispiel geht es zunächst um etwas Konkretes. Da ist ein konkretes, genau bestimmtes Kleid und ein konkreter, genau bestimmter Mantel. Soll eine Aussage über das Kleid getroffen werden, kann man standardsprachlich nur das verwenden. Es kann aber gelegentlich zu Konstellationen kommen, in denen sich der Relativsatz gar nicht wirklich auf das Objekt bezieht, sondern auf etwas Abstraktes. Damit könnte man hier evtl. Variante 1 begründen. Variante 3 scheidet völlig aus. Es gibt absolut keinen Grund dafür, hier bei einer parallelen Konstruktion bei der einen was und bei der anderen das zu verwenden. Mit Variante 1 könnte ich mich in einem anderen Kontext eher anfreunden.

Als sie durch das Kaufhaus schlenderte, vergaß sie ihre Trauer und wurde das erste Mal wieder richtig fröhlich. Was ihr so gefiel, war nicht etwa das schöne Kleid, das sie später kaufte; was ihr Herz höher schlagen ließ, war auch nicht der fabelhafte Mantel, der daneben hing; es waren die Leute um sie herum und deren herzliche Fröhlichkeit.

Zunächst einmal ist da irgendwas, was ihr Herz höher schlagen lässt. Wir wissen noch nicht, was das ist. Irgendwas gefällt ihr. Und dann erfahren wir über dieses noch nicht Bestimmte, dass es weder das Kleid noch der Mantel ist, sondern etwas ganz anderes.

Dagegen:
Sie probierte stundenlang mehrere Teile, legte sich ein blaues Kleid und einen langen braunen Mantel zur Seite, um sie später noch näher zu begutachten. Schließlich griff sie begeistert ins Regal und rannte sofort zur Kasse. Es war nicht das Kleid, das ihr gefiel, und auch nicht der Mantel, der ihr Herz höher schlagen ließ. Es war eine traumhafte Bluse, die sie zuvor die ganze Zeit übersehen hatte.

Hier geht es um eine ganz konkretes Kleid und einen ganz konkreten Mantel, die beide vorher bestimmt wurden.

Im ursprünglichen Beispiel ging es ja letztlich auch um eine Bluse, ein weiteres Kleidungsstück. Es heißt auch die Bluse, mit dem bestimmten Artikel, was darauf schließen lässt, dass die Bluse vorher bereits erwähnt und bestimmt wurde. Es spricht hier also alles für Variante 2. Variante 3 ist falsch. Variante 1 ist wahrscheinlich auch falsch oder zumindest fragwürdig. Da müsste man aber noch einen weiteren Kontext kennen, um es definitiv sagen zu können. So oder so ist die Konstruktion m.E. nicht gerade schön und ich sehe nicht inwiefern sie gegenüber einer einfacheren Konstruktion gewinnt. (Z.B.: Es war weder das Kleid noch der Mantel. Die Bluse ließ ihr Herz höher schlagen.)

 

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dp456 -- Mi, 30.11.2016, 14:34
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Jesse -- Mi, 30.11.2016, 23:14
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