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Jaja, das läßt sich sicher alles relativieren. Ob Drosdowski in einem persönlichen Brief einfach nur ehrlicher war als sonst -- wer will das entscheiden?

Mir ging es nur um eines: Kai schimpfte auf den Duden, weil er den Genitiv-Apostroph zuläßt. Aber den hat der Duden nicht erfunden, sondern das ist Bestandteil der 'amtlichen' Regeln, an die sich der Duden zu halten hat, wenn er nicht gänzlich vom Markt verschwinden will. So ist wahrscheinlich auch Drosdowskis Äußerung zu verstehen, er sei an Anweisungen der Kultusministerien gebunden, denn mit der Reform fiel ja das Duden-Privileg (böse Zungen behaupten, das sei das wichtigste Ziel der Reform gewesen).

Für wie reformbefürftig man auch immer die Rechtschreibregeln angesehen haben mag (unklar bleibt, warum, außer wegen ein paar ideologischer Verranntheiten, naiver Besserwisserei, Geldverdienerei und einiger Eitelkeiten), herausgekommen ist bei der Reformiererei ein Riesenblödsinn an belämmerten Schreibungen, leseunfreundlicher Kommasetzung, leseunfreundlicher s-Schreibung, sprachwidriger GKS und undifferenzierter GZS. Nicht ohne Grund mußte der ganze Quatsch ja langwierig nachgebessert werden. Geblieben ist ein Flickwerk.

Sie, Herr Landolt, hätten natürlich lieber eine viel weitgehendere Reform, aber Ihre Kleinschreibung stößt bei Lesern auf wenig Gegenliebe. Und Schreibregeln sind nun einmal nicht für die Schreibenden da, sondern für die Leser.

Was Reich-Ranicki angeht, den Sie zitieren ("Man sollte zur Rechtschreibung niemanden befragen, der über 60 ist."), sei angemerkt, daß seine Erinnerungen ("Mein Leben") nach der Reform in unreformierter Rechtschreibung erschienen sind. Es wird nicht der Verlag gewesen sein, der darauf bestanden hat.

Nebenbei bemerkt: Falls Sie noch keine 60 Jahre alt sein sollten, geben Sie dann Bescheid, wenn Sie 60 werden, damit wir wissen, wann wir auf Sie nicht mehr hören dürfen?