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Re: Grafik o. Graphik

Autor:Pumene
Datum: Di, 06.10.2020, 21:42
Antwort auf: Re: Grafik o. Graphik (Ivan Panchenko)

> Im griechischen Alphabet gibt es
> neben dem Theta (θ th) das Tau (τ t),
> während f eindeutig dem Phi zugeordnet werden kann, ...

Nach der ersten Möglichkeit, die griechische Sprache zu verschriftlichen (mit der Silbenschrift „Linear B“), und den schriftlosen Jahrhunderten entlehnten die Griechen „die phönizischen Zeichen“, die ursprünglich eine Konsonantenlautschrift waren, wo ein Zeichen einen Laut darstellte und dieser eine Laut nur durch dieses Zeichen dargestellt wurde.

Aus dem neunten Zeichen der Phönizier, dem TET, der für das „emphatische T“ benutzt wurde, machten die Griechen das THETA, den sie — in ihrer indogermanischen Sprache gab es, anders als in der semitischen Sorache der Phönizier, kein „emphatisches T“ — für das „behauchte T“ verwendeten. In den ganz alten griechischen Alphabeten war das THETA an Stelle neun, durch den Wegfall des WAU/DIGAMMA (Nummer sechs) rückte es an Stelle acht vor.

Das letzte Zeichen der phönizischen Vorlage, das TAU, wurde im griechischen Alphabet für das „unbehauchte T“ verwendet. Ursprünglich war es auch in den ersten griechischen Alphabeten auch das letzte Zeichen, dann kam noch als Nummer zwanzig die Vokalvariante [zuerst U, später Y] des Halbvokals WAU [zur Unterscheidung der als Nummer sechs — später verschwundenen— Konsonantvariante (siehe oben) [W]] dazu und noch später die griechischen Eigenerfindungen PHI, CHI, PSI und OMEGA.

So gab es die Dentalvarianten DELTA (d, Nummer vier), THETA (th, Nummer acht [behauchtes T = t + h]) und TAU (t, Nummer neunzehn). Weil auf dem Weg über die Westgriechen und Etrusker das griechische Alphabet zu den Lateinern/Römern kam, die den „TH“-Laut nicht hatten, gibt es für das THETA-Zeichen keinen Nachfolger mehr und so ist es aus den meisten lateinischen Schriften verschwunden. Da wo es existiert (z.B. Isländisch), ist es wieder neu dahin gekommen.

Analog dazu gab es die Labialvarianten BETA (b, Nummer zwei), PI (p, Nummer sechzehn = unbehauchtes P) und die griechische Eigenerfindung PHI (ph, Nummer zwanzig = behauchtes P [p + h]). Das PHI-Zeichen wurde aber nicht in das lateinische Alphabet übernommen.

Entsprechend auch die sogenannten „Gutturalvarianten“ GAMMA (g, Nummer drei), KAPPA (k, Nummer zehn) und die griechische Eigenerfindung CHI (ch, Nummer einundzwanzig). [Was aus dem „Kehl-K“ (QOPPA) wurde, ist noch eine eigene Geschichte.] Das KAPPA wurde für das unbehauchte K, das CHI ursprünglich für das behauchte k [k + h] benutzt. Auch das CHI gelangte nicht in das lateinische Alphabet.

Aus den behauchten Lauten „p + h“, „k + h“ und „t + h“ entstanden später Reibelaute, nämlich „f“, „ch“ und der „scharfe Lispellaut“. Während diese Ausspracheveränderung bezüglich der Labialreihe, Dentalreihe und „Gutturalreihe“ vermutlich zum vergleichbaren Zeitpunkt vor sich ging, machte die deutsche Aussprache der altgriechischen Laute an den humanistischen Bildungseinrichtungen diese Ausspracheveränderung nicht mit; man sprach zwar F für PHI und CH [dunkel und hell] für CHI, aber bloß T für THETA (und NICHT den scharfen Lispellaut, sodass man an der Aussprache T nicht erkennen kann, ob es mit T oder mit TH geschrieben wird). Das ist zwar nicht logisch, aber es hat sich so entwickelt.

Als die griechischen Fremdwörter in die verschiedenen Sprachen übernommen wurden, wurde im Deutschen PH, CH und TH benutzt, in anderen Sprachen wurde aber teilweise anders vorgegangen.

Im Deutschen gibt es für den Laut F ein eigenes Zeichen (F, entstanden aus dem WAU, Nummer sechs des phönizischen Konsonantenalphabets; die Römer benutzten es für das „harte F“ und schrieben ganz zuerst auch HF oder FH), für CH gibt es keinen Buchstaben und der harte Lispellaut existiert nicht in der deutschen Sprache.

So ist es nicht verwunderlich, dass Wörter, die aus dem griechischen stammten, in der deutschen Sprache nach und nach auch mit „f“ geschrieben wurden, auch ist das „p“ (ohne das h) ja in der deutschen Sprache anders besetzt.

Bei den Rechtschreibreformen wurden zwar einige Schreibweisen von Wörtern mit TH zu T vereinfacht, aber für Wörter, die aus dem Altgriechischen stammen, ist solch eine Vereinfachung nicht üblich geworden.

So ist es nicht gekommen, dass man Orthographie/Orthografie ohne H nach dem T schreiben kann.

Gruß

Pumene

 

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Grafik o. Graphik
anonymous -- So, 22.2.2009, 18:04
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Julian von Heyl -- So, 22.2.2009, 18:18
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