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Re: Genitivsubstitution

Autor:Pumene
Datum: Mo, 22.03.2021, 21:40
Antwort auf: Re: Genitivsubstitution (Kakadu5)

> Hallo, heißt es also schriftsprachlich „wegen eines der Männer“
> und nicht „wegen einem der Männer“. Für mich hört sich das
> merkwürdig an.

> „wegen eines der Kinder“ hört sich hingegen korrekt an.

> ja, es stimmt, dass die Regel nur für den Plural gilt.

> Meine Vermutung ist, dass hier im Süddeutschen der Dativ so
> stark ist, dass in selteneren Fällen (eines der Männer) man ins
> Straucheln kommt. Es hört sich sehr komisch an, als sei Mann
> Neutrum.

Drei Zitate aus:

https://grammis.ids-mannheim.de/fragen/67

Erstens:

Suchausdruck Google DeReKo*

wegen eines ~8.530.000 75.118
wegen einem ~1.820.000 1.012

Zweitens:

Wêgen, eine Präposition, welche jederzeit mit der zweyten Endung oder dem Genitive des Nennwortes verbunden wird, und das Verhältniß der bewegenden Ursache bezeichnet. [...] Fehlerhaft ist es, wenn diese Präposition im Oberdeutschen so gern mit dem Dative verbunden wird. Er ist wegen seinem Fleiße belohnet worden, für wegen seines Fleißes.
[Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch: Wegen. Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793-1801. Bd. 4, S. 1428.]

Drittens:

Soweit sich für das heutige Deutsch überhaupt so etwas wie die Bedeutung eines Kasus ausmachen lässt, liegen Genitiv und Dativ in vielen Verwendungen nah beieinander und besagen, dass da etwas ist, was anderem zukommt, widerfährt, gehört oder einfach zuzuordnen ist. Wie nah beides zusammen liegt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Sprecher des von Adelung kritisierten "Oberdeutschen" problemlos ganz ohne Genitiv auskommen – nicht anders übrigens als Sprecher und Schreiber des Italienischen und Französischen, in deren Sprachen im nominalen Bereich längst eine Präposition (di bzw. de) die Funktion der Genitivendung übernommen hat.

Gruß

Pumene

* Was sich dabei zum Gebrauch von wegen finden lässt, unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem, was Recherchen in "gepflegteren" Textkorpora wie dem DeReKo (Deutsches Referenz Korpus) des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim) ergeben, in denen überwiegend Texte professioneller Schreiber zusammengestellt sind, die sich berichtend und kommentierend mit großen und kleinen Ereignissen ihrer Welt befassen.

https://dict.leo.org/grammatik/deutsch/Wort/Praeposition/Kasus/Genitiv.xml#id=prep_wegen_acc

wegen
Mit Genitiv:
wegen des schlechten Wetters wegen einiger Probleme mit der Steuerung
• Seltener auch nachgestellt:
des schlechten Wetters wegen Susannes wegen
Mit Dativ:
Allgemein mit Dativ im südlichen deutschen Sprachraum:
wegen dem schlechten Wetter wegen einigen Problemen mit der Steuerung
• Diese Verwendung des Dativs wird nicht von allen als korrekt anerkannt! Es ist deshalb anzuraten, in geschriebener Standardsprache den Genitiv zu verwenden.

Immer mit Dativ, wenn der Genitiv im Plural nicht ersichtlich ist (→ siehe unten):
wegen Problemen mit der Steuerung
Unflektiert:
• Im Singular meist unflektiert, wenn das Nomen allein steht (→ siehe unten):
wegen Susanne Der Laden ist wegen Umbau geschlossen.
auch: wegen Umbaus
wegen meiner = meinetwegen:
• Anstelle der veralteten Formen wegen meiner, wegen deiner usw. verwendet man die zusammengesetzten Formen meinetwegen, deinetwegen, seinetwegen, ihretwegen, unseretwegen/unsertwegen, euretwegen/euertwegen, ihretwegen:
Mach dir meinetwegen keine Sorgen! Wir sind nur euretwegen gekommen.
• Die Formulierung wegen mir, wegen dir usw. gilt als umgangssprachlich (vgl. oben wegen mit Dativ).

 

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Kakadu5 -- Mo, 22.3.2021, 19:27
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Pumene -- Mo, 22.3.2021, 20:28
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Kakadu5 -- Mo, 22.3.2021, 21:34