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Re: Sonderzeichen in Wörtern

Autor:Jesse
Datum: Mo, 20.02.2017, 01:22
Antwort auf: Sonderzeichen in Wörtern (cede58)

Was ist richtig? Das Ziel des Genderings ist es ja gerade, der Sprache eine gute Ausdrucksmöglichkeit hinzuzufügen, die sie laut Meinung der Befürworter nicht besitzt. Das lässt sich nicht mit richtig/falsch bewerten. Beim Gendering soll gerade nicht den Regeln der bisherigen Sprache entsprochen werden, sondern die Sprache verändert werden. Das kann man ablehnen. Man kann auch das ganze Grundziel bereits als verfehlt ansehen, nachdem die deutsche Sprache keinen Sexus (ein biologisches Geschlecht), sondern nur einen Genus (ein grammatisches Geschlecht) kennt. Aber das ist keine Rechtschreibfrage.

Eine Möglichkeit in allen Fällen auch der bisherigen Rechtschreibung zu entsprechen ist beide Formen auszuschreiben: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. So macht das auch die amtliche Regelung. Die amtliche Regelung enthält aber im Übrigen keine Regeln, wie man im Übrigen korrekt gendert. Ebenfalls korrekt ist die Schreibung mit Bindestrich und Schrägstrich: Mitarbeiter/-innen.

Alles andere gibt es bisher nicht. Der Unterstrich hat keine Funktion in der deutschen Sprache, eine Großschreibung mitten im Wort gibt es nicht. Der Asterisk (*) hat als Zeichen bisher auch einen sehr eingeschränkten Anwendungsbereich (als Fußnotenzeichen und für Geburtsdaten). Ihn als Gender-Star zu benutzen ist aber sprachlich nicht völlig systemwidrig. Es handelt sich um eine Entlehnung. Viele heute alltägliche Wörter wurden irgendwann aus einer anderen Sprache entlehnt und noch heute entlehnen wir ständig Wörter, aktuell meistens aus dem Englischen. Die konkrete Entlehnung ist ein Ausnahmefall, weil erstens kein Wort, sondern ein Zeichen entlehnt wird und zweitens nicht aus einer anderen tatsächlich gesprochenen Sprache entlehnt wird, sondern aus der Sprache von Computern. Bei Computern steht der Asterisk für einen Platzhalter oder eine Wildcard. Für den Gender-Star wird genau diese Funktion des Zeichens übertragen. Es handelt sich also einfach um eine Entlehnung – wenn auch um eine etwas ungewöhnliche. Über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Entlehnungen kann man immer streiten – das wird ja bei Anglizismen auch häufig getan. Aber wir sind da wie gesagt nicht bei der Frage richtig oder falsch.

Ein zweiter Aspekt. Es gibt nur eine amtliche Regelung zur Rechtschreibung. Die ist nur im amtlichen Gebrauch verbindlich. Eine private Firma kann für den internen Schriftverkehr eigene, ganz andere Regeln aufstellen. Wenn eine Firma intern den Gender-Star vorschreibt, dann ist das eben so. Auch das ist keine Frage von richtig oder falsch. Der einzelne Mitarbeiter kann das natürlich ablehnen und versuchen es nicht zu befolgen. Das würde ich wohl auch versuchen. Aber am Ende ist er als Mitarbeiter der Firma an die Regelung der Firma gebunden und nicht an die amtliche Schreibung.

 

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Beiträge zu diesem Thema

Sonderzeichen in Wörtern
cede58 -- So, 19.2.2017, 02:48
Re: Sonderzeichen in Wörtern
Jesse -- Mo, 20.2.2017, 01:22
Re: Sonderzeichen in Wörtern
Pumene -- Mo, 20.2.2017, 11:48