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Re: Komma zwischen Hauptsatz und Satzgefüge

Autor:Pumene
Datum: Do, 25.02.2021, 14:48

Noch ein Brief von Dr. Bopp:

Guten Tag ... ,
die Satzkonstruktionen sind nicht analog. Ein beiden Fällen werden zwei selbstständige Sätze durch „und“ gleichrangig miteinander verbunden. So viel haben die Sätze gemeinsam. Nun zu den Unterschieden:

Im ersten Satz steht vor dem „und“ ein Satzgefüge, das mit einem Nebensatz endet. Dieser Nebensatz muss nach § 72 E1 der amtl. Rechtschreibregelung mit einem Komma abgeschlossen werden, auch wenn ein „und“ folgt. (Wenn Sie kein Komma nach „und“ setzen, verbindet das „und“ gleichrangig, das heißt, was folgt, gehört auf dieselbe Ebene wie der Nebensatz. Durch das Komma wird sozusagen angegeben, dass wieder auf die übergeordnete Ebene zurückgekehrt wird, wo das „und“ gleichrangig einen selbständigen Satz mit einem selbständigen Satz verbindet.)

Im zweiten Satz schließt das „und“ ein Satzgefüge an, das mit einem Nebensatz beginnt. Vor dem „und“ kann – wie bei allen mit „und“ verbundenen selbstständigen Sätzen – ein Komma gesetzt werden. Nach dem „und“, das die beiden Satzgefüge verbindet, steht keine Komma. Eine Regel, die dies explizit ausdrückt, kann ich nicht angeben. Das ist häufig so, wenn kein Komma steht, denn die amtl. Regeln geben vor allem an, wo Satzzeichen gesetzt werden. Es gibt nur wenige Angaben, wo kein Komma stehen soll.

Die Komma werden also wie folgt gesetzt:

- Er hat gesehen, dass sie gegangen ist, und dann hat sein Telefon geklingelt.
- Dass sie gegangen ist, hat er gesehen[,] und dann hat sein Telefon geklingelt.

- Das Wetter war schlecht[,] und obwohl sie keinen Regenschirm dabei hatte, ging sie nach draußen.
- Das Wetter war schlecht[,] und sie ging nach draußen, obwohl sie keinen Regenschirm dabei hatte.

Dies ist nicht nur meine Meinung. Da Sie offenbar den Duden als Richtschnur nehmen, möchte ich Sie hierauf aufmerksam machen:

Duden, „Komma Punkt und alle anderen Satzzeichen“, 2011, Punkt 126. Dort steht im Zusammenhang mit durch „und“ verbundenen Hauptsätzen u. a.:

„Das Komma sollte gesetzt werden, wenn einer der gleichrangigen Sätze weiter ausgebaut ist […] Es waren schlechte Zeiten[,] und um zu überleben, nahm man es mit vielen Dingen nicht so genau.“

In Duden, „Gutes und richtiges Deutsch“, 2016, Stichwort „und“, Punkt 7 „Zeichensetzung“:

[…] Das Komma kann auch weggelassen werden, wenn und ein Satzgefüge anschließt, das mit einem Nebensatz oder einer Infinitivgruppe beginnt: Ich habe ihn oft besucht[,] und wenn er in guter Stimmung war, saßen wir bis spät in die Nacht zusammen. Es waren schlechte Zeiten[,] und um zu überleben, nahm man es mit vielen Dingen nicht so genau. […]

Auch hier steht vor dem „und“ ein fakultatives Komma und nach dem „und“ kein Komma.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Bopp

Gruß

Pumene

 

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Komma zwischen Hauptsatz und Satzgefüge
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