korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

Rechtschreibforum

Bei Fragen zur deutschen Rechtschreibung, nach Duden richtigen Schreibweise, zu Grammatik oder Kommasetzung, Bedeutung oder Synonymen sind Sie hier richtig. Bevor Sie eine Frage stellen, nutzen Sie bitte die Suchfunktionen.

Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W

Autor:Pumene
Datum: Sa, 31.12.2016, 19:44

> Na, wenn's denn schon mit falschem Doppel-s sein muß, dann für
> mich bitte 'Eßzett'.

sorry

wie unaufmerksam von mir

Bin halt die alte Rechtschreibung nicht mehr so gewöhnt.

(Das Eszett [jetzt richtig?] ß ist der einzige „Buchstabe“, dessen eigenes Symbol nicht im Buchstaben-Namen selbst vorkommt. Außerdem gibt es das Symbol nur als Kleinbuchstaben/Minuskel und nicht als Großbuchstaben/Majuskel [wenn man von neueren Experimenten absieht]. Das spricht meiner Meinung nach dafür, dass er den anderen Buchstaben nicht ganz gleichwertig, sondern eigentlich doch eher nur eine Ligatur ist.)

Die Doppelschreibung von ss nach kurzen Vokalen in Deutschland und Österreich finde ich persönlich eine der gelungenen Veränderungen der neuen Orthographie (außer der Schreibweise mit drei gleichen Buchstaben vor nachfolgendem Vokal, die ich schon immer - auch vor der Rechtschreibforum - bevorzugte), weil sie einer gewissen inneren Logik nicht entbehrt und den Konsonanten s (oder scharfen s-Laut) mit den anderen Konsonanten (Lauten) nach kurzen Vokalen gleich behandelt.

Eine Frage noch an Dich:

Trennst Du das „ck“ am Ende einer Zeile immer noch so, dass Du es in ...k- / k... auflöst?

Schönen Jahreswechsel

Pumene

Kleine Ergänzung im Neuen Jahr:

Rechtschreibung ist immer Willkür.

Als unsere Buchstaben von den Phöniziern erfunden wurden (Konsonanten-Alphabet, Form der Buchstaben, Reihenfolge der Buchstaben, Namen der Buchstaben), war dieses Alphabet, aus dem sich dann das erste „Buchstaben-Alphabet“ entwickeln sollte, optimal auf die Sprache der Phönizier eingestellt.

Nach Entlehnung durch die Griechen, die nach eventuell schriftlosen „dunklen Jahrhunderten“ (vielleicht hat man aus dieser Zeit nur noch keine Artefakte gefunden, wer weiß) [vorher schrieben die Griechen mit der Silbenschrift „Linear B“, die für die indogermanische Sprache Griechisch mit ihrer Konsonanten-Häufung nicht so gut geeignet war] begannen, diese „phönizischen Zeichen“ für ihre Sprache zu verwenden, kam es schon zur ersten „Verwässerung“ dieses Prinzips, weil die indogermanische Sprache Griechisch ja eine andere Lautstruktur hatte als die semitische Sprache Phönizisch und so das 1:1-Prinzip Laut-Zeichen zum ersten Mal ausgehebelt wurde. Die „geniale Idee“ der Griechen, Zeichen für Konsonanten in „Vokalzeichen“ für die vokalreiche griechische Sprache umzufunktionieren (Alef [Stimmansatzlaut] --> A, He [Hauchlaut] --> (kurzes) E, Chet --> zuerst „H“, in der späteren Entwicklung langes E/Ä, Jod --> I, Ajin [Kehllaut] --> (kurzes) O (geniale, überhaupt nicht naheliegende Idee), Wau (später als „Digamma“ verlorengegangen bzw. nur noch für Zahlzeichen benutzt) nicht nur an seiner originalen sechsten Stelle als W verwendet, sondern ein zweites Mal, nach dem Tet hintendrangehängt, leicht graphisch modifiziert als U (später als Y benutzt), machte daraus ja erst die erste vollwertige „Buchstaben-Schrift“. Aber da begannen ja auch dann die Probleme.

