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Re: im Dunkeln/im Dunklen

Autor:Pumene
Datum: Di, 08.12.2020, 18:35
Antwort auf: Re: im Dunkeln/im Dunklen (Frank)

> Nach meinem Gefühl ist im Dunklen ein substantiviertes Adjektiv, das alles Dunkle umschreibt. Dunk(e)le Gedanken, dunkle Seelenzustände und die dunkle Nacht. Wir sehen Licht in dem Dunklen ist etwas anderes als wir sehen Licht im Dunkeln. Letzteres ist ein Substantiv und umschreibt synonym die Dunkelheit, also das Fehlen von Licht.

Was an deinen Überlegungen falsch ist, ist, dass das Sustantiv „das Dunkel“ (= „die Dunkelheit“) im Dativ (Singular) kein —n hat, also: das Dunkel, des Dunkels, dem Dunkel, das Dunkel.

Die Formulierung „im Dunkeln“ ist also nicht der Dativ vom Substantiv „das Dunkel“ (= die Dunkelheit), sondern vom substantivierten Adjektiv,

Gruß

Pumene

https://www.duden.de/rechtschreibung/Dunkel

das Dunkel der Nacht
es herrschte völliges Dunkel
im Dunkel des Waldes
der Weg war in tiefes Dunkel gehüllt

SINGULAR
NOMINATIV das Dunkel
GENITIV des Dunkels
DATIV dem Dunkel
AKKUSATIV das Dunkel

Anmerkung zur Ausgangsfrage:

Die e—Tilgung von im dunk(e)l(e)n/Dunk(e)l(e)n kann vor oder nach dem „l“ stattfinden.
Wenn es als attributives Adjektiv vor einem Substantiv verwendet wird, ist die „im dunklen“-Form häufiger.

https://grammatikfragen.de/showthread.php?1116-Heisst-es-quot-im-dunklen-quot-oder-im-quot-dunkeln-Zimmer-quot

Wenn es als substantiviertes Adjektiv verwendet wird, kommt mir die Form „im Dunkeln“ geläufig vor, ohne dass ich einen Interpretationsunterschied sehe. Ob dabei die Nähe von der Substantiv-Form „im Dunkel“ eine Rolle spielt, wage ich nicht zu beurteilen.

In Ihrer Grammatikfrage geht es darum, wie der Dativ Singular Neutrum des Adjektivs dunkel in der schwachen Flexion gebildet wird. Zur Unterscheidung zwischen starker und schwacher Flexion beachten Sie den folgenden Beitrag:

http://www.grammatikfragen.de/showth...3-bzw.-%84n%93

Für die entsprechende Form machen Sie zwei Vorschläge:
Beispiel
dunklen
dunkeln

Schlägt man Ihren Zweifelsfall im Duden 9 Richtiges und gutes Deutsch nach, dann heißt es dort, dass bei Adjektiven, die auf -el enden, in der Deklination und im Komparativ ein e wegfällt. Dies wird damit erklärt, dass so eine Häufung von unbetonten Silben verhindert werden soll. Würde man das Adjektiv nämlich ausformulieren, würde es heißen:

Beispiel
dunkelen

Dort würde die unbetonte Silbe el und die unbetonte Silbe en aufeinandertreffen, was zu vermeiden gilt. Entsprechend gibt es laut Dudengrammatik (Randnummer 494) zwei Möglichkeiten:

1. Das e vor der Flexionsendung wird weggelassen. Es heißt dann beispielsweise:
Beispiel
ein dunkler Wald
in einem dunklen Wald
im dunklen Zimmer

2. Das e der Flexionsendung wird weggelassen, sodass es lauten würde:
Beispiel
in einem dunkeln Wald
im dunkeln Zimmer

Von dieser zweiten Möglichkeit wird laut Dudengrammatik im Deutschen jedoch wenig Gebrauch gemacht. Es scheint eher veraltet zu sein und so nur in bestimmten Wortkombinationen aufzutreten, wie beispielsweise:
Beispiel
im dunkeln Hain

Aus sprachsystematischer Sicht sind jedoch beide Varianten begründbar, sodass beide Varianten verwendet werden können.

Sprachgebrauch[Text ausblenden]

Um zu überprüfen, welche Variante im Sprachgebrauch präferiert wird, wurde mithilfe von COSMAS II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), und Google nach beiden Varianten gesucht. Dabei ergab sich folgendes Ergebnis:

COSMAS II Google
dunkelen ca. 57 Treffer ca. 85.900 Treffer
dunklen ca. 104.400 Treffer ca. 14.000.000 Treffer
dunkeln ca. 5.290 Treffer ca. 5.760.000 Treffer

Die Tabelle zeigt, dass die e-Tilgung tatsächlich am ehesten vor der Flexionsendung vorgenommen wird. Dennoch treten beide von Ihnen Varianten frequentiert auf, sodass sie beide fester Bestandteil des Sprachgebrauchs sind.

Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.

Fazit: Beide Ihrer Varianten sind möglich, wobei die nachfolgende Variante von Sprachbenutzern voraussichtlich präferiert werden würde:

Beispiel
im dunklen Zimmer

https://www.korrekturen.de/wortliste/im_dunkeln.shtml

Wortliste: im dunkeln / im Dunkeln
Rechtschreibung
bis 1996
Reformschreibung
1996 bis 2004/2006
Heutige Rechtschreibung
seit 2004/2006
bis 1996 im dunkeln (im ungewissen)
1996 bis 2004/2006 im Dunkeln (im Ungewissen)
Heutige Rechtschreibung seit 2004/2006 im Dunkeln (im Ungewissen);
die Polizei hatte keine Spur, sie tappte völlig im Dunkeln;
er hatte alle über seine Absichten im Dunkeln gelassen;
seine Spuren verloren sich im Dunkeln
bis 1996 im Dunkeln (in der Dunkelheit)
1996 bis 2004/2006 im Dunkeln (in der Dunkelheit)
Heutige Rechtschreibung seit 2004/2006 im Dunkeln (in der Dunkelheit);
nach dem Stromausfall lag die ganze Stadt im Dunkeln;
im Dunkeln ist gut munkeln

Der Wegfall des zweiten „e“ bei dem attributiv gebrauchten Adjektiv im Dativ (im dunkeln ... statt im dunklen ...) ist wohl die ältere Variante:

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?“

https://gfds.de/adelig-versus-adlig-2/

Früher hat man in solchen Fällen das e nicht im Adjektivstamm, sondern in der Flexionsendung -en weggelassen. Dann hieß es z. B. im dunkeln Hain.

Ob für den Unterschied der beliebtesten Form des attributiv gebrauchten Adjektivs dunkel (im dunklen (z.B.) Wald) und dem substantivierten Adjektivs (im Dunkeln) die Tatsache eine Rolle spielt, dass es auch noch das Verb „dunkeln“ gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Vergleiche:

das dunkle Tal und ein dunkles Tal und ... dunkles Tal (attributiv gebrauchtes Adjektiv; schwache, gemischte, starke Deklination)
im dunklen Tal [veraltet: im dunkeln Tal] und in einem dunklen Tal und in ... dunklem Tal

das Dunkle und ein Dunkles und ... Dunkles (substantiviertes Adjektiv; schwache, gemischte, starke Deklination)
im Dunkeln (neben:) im Dunklen und in einem Dunklen und in ... Dunklem

das Dunkel (Substantiv)
im Dunkel

das Dunkeln (substantivierter Infinitiv des Verbs „dunkeln“)
im Dunkeln

 

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