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Re: Was ist das hier für ein Genitiv?

Autor:Pumene
Datum: So, 11.07.2021, 00:10
Antwort auf: Re: Was ist das hier für ein Genitiv? (Trampolina Bierbauch)

> Nun ja, im Beispielsatz wird der Genitiv jedoch nicht
> attributiv, sondern prädikativ verwendet.

> Denn der Hindernisse und Widerstände sind viele.

> Die Stilebene ist auf jeden Fall gehoben-veraltet.

Ich bin mir nicht sicher, ob du recht hast.

Zum „prädikativen Genitiv“ finde ich:

https://www.peterlang.com/abstract/9783653956368/chapter9.xhtml

Ein Abschnitt aus 9.5: (Seiten 191, 192)

Insgesamt kann festgehalten werden, dass es sich bei prädikativen Genitiven nur zum Teil um erstarrte Reste handelt, die in formelhaften Wendungen erhalten geblieben sind. Dass diese Ansicht bisher kaum hinterfragt worden ist, liegt zum großen Teil an der unbefriedigenden Aufbereitung dieser Konstruktion innerhalb der Grammatikografie und Lexikografie. Als Grund für ihr „Schattendasein“ in Grammatiken führt PITTNER (2010: 198) folgende Hypothese an:

Möglicherweise erscheint der prädikative Genitiv unmotiviert, sein Auftreten mit der Kopula sein schwer erklärbar. Da scheint es ein guter Ausweg zu sein, darin eine idiomatische Zufälligkeit zu sehen, die im heutigen Deutsch keine große Rolle spielt und sich vielleicht als fossilisierter Rest aus früheren Sprachstufen erklären ließe.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass PITTNER (2010: 194) die auf einen alten possessiven Genitiv zurückgehenden Wendungen des Teufels/Todes/Wahnsinns sein aus ihrer Analyse ausschließt, da diese Form des Genitivs „sonst nicht mehr ← 191 | 192 → gebräuchlich ist“. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Wendung des Todes sein anscheinend fester Bestandteil innerhalb der Sprache von Jugendlichen ist. So ist sie im Jugendsprache-Lexikon von LANGENSCHEIDT (2014: 136) mit der Bedeutungsangabe ,macht eine Eigenschaft noch krasser‘ verbucht. Als Beispiel wird der Satz Die drei Wochen Roadtrip in Australien waren des Todes! angeführt.

Bei den Beispielen kann man die Position des „prädikativen Genitivs“ im Satz verändern.

Guten Mutes bin ich.

Ich bin guten Mutes.

Im erfragten Beispielsatz klingt das meiner Meinung nach nicht so gut:

Denn der Hindernisse und Widerstände sind viele.

*Denn viele sind der Hindernisse und Widerstände. (?)

Gruß

Pumene

 

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Was ist das hier für ein Genitiv?
Orcus Moränius -- Sa, 10.7.2021, 14:08
Re: Was ist das hier für ein Genitiv?
Pumene -- Sa, 10.7.2021, 14:52
Re: Was ist das hier für ein Genitiv?
Trampolina Bierbauch -- Sa, 10.7.2021, 18:51
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Pumene -- So, 11.7.2021, 00:10
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Pumene -- Di, 13.7.2021, 17:31
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Pumene -- So, 11.7.2021, 10:48