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Ich kannte es bis vor ca. 10 Jahren auch nicht, aber dann kam es auf, und mittlerweile hört man es auch im beruflichen Umfeld immer häufiger von Leuten, die eigentlich wissen müssten, dass diese Zeitform in keiner Grammatik und in keinem Schulbuch auftaucht - weil sie einfach falsch ist.

Das ist nun wirklich absolut nicht haltbar. Bereits die Aussage, dass es in keiner Grammatik zu finden wäre, ist falsch. Es ist in vielen Grammatiken zu finden seit fast 500 Jahren. Selbst in der Duden-Grammatik taucht es in diesem Zeitraum immer wieder auf, auch in jüngeren Auflagen. Abgesehen davon beschäftigen sich Grammatiken hauptsächlich mit Schriftsprache. Vor allem ist das eine Aussage, die maximal regional stimmen kann. Man kann sagen, es ist in der norddeutschen gesprochenen Sprache nicht Standard. Wenn nun aber der Bayer nach Norddeutschland kommt, ist es dann falsch, wenn er es dort weiter verwendet? Umgekehrt: Ist es falsch, wenn du nach Österreich gehst und es nicht verwendest? Mit einem Pauschalurteil wie einfach falsch suggeriert man, dass zig Millionen Leute in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz falsch sprechen würden. Das ist genauso unsinnig wie umgekehrt zu behaupten, dass zig Millionen Leute in Norddeutschland falsch sprechen, weil sie das doppelte Perfekt nicht benutzen.

Und auch im Schriftdeutschen sollte man mit "falsch" sehr vorsichtig sein. Heinrich Böll und Günther Grass z.B. verwenden das doppelte Perfekt. Beide Literaturnobelpreisträger, denen man nicht so schnell unterstellen sollte, dass sie etwas falsch machen, und die sicherlich unter Leute fallen, die es "eigentlich wissen müssten".

Man darf das nicht mit einer norddeutschen Brille betrachten, wie Robert Sedlaczek (der das doppelte Perfekt übrigens in seiner Grammatik ausführlich behandelt) hier treffend sagt:
http://www.wienerzeitung.at/meinungen/glossen/114426_Offener-Brief-an-Bastian-Sick.html