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Re: "hing" oder "aufgehangen war"?

Autor:Pumene
Datum: Do, 24.09.2020, 17:44
Antwort auf: Re: "hing" oder "aufgehangen war"? (Wolfram Jörke)

> Ich glaube hier ist richtig gemeint, aber falsch geschrieben, etwas durcheinander geraten. Hing ist intransitiv und hängte ist transitiv. Bitte kontrollieren!

So steht es ja auch in meinem damaligen Beitrag:

aufgehangen war ist auf jeden Fall falsch, obwohl viele Menschen so reden. Die korrekte Form heißt „aufgehängt war“. Es ist das Plusquamperfekt Handlungspassiv [oder Präteritum Zustandspassiv] [aufgehängt (worden) war] zum transitiven„hängen, hängte, gehängt“. Das Wort „aufhängen“ kann nur so benutzt werden, da man „etwas aufhängt“ (Wäsche, Handtuch und so weiter). Das heißt, das transitiven „hängen“ oder „aufhängen“ erfordert ein Akkusativobjekt, wen oder was hänge ich (ich handele{!}) [auf]?
ich hänge etwas auf, ich hängte etwas auf, ich habe etwas aufgehängt, ich hatte etwas aufgehängt (Aktiv)
es wird etwas aufgehängt, es wurde etwas aufgehängt, es ist etwas aufgehängt worden, es war etwas aufgehängt worden (Handlungspassiv)
es ist etwas aufgehängt, es war etwas aufgehängt, es ist etwas aufgehängt gewesen, es war etwas aufgehängt gewesen (Zustandspassiv)
Das intransitive (Beschreibung eines Zustandes) Hängen hat die Vergangenheitsformen „hing, gehangen“. (etwas hängt an der Leine, Zustand).
„hing“ ist also richtig, es ist das Präteritum (früher sagte man „Imperfekt“) zum intransitiven „hängen“.
ich hänge, ich hing, ich habe gehangen, ich hatte gehangen (Aktiv), bzw.
das Handtuch hängt, das Handtuch hing, das Handtuch hat gehangen, das Handtuch hatte gehangen. (Aktiv)
Ein Handlungspassiv oder Zustandspassiv gibt es hier nicht.
Das Partizip II (früher Partizip Perfekt Passiv genannt) „gehangen“ gibt es zwar, es passt hier aber nicht. Ein Partizip II „aufgehangen“ gibt es jedenfalls auf keinen Fall.
Vergleich: stehen = intransitiv, stellen = transitiv, sitzen = intransitiv, setzen = transitiv, liegen = intransitiv, legen = transitiv, hängen [früher: „hangen“] = intransitiv, hängen = transitiv, aufhängen = immer transitiv, rumhängen = immer transitiv. Okay?

Der von Dir monierte Fehler wurde von mir leider nicht gefunden,

Gruß

Pumene

Anmerkung:

Aus dwds:

https://www.dwds.de/wb/hängen#1

hängen Vb. ‘am oberen Ende schwebend befestigen’ (transitiv) bzw. ‘oben befestigt sein’ (intransitiv). Das starke, ehemals reduplizierende Verb ahd. hāhan (transitiv) ‘(auf)hängen, kreuzigen’ (um 800; vgl. zuohāhan ‘aufhängen’, 8. Jh.), mhd. hāhen (transitiv und intransitiv) ‘hängen’, (md.) hangen (14. Jh.), asächs. hāhan (transitiv), mnd. hangen (transitiv und intransitiv), mnl. hanghen, nl. hangen (transitiv und intransitiv), aengl. hōn (transitiv und intransitiv), anord. hanga (transitiv und intransitiv), got. hāhan (transitiv) setzt germ. *hanhan voraus, das in den Einzelsprachen teilweise Nasalschwund mit Ersatzdehnung aufweist; im Dt. und Nl. später auftretendes ng wird aus den Präteritalformen übernommen. Außergerm. vergleichbar sind hethit. gank- ‘hängen, wiegen’ und wohl auch aind. śáṅkatē ‘zweifelt, befürchtet, ist mißtrauisch, sorgt sich’, lat. cūnctārī ‘zögern, zaudern’, so daß von einer Wurzel ie. *k̑enk-, *k̑onk- ‘schwanken, hängen, geistig in der Schwebe sein’ ausgegangen werden kann. Neben dem starken Verb steht ein intransitives schwaches ēn-Verb ahd. hangēn ‘hängen, abhängig sein’ (8. Jh.), anord. hanga, got. hāhan (Prät. hāhaida), ein intransitives schwaches ōn-Verb asächs. hangon, aengl. hangian und ein transitives schwaches jan-Verb ahd. hengen ‘erlauben, gehorchen, denken’ (9. Jh.; vgl. gihengen ‘zustimmen, erlauben, zulassen’, 8. Jh.), mhd. (md.) hengen ‘(die Zügel) hängen lassen, nachjagen, geschehen lassen, gestatten’, auch md. obd. ‘aufhängen’ (obd. nhd. ↗henken, s. d.), mnl. henghen ‘zugestehen’, nl. gehengen ‘erlauben’, anord. hengja ‘hängen’. Im Mhd. mischen sich starke und schwache Präteritalformen, indem transitives hienc (zu hāhen) auch die intransitive Bedeutung von hangete (zu hangēn) übernimmt; vgl. mhd. (transitiv) sie hienc daʒ houbit neben (intransitiv) nū hienc ein tavele vor dem tor. Ferner wird (vom 12. Jh. an) intransitives hangen (aus ahd. hangēn) auch transitiv wie hengen verwendet. Von hāhen bleiben im Nhd. lediglich die Präteritalformen erhalten. Die aus alledem resultierende Gebrauchsunsicherheit wird erst im 19. Jh. dahingehend geregelt, daß der intransitive Gebrauch einem starken (hängen, hing, gehangen), der transitive einem schwachen Verb (hängen, hängte, gehängt) zugewiesen wird. Vgl. Rissleben D. Gesch. d. Verbgruppe „hāhan – hangēn – hengen – henken“, Phil. Diss. Greifswald (1931)