Zajin (weiches S) wurde zu Zeta/Dsäta für eigentlich einen Doppellaut (dj, aber auch für ds)
Tet (emphatisches T, welches die Griechen nicht kannten, wurde zum behauchten Theta, später zum Ti-Äitsch-Laut
Xi aus einem der zahlreichen, verschiedenen S-Laute der Phönizier machten die Griechen das Xi, welches ja eigentlich ein Doppellaut k+s ist, und das 1:1-Prinzip verwässert
Qof: aus dem Kehl-Kopf-K, das die Griechen nicht sprachen, machten sie in der ersten Variante das Qoppa, das K vor den dunklen Vokalen O und U [die Zungen-Gaumen-Enge im Mund ist in der Tat weiter hinten als beim Ka, Ke, Ki, was die Griechen offenbar fein beobachteten], später gaben die Griechen diese Differenzierung Kappa/Qoppa auf und strichen das Qoppa (außer als Zahlzeichen) aus ihrem Alphabet, aber unglücklicherweise hatten die Etrusker und damit auch die Römer/Lateiner dieses Q schon aus dem griechischen Alphabet übernommen und damit ist es uns in der Kombination QU als KW erhalten geblieben
SCHin Das Zeichen für das Sin/SCHin verwendeten die Griechen für das Sigma (S). Da die Griechen und auch die Römer keinen „SCH“- Laut kannten, mussten alle Sprachen, die griechische oder später lateinische Alphabete verwendeten, sofern sie einen „SCH“-Laut darstellen wollten, sich mit Tricks behelfen, eigene, zusätzliche Zeichen, Digraphen (sh) oder sogar Trigraphen (wie im Deutschen) oder zusätzliche diakritische Zeichen am (zum Beispiel) Buchstaben S.
Eigenerfindungen der Griechen kamen dazu:
Phi zuerst für behauchtes P, dann für F
Chi zuerst für behauchtes K, dann für CH (hier gibt es ja auch zwei Aussprache-Varianten, den (i)ch-Laut und den (a)ch-Laut, was ja wiederum eine Verwässerung des 1:1-Prinzips ist
Psi, welches ja auch ein einziges Zeichen für zwei Laute ist (p+s).
Omega für langes O.
Aussprache-Veränderungen der griechischen Sprache U --> Ü führten zu einer weiteren Verwässerung des 1:1-Prinzips, für den U-Laut musste jetzt ein Digraph o+y verwendet werden.

Die Übernahme der griechischen Schrift von den Römern/Lateinern (über die Etrusker) übernahm die griechischen „Mängel“ und Unstimmigkeiten zum Teil, weitere kamen dazu:
Eine Rechtschreibreform erfand das G als C mit diakritischem Querstrich und merzte das Z zunächst einmal aus (wegen der Übernahme des Alphabet von den Etruskern unterschieden die Römer/Lateiner ursprünglich graphisch nicht zwischen C (K gesprochen) und G).

Die Römer hatten damit drei Zeichen für den K-Laut: C, K, Q. Sie benutzten sie so:
Ka, Ce, Co, Qo, Qv (=QU „KU“), K+Konsonant

Später verschwand das K fast, das „modernere“ C übernahm fast alles (außer einigen wenigen Wörtern wie „Kalenden“); die Lautfolge KW wurde, weil die Römer/Lateiner nicht graphisch zwischen U und V unterschieden, nach wie vor QV geschrieben, im Gegensatz zu CV für KU. Diese „Merkwürdigkeit“, kw als qu zu schreiben, hat sich ja bis zu uns erhalten.

Eine weitere Komplikation entstand durch die Aussprache-Änderung, die sich um die Zeitenwende um das Jahr 0 der christlichen Zeitrechnung herum im römischen Reich abspielte. Das „vordere K“, bei dem die Engstelle zwischen Zunge und Gaumen weiter vorne, zu den Zähnen hin, war, wurde bei den hellen Vokalen E, I, Ü noch weiter nach vorne geschoben, so dass aus dem Guttural k (ke, ki, ky) ein Dental ts (z) wurde (tse, tsi, tsy), [Tsitsero statt Kikero], ohne dass das in der geschriebenen Schrift mitgemacht wurde.
So wurde das Zeichen C zweierlei ausgesprochen, je nach folgendem Vokal (oder Konsonanten), so dass die 1:1-Entsprechung Zeichen-Laut weiter gestört wurde.
Daran kranken alle europäischen Sprachen, auch beim G, die die Lateinschrift verwenden, und müssen sich mit orthographischen Tricks behelfen (Digraphen: gh,gi; gu, diakritische Zeichen, Cedille, usw.).

Fehlende Laute wie das nasale-gutturale „ng“ können in unterschiedlichen Schriften unterschiedlich geschrieben werden, so im Griechischen (die den gutturalen Anteil offensichtlich stärker empfinden) als „g“ aggelos, agkyra usw., in der deutschen Sprache als „n“ Engel, Anker).

Neue Buchstaben kamen dazu, die Ligatur v+v wurde zu w, das v im Deutschen kann auf zwei verschiedene Arten ausgesprochen werden, f oder w.

Fremdwörter werden integriert und behalten entweder ihre Schreibweise bei oder werden verändert (Streik, Büro, Keks).

Vereinbarungen gibt es auch bei ei (=ai), eu (eher oi oder oü), ie (langes i), folgende Doppelkonsonanten machen den vorangegangenen Vokal kurz, statt doppelt ausgesprochen zu werden (Ausnahmen: Digraphen und Trigraphen, also nicht „waschschen“), wobei kk als ck geschrieben wird, früher bei der Trennung am Zeilenende in „kk“ aufgelöst, heute quasi wie eine „Ligatur“ empfunden und ck am Anfang der neuen Zeile, dafür die „Ligatur“ st (wegen Lang-S; Verlust der Frakturschrift als deutsches Kulturgut wegen Verbotes durch die Nazis, damit der Verlust der Lesbarkeit von alten Druck- und Handschriften) aufgelöst, trenne nie st, denn es tut ihm weh, gilt nicht mehr.

