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> Und das ist verkehrt in einem Bewerbungsschreiben, das ja ein
> offizielles Schreiben, ein Geschäftsbrief ist? Weshalb dann wird
> der Konjunktiv I überhaupt noch gelehrt?

Es ist nicht per se verkehrt. Aber es gibt keine Patentlösung für Schriftdeutsch. Ein Roman, der im Stil eines Geschäftsbriefs verfasst ist, wäre grausam und ein Geschäftsbrief im Stil eines Romans jedenfalls seltsam.

Das eigentlich Problem ist, dass Leute, die wenig schreiben, wenn sie mal etwas wie einen förmlichen Brief oder eine Bewerbung schreiben, ohnehin dazu neigen gekünstelt zu schreiben. Sie imitieren gehobenen Stil, sie versuchen besonders gewählt und gebildet zu erscheinen. Da kommt meistens ein schlechtes bis katastrophales Ergebnis dabei raus. Der Konjunktiv I gehört zu den Dingen, die die Leute nie benutzen. Ein Bewerbungsschreiben, bei dem es um die eigene berufliche Zukunft geht, ist für sprachliche Feldversuche wenig geeignet. Lieber authentisch so schreiben, wie man es beherrscht, als einen gehobenen Stil zu imitieren.

Und selbst wenn man ihn beherrscht, muss man sich Gedanken machen, welche Wirkung es hat und was das sprachliche Umfeld des Textes ist. Ich verwenden den Konjunktiv I (und auch den Konjunktiv II) relativ häufig in meinen Romanen, ich würde ihn aber niemals in einem Bewerbungsschreiben benutzen. "Wie ich von ihrem Mitarbeiter Peter Müller erfuhr, seien Sie auf der Suche nach einem neuen Abteilungsleiter." Wenn ich das lesen würde, würde ich mich gleich fragen: Was ist das denn für einer?

Was das Lehren betrifft, kann man auch in Frage stellen, inwieweit das allein viel bringt. Man muss es auch anwenden, um es zu beherrschen. Und die allermeisten wenden es nicht an. Wenn man sich dann noch ansieht, wie viele berufliche Schreiber mit der an sich sehr einfache Unterscheidung zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II Probleme haben und wie viele falsche Konjunktive man in Zeitungen bis hinein in Romane liest, ist es im Zweifelsfall besser, man lässt als Laie die Finger davon.