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Re: "Sinn machen" (mein Schlusswort)

Autor:Ulrich Lieberum
Datum: Sa, 14.08.2021, 15:37
Antwort auf: Re: "Sinn machen" (Ivan Panchenko)

Ich behaupte, das ist Gold. Es sieht aus wie Gold, glänzt wie Gold, also muss es Gold sein.
Aber nachweisen muss ich das nicht. Wenn ich das behaupte, dann ist das so.
Wer will an meinem Wort zweifeln. Ich kenne mich aus mit Metallen.

Dann kommt einer daher und sagt: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt."
Und zeigt verschiedene, voneinander unabhängige Beispiele auf, die diese Behauptung in ein anderes Licht rücken, ihr die Substanz nehmen. Aber niemand schenkt dem Beachtung, weil die Begründung, warum es Gold sei, viel zu simpel, viel zu naheliegend und vermeintlich viel zu offensichtlich ist. Darum werden die angeführten Beispiele zur Widerlegung der Behauptung in der Weise interpretiert, dass sie der Behauptung nicht mehr widersprechen.

Es gilt: "Behauptung + Begründung = Vermutung" oder "Behauptung + Begründung ≠ Wahrheit"
Die Rechnung "Behauptung + Begründung = Wahrheit" geht nicht auf.

Die 1. Behauptung: "es kommt aus dem Englischen" oder "es ist ein Übersetzungsanglizismus" o.ä.
Die Begründung dazu: "es lässt sich (fast) wörtlich übersetzen" oder "es ist (fast) wörtlich übersetzt" o.ä.
Das reicht nicht als Beleg.
Die 2. Behauptung: "kommt in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts auf", "neuerdings", "Seit einiger Zeit" – Eine Begründung wird nicht gegeben und auch hier fehlt ein Beleg.

Und blind einem Bastian Sick (und seinem Zwiebelfisch) oder Max Goldt (und seinem "primitiven Übersetzungsanglizismus") zu folgen und womöglich ihre Meinungsäußerungen ungeprüft zu übernehmen, halte ich für sehr fahrlässig und leichtgläubig. Und Sicks Widersprüche in seinen Werken, werden u.a. hier aufgedeckt:
https://www.ds.uzh.ch/_files/uploads/studarb/20.pdf
(Man beachte hier vor allem die Passage vom "Sinn machen").

Eine Behauptung ist eine Behauptung ist eine Behauptung.
Sie entstammt der Fantasie des Verfassers und wird nicht dadurch zur Wahrheit, dass sie ständig wiederholt, von anderen zitiert oder versucht wird, sie durch eine mögliche Begründung zu untermauern. Sie wird nur dadurch zur Wahrheit, wenn sie durch nachprüfbare Fakten belegt werden kann. Und das ist hier nicht der Fall.

"Wenn Sinn machen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkommt, …"
und das ist eine zweite, nicht belegte Behauptung bzw. Vermutung, die erst recht mit den Formulierungen Luthers, Lessings und Goethes widerlegt wird. Ich bezweifle, dass diese Herren einem Übersetzungsanglizismus erlegen sind.

Dass hier die Argumentationen eines Peter Eisenbergs oder Eckhard Frieses quasi als nichtig abgetan werden, mag ja mit etwas gutem Willen noch irgendwie verständlich wirken. Aber dass versucht wird, jahrhunderte altes geschriebenes Wort beiseite zu wischen, indem deren Aussage "umgedeutet" wird, ist schon bemerkenswert.

Fazit:
"Sinn machen" ist seit Jahrhunderten in der deutschen Sprache existent. Es ist also nicht neu - es wurde bestenfalls wiederentdeckt. Dasselbe Schicksal der Wiederauferstehung erfahren im Zuge der Vergenderung unserer Sprache längst vergessene Begriffe wie "Menschin", "Gästin", "Bekanntin" usw.

 

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Pumene -- So, 15.8.2021, 10:25
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Trampolina Bierbauch -- So, 15.8.2021, 14:14
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