Eine Rechtschreibung 1:1 ist in den meisten europäischen Sprachen, die Lateinschrift verwenden, wegen der Historie also nicht möglich und Rechtschreibung ist folglich immer Konvention und Vereinbarung, sozusagen Willkür.

Anders kann es aussehen, wenn voraussetzungslos neue Schriften erfunden werden, Georgisch, Armenisch, vielleicht Kyrillisch, asiatische Alphabet-Schriften.

Dazu kann natürlich noch kommen, dass Wörter in verschiedenen Gegenden eines Landes oder von verschiedenen Gruppen unterschiedlich ausgesprochen werden. Das macht es noch komplizierter.

Wegen dieser Willkürlichkeit ist sowohl die alte Rechtschreibung wie auch die neue Rechtschreibung Vereinbarung.

Wenn man in der Jugend, mit ca. 6 Jahren, eine „Recht“-schreibung als „richtig“ gelernt hat, ist es dennoch möglich, später eine neue Rechtschreibung als richtig umzulernen, wenn diese einem sinnvoll erscheinen mag.

Auch in anderen Ländern, in Dänemark zum Beispiel in den vierziger Jahren, haben Rechtschreib-Reformen stattgefunden, bei denen in Dänemark die Großschreibung der Substantive („Haupt“-Wörter) abgeschafft wurde und das skandinavische å statt des vorher geltenden „aa“ neu eingeführt wurde [sodass meiner Meinung nach das Deutsche die einzige Schrift mit Großschreibung der Hauptwörter geworden ist], und die dänische Bevölkerung hat es geschafft, diese Rechtschreib-Reform mitzumachen.

Auch in Deutschland wird sie sich, bei allen Reform-Verweigerern, letztendlich durchsetzen.

Manche Sachen dieser Reform kommen mir ja auch sinnvoll vor, das was vielleicht problematisch ist, wird sich sicher langfristig „glätten“.

Sich völlig einer neuen, von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, vor allem der Jugend benutzen Sache zu verschließen, führt langfristig in die Sackgasse.

Ende der kleinen Ergänzung.

 

antworten


Beiträge zu diesem Thema

Durchkoppelung in Kombination mit englischen Wörte
kathi m -- Fr, 30.12.2016, 10:10
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Fr, 30.12.2016, 13:13
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
kathi m -- Fr, 30.12.2016, 13:35
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Fr, 30.12.2016, 13:48
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
kathi m -- Fr, 30.12.2016, 13:57
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Fr, 30.12.2016, 14:01
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Fr, 30.12.2016, 14:29
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen Wörte
Jesse -- Fr, 30.12.2016, 16:38
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Fr, 30.12.2016, 16:52
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen Wörte
Jesse -- Fr, 30.12.2016, 16:55
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen Wörte
Julian von Heyl -- Fr, 30.12.2016, 17:56
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Fr, 30.12.2016, 18:29
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Fr, 30.12.2016, 19:46
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Fr, 30.12.2016, 21:41
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Sa, 31.12.2016, 01:37
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Sa, 31.12.2016, 13:08
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Sa, 31.12.2016, 13:38
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Sa, 31.12.2016, 13:46
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Julian von Heyl -- Sa, 31.12.2016, 14:14
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Sa, 31.12.2016, 14:37
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Sa, 31.12.2016, 15:06
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Sa, 31.12.2016, 15:11
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Sa, 31.12.2016, 15:39
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Sa, 31.12.2016, 15:57
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Mo, 2.1.2017, 16:27
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Mo, 2.1.2017, 18:41
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Mo, 2.1.2017, 19:10
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- Mo, 2.1.2017, 19:40
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Di, 3.1.2017, 16:40
Was sind DEUTSCHE Wörter
Pumene -- Di, 3.1.2017, 17:19
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Kai -- Di, 3.1.2017, 18:52
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Pumene -- Di, 3.1.2017, 19:53
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Flexionstabelle -- Mi, 4.1.2017, 20:05
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Jesse -- Di, 3.1.2017, 21:40
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Kai -- Mi, 4.1.2017, 13:43
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Pumene -- Mi, 4.1.2017, 16:36
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Konifere -- Mi, 4.1.2017, 16:55
Re: Was sind DEUTSCHE Wörter
Kai -- Mi, 4.1.2017, 17:12
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Sa, 31.12.2016, 13:34
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Sa, 31.12.2016, 14:03
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Jesse -- Sa, 31.12.2016, 14:48
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Karla Krauschen -- Sa, 31.12.2016, 18:38
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Sa, 31.12.2016, 19:05
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Karla Krauschen -- Sa, 31.12.2016, 19:26
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Sa, 31.12.2016, 19:44
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Karla Krauschen -- So, 1.1.2017, 19:09
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Mo, 2.1.2017, 00:34
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
kathi m -- So, 1.1.2017, 20:20
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Kai -- So, 1.1.2017, 20:25
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Mo, 2.1.2017, 00:15
Re: Durchkoppelung in Kombination mit englischen W
Pumene -- Mo, 2.1.2017, 00:13