https://www.dwds.de/wb/behängen

Das Verb „behängen“ ist ein transitives Verb. Nach dwds ist außer behängte, hat behängt auch behing, hat behangen (der Duden führt das Wort „behangen**“ nur als Adjektiv — Erklärung „Herkunft vom Partizip II“ auf), anders als beim „transitiven hängen nicht als landschaftlich* „hing, gehangen“, sondern als ebenbürtige Form auch richtig.
„besitzen“ ist anders als „sitzen“ ein transitives Wort, „bestehen“ anders als „stehen“ ebenfalls ein transitives Wort, so dass transitive Formulierungen wie besaß (irgendetwas) oder bestand (z.B die Prüfung) korrekte Formulierungen im Präteritum sind, analog dazu kann man sich „behing“ statt „behängte“ vorstellen.
Der Duden kennt „behing“ nicht.)
(besetzen und bestellen gibt es natürlich auch)

behängen
Grammatik Verb · behängt, behängte, hat behängt
Grammatik Verb · behängt, behing, hat behangen
Aussprache
Worttrennung be-hän-gen
Wortzerlegung ↗be- ↗hängen2
Wortbildung mit ›behängen‹ als Grundform: ↗Behang · ↗behangen · formal verwandt mit: ↗bunt behangen ... 6 weitere
Bedeutungsübersicht+
1. etw. an etw., jmdn. hängen
a) ...
b) ⟨etw. ist mit etw. behangen⟩ an etw. hängt etw.
2. [Jägersprache] ...
eWDG, 1967
Bedeutungen
1.
etw. an etw., jmdn. hängen
a)
Beispiele:
die Wand mit Bildern, mit einem Wandteppich behängen
sie behängte die Leine mit Wäsche
er hat den Haken mit Kleidungsstücken behängt
der Christbaum wurde von den Eltern mit Silberfäden behängt
ein mit Girlanden behängter Zaun
Rebekka behing […] die Kamele mit Amuletten [↗ Th. MannJoseph3,212]
[Jachmann] taucht […] von neuem auf, mit einem sehr umfangreichen Paket behängt [↗ FalladaKleiner Mann237]
umgangssprachlich, abwertend ⟨sich mit Schmuck behängen⟩sich überreich schmücken
Beispiel:
du hast dich ja wieder mit Schmuck behängt

*
hängen
Grammatik Verb · hängt, hängte, hat gehängt
Nebenform landschaftlich hängen · Verb · hängt, hing, hat gehangen
Aussprache [ˈhɛŋən]
Worttrennung hän-gen
Wortbildung mit ›hängen‹ als Erstglied: ↗Hängung · mit ›hängen‹ als Letztglied: ↗abhängen2 ... 20 weitere
Bedeutungsübersicht+
1. etw., jmdn. an einer bestimmten Stelle oben befestigen und nach unten schweben lassen
[bildlich] ...
2. ⟨sich an etw., jmdn. hängen⟩ sich an etw., jmdn. heften
3. [umgangssprachlich] ⟨etw. an etw., jmdn. hängen⟩ etw. an etw., jmdn. verschwenden, vergeuden
eWDG, 1969
Bedeutungen
1.
etw., jmdn. an einer bestimmten Stelle oben befestigen und nach unten schweben lassen
Beispiele:
ein Bild an die Wand hängen
er hat seinen Hut an den Kleiderhaken gehängt
der Junge hängte sich an den Wagen
... 9 weitere Beispiele
Fred hing den Schlüssel an einen großen Nagel [↗ Böll Wort 90]
die Ratte ... hing sich an ihr langes Schürzenband [↗ Fallada Murkelei 172

** https://www.duden.de/rechtschreibung/behangen

Herkunft
mittelhochdeutsch behangen, 2. Partizip von: behāhen = behängen

 

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