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Hallo Birgit Fath-Jakusch

Der Fachausdruck „Imperfekt“ ist für die (im Deutschen synthetisch gebildete) (Bedeutung und grammatische Kategorien in einem Wort) Vergangenheitsform, die man besser Präteritum nennen sollte, nicht recht geeignet. Er stammt aus dem Lateinischen (tempus praeteritum imperfectum) und grenzt dieses gegen das (im Deutschen analytisch gebildete) (Bedeutung und grammatische Kategorien auf mehrere Wörter verteilt) Perfekt (tempus praeteritum perfectum) ab. Im Lateinischen hatte diese Bezeichnung Sinn, weil zum Beispiel der unvollendete Aspekt gegen den vollendeten Aspekt abgegrenzt wurde.

In der deutschen Sprache ist das aber nicht der Fall. Wenn man unbedingt lateinische Fachbegriffe benutzen will, ist „Präteritum“ geeigneter als „Imperfekt“.

Das Präteritum ist im Süddeutschen und im mündlichen Sprachgebrauch bis auf Reste verschwunden und ist die typische Erzählform im schriftlichen Sprachgebrauch. Ein unvollendeter Aspekt als Abgrenzung zu einem „vollendeten“ Aspekt, den das analytische „Perfekt“ haben würde, spielt in der deutschen Sprache keine Rolle. Deswegen ist „Präteritum“ geeigneter als „Imperfekt“.

Vorvergangenheits-Aspekte und sogar Vorvorvergangenheitsaspekte können durch Plusquamperfekt oder durch geeignete Wörter aus dem Bereich der Adverbien der Zeit ausgedrückt werden, ein Ultraplusquamperfekt (Plusquamperfekt II) ist nicht notwendig.

Andere Sprachen kommen auch ohne so viele Zeitaspekte aus oder haben sogar noch mehr Zeiten oder auch andere Zeiten. Bei ihnen können auch andere Gesichtspunkte (betreffend der „Tempus“-Formen) eine Rolle spielen. Das aus dem Niederländischen abstammende Afrikaans hat (wie das mündliche Süddeutsche) das (synthetische) Präteritum (bis auf geringe Reste) vollständig abgeschafft und durch das (analytische) Perfekt ersetzt.

Aus alten Perfekt-Formen können in der deutschen Sprache sich auch neue Präsens-Formen entwickeln (wissen, Modalverben; Präteritopräsentien).

Resümee:

Für die synthetische Verbform, die im Deutschen für die schriftliche Erzählform benutzt wird, ist der Fachausdruck, wenn er aus dem Lateinischen stammen soll, „Präteritum“ geeigneter als „Imperfekt“, ein deutsches Pendant wäre Vergangenheit (eins) im Gegensatz zur „zweiten“ Vergangenheit (=Perfekt).

Gruß

Pumene