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Re: Verdächtiger/Verdächtigter

Autor:Pumene
Datum: Di, 03.10.2017, 10:03
Antwort auf: Re: Verdächtiger/Verdächtigter (Julian von Heyl)

> Karlheinz sprach aber nur von "ein
> Verdächtiger", was zwar nicht das bedeutet, wovon er denkt,
> dass es das bedeutet – darin sind wir uns ja alle einig –,
> aber zumindest grammatisch korrekt ist.

Nach Deinen um 02:23 Uhr genannten Fundstellen kann man das so absolut gar nicht schreiben.

was zwar in den seltensten/selteneren Fällen das bedeutet, wovon er denkt, dass es das bedeutet – darin sind wir uns ja alle einig –, aber zumindest grammatisch korrekt ist.

Ich denke, aus dem Kontext wird sowie klar, was „ein Verdächtiger“ bedeutet, das ist bei Wortdubletten meistens kein Problem (ein/dessen Gläubiger/Frommer versus ein/dessen Gläubiger/Geldgeber - alle anderen Formen sind different), aber die von Karlheinz angenommene Überlegung, dass »„ein Verdächtiger“ einer ist, der einen anderen verdächtigt«, während »wer verdächtigt wird, ist ein Verächtigter« ist so absolut geschrieben falsch, wie Du ja schon am 3.1.2016 - worauf ich in meiner ersten Antwort verwiesen habe - geschrieben hattest.

Genug. (Der unbefangene Leser wird meiner Meinung nach bei „ein Verdächtiger“ in nahezu 100% an „den Verdächtig(t)en“ und nicht an „den Verdächtigenden“ denken.)

Gruß

Pumene

PS:

Wenn der Plural „seine Verdächtiger“ möglich ist, müsste ja auch der Singular der/ein Verdächtiger möglich sein:

Rechtspflege:

Wer seinen Nebenmenschen des Meuchelmordes verdächtigt, und wäre der Verdächtiger die höchste Staatsgewalt des Landes, so selbst der Landesherr, was fordert die Gerechtigkeit für eine Genugthuung, wenn eine solche Verdächtigung sich als schändliche Verleumdung erweiset.
aus:
Allgemeiner Anzeiger, Nationalzeitung der Deutschen, Nr. 236, Seite 2999/3000 rechte Spalte (3000), Sonnabends, den 31. August 1833

Wenn es das Wort der „Verdächtiger“ (mit bestimmten Artikel) in dieser Bedeutung gibt, ist es auch nicht auszuschließen, dass das Wort ein „Verdächtiger“ (mit unbestimmten Artikel) in dieser Bedeutung geben könnte.
Insofern steckt in Karlheinz' Antwort ein Körnchen Richtiges.

Hier ein Literatur-Fund, wo „ein Verdächtiger“ meiner Meinung nach diese aktive Bedeutung haben könnte (oder auch nicht?):
Ich mußte keine Meldung machen, weil ich befürchtete, daß mich P. deswegen mißhandeln würde. […] „Ich tat es, damit ich von meinen Mitgefangenen nicht als ein Verdächtiger und Spion angesehen würde.“

aus:

Die Haschischsucht, Psychopathologie, Klinik, Soziologie, Kriminologie von Dr. Michael G. Stringaris, Athen, Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1939, Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, herausgegeben von O. Bumke, O. Foerster, E. Rüdin, H. Spatz, Heft 68, Seite 22

Dativ

In der Tendenz, die von Jahve etwa verhängte Strafe auszuführen, zeigt sich in diesem Satan auch noch die Idee des Strafengels, welche an andern angeführten Stellen des Alten Testaments zwar auftritt, wo aber die strafende Macht noch nicht zu einem Satan verdichtet ist, daher noch keine Spur von einem Verdächtiger, wie im Buche Hiob, noch von einem Ankläger oder Anfeinder, wie bei Zacharias.

aus:

Geschichte des Teufels von Gustav Roskoff, Erster Band, Leipzig, F.A.Brockhaus, 1869, Seiten 197/198

Akkusativ

Es war nun am Morgen des 22. Mai, als nach aufgehobener Sitzung Herr Sumner schreibend an seinem Platze im Sitzungssaal saß, daß R.S. Brook, ein Neffe des Senators Butler, Mitglied des Hauses von Süd-Carolina sich dem Sitze von Herrn Sumner (wie behauptet wird von hinten) näherte, ihn einen Verläumder Süd-Carolina's, einen Verdächtiger seines alten Verwandten nannte und im nächsten Augenblicke einen schweren Gutta Percha Stock erhob und damit Sumner mit der größten Gewalt so lange über den Kopf schlug, bis er ihn fast todt geschlagen hatte.

aus:

Geschichte der Vereinigten Staaten von der frühesten Zeit bis zur Administration von James Buchanan, von Dr. J.A. Spencer, 3. Band New York, Johnson Fey & Compagnie 27 Beckmann Straße, Seite 467

 

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