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Rechtschreibforum

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Re: Drosdowski

Autor:Rolf Landolt
Datum: Mo, 16.01.2017, 18:19
Antwort auf: Re: Drosdowski (Karla Krauschen)

> So ist wahrscheinlich auch Drosdowskis Äußerung zu verstehen,
> er sei an Anweisungen der Kultusministerien gebunden

Natürlich hält sich der duden an die amtliche rechtschreibung. Aber das ist seine freie entscheidung. Absurd ist, das als anweisung zu bezeichnen und hinterher zu bejammern.

> mußte der ganze Quatsch ja langwierig nachgebessert werden

Abgesehen davon, dass schon in der neuregelung von 1996 zu viele kompromisse steckten, ist die «nachbesserung» oder «reform der reform» nichts anderes als ein aufstand der laien gegen die wissenschafter. Schon Schopenhauer ärgerte sich diesbezüglich über seinen verleger: «Daß ein Ladenmensch, ein Buchdrucker und seine schwarzen Myrmidonen aus dem Schmierloch die deutsche Sprache regieren wollen, ist nicht nur ein Übelstand, sondern eine Infamie.»

> Schreibregeln sind nun einmal nicht für die Schreibenden da, sondern für die Leser.

Ja, aber was nützt es dem leser, wenn es niemanden mehr gibt, der «richtig» schreibt? Eine gute ortografie (wie im finnischen, kroatischen und einigermassen im italienischen und im spanischen) nützt sowohl dem leser wie dem schreiber. Einen interessengegensatz gibt es nicht. Oder lesen etwa englisch- und deutschsprachige im internationalen vergleich besonders gut? Ich halte mich an den sprachwissenschafter Ronald Lötzsch (1997): «Theodor Ickler vertritt […] die These: ‹Die Orientierung an den Bedürfnissen des Lesers ist der Schlüssel zum Verständnis der Rechtschreibung und zur Beurteilung der Rechtschreibreform. Jeder von uns liest tausendmal mehr, als er schreibt.› Einmal abgesehen von der im Zeitalter von Fernsehen und Bildzeitung [und social media] sicher nicht der Realität entsprechenden Proportion 1:1000, zumal bei ‹jedem›, halte ich diese These für einen fundamentalen Trugschluß. Abweichungen von der verordneten orthographischen Norm, seien es Fehler oder Absicht, beeinträchtigen die Lesbarkeit nicht ernsthaft. Sie stören auch kaum. Oft bemerkt sie auch ein die Rechtschreibung im großen und ganzen beherrschender Leser überhaupt nicht. Die Orthographie muß aber für jeden leicht erlernbar sein, der die zu schreibende Sprache beherrscht oder erlernt. Sie muß so konstruiert sein, daß jedes durchschnittlich intelligente Kind ihre Regeln an der eigenen Sprachkompetenz zu überprüfen vermag. Das muß nicht bedeuten, daß jeder, der schreiben lernt, auch tatsächlich Hochdeutsch spricht. Die Kenntnis dessen, wie eigentlich zu sprechen wäre, kann jedenfalls beim heutigen Stand der innerdeutschen Kommunikation vorausgesetzt werden. Dies bedeutet, daß einer echten Reform nur das phonologische und, hinsichtlich Zusammen- und Getrenntschreibung, das grammatische Prinzip zugrunde liegen kann.»

> Was Reich-Ranicki angeht

… habe ich ihn eben deshalb zitiert, weil er sich gegen die reform ausgesprochen hat. Vielleicht lassen sich reformgegner wenigstens von reformgegnern beeindrucken. ;-)

> geben Sie dann Bescheid, wenn Sie 60 werden

Das war schon das problem der schriftsteller und anderer reformgegner. Sie warteten, bis ihnen jemand bescheid gab, statt sich selbst zu informieren, und dann war es zu spät. Womit sie übrigens auch die tese widerlegen, dass 1000 mal mehr gelesen als geschrieben werde. Reformgegner (mit ganz wenigen ausnahmen) schreiben 1000 mal mehr, als sie lesen.

> damit wir wissen, wann wir auf Sie nicht mehr hören dürfen?

Auf mich muss man nicht hören. Man kann die von mir zitierten autoren auch im original lesen. Man darf sich sogar bei ihnen und bei mir auf die weiter zurück liegenden äusserungen beschränken. Übrigens ist die sache mit dem alter nicht nur koketterie (die ich mir in meinem alter erlauben kann). Unsere rechtschreibung war schon immer und ist es seit 2004 noch viel mehr: gerontokratisch und männlich.

Geschrieben gemäss http://www.kleinschreibung.ch

 

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