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Re: Beugung eines Adjektivs (engen/engem)

Autor:Pumene
Datum: Do, 18.11.2021, 08:38

> Aber natürlich nehme ich zur Kenntnis, dass du in dieser
> Angelegenheit ein klare Meinung hast, und meine Bemerkung zur
> spekulativen Grammatik war unter den gegebenen Umständen
> natürlich unpassend.

Es ging mir nicht darum, dass Du „Bemerkungen“ zur spekulativen Grammatik gemacht hast, sondern mir war aufgefallen, dass die Verlinkungen zu „derem“ von Gernot Back auf Wiktionary offensichtlich NEU für Dich war.

> Meine Kritik an deiner Aussage in diesem
> Thread bleibt aber bestehen:

> Da deren sowohl deiner als auch meiner Auffassung nach
> Genitiv Plural ist, kann hier der Dativ Singular Maskulinum
> nicht etwa nicht erkannt werden, sondern er ist vor dem ersten
> Adjektiv schlichtweg nicht vorhanden.

Die Nominalphrase steht im Dativ. Irgendwo muss bei Dativ Singular Maskulinum oder Neutrum ein —m markiert werden. Üblicherweise meistens ganz vorne.
Hier taucht sie erst an zweiter Stelle auf. So schwer zu verstehen?

https://www.korrekturen.de/forum.pl/md/read/id/113581/sbj/eigenartiges-fall-problem/

Von den Standardgrammatikern noch nicht anerkannt ist die Form „derem“, ein Demonstrativpronomen, das analog zum Possessivpronomen verwendet wird, mit „doppelter Kongruenz“ (es zeigt zusätzlich die Dativ Singular Maskulin/Neutrum Endung an). (Entsprechendes würde im männlichen/sächlichen Geschlecht für „dessem“ statt dessen gelten.)
Stelle zwischen Formensprache der einzelnen Beispiele und derem historischen Kontext eine Beziehung her.
https://de.wiktionary.org/wiki/derem
Die Endungen sind gegenüber der Variante mit einfach flektiertem Pronomen vertauscht.
Etliche Beispiele, Referenzen, weiterführende Informationen unter dem Link.
Wie ist es zu solchen - von Standardgrammatikern noch nicht anerkannten - Formen gekommen?
Vergleiche:
meinem historischen Kontext
deinem historischen Kontext
Ihrem historischen Kontext
seinem historischen Kontext
ihrem historischen Kontext
seinem historischen Kontext
(dessem historischen Kontext) statt dessen historischem Kontext
(derem historischen Kontext) statt deren historischem Kontext
(dessem historischen Kontext) statt dessen historischem Kontext
unserem historischen Kontext
eurem historischen Kontext
Ihrem historischen Kontext
ihrem historischen Kontext
(derem historischen Kontext) statt deren historischem Kontext
auch
diesem historischen Kontext
jenem historischen Kontext
Die Demonstrativpronomen „deren“ und „dessen“ (als Gentivattribute) werden statt dessen so behandelt, als ob sie flexierbar wären und eine Dativ-Singular-Maskulin/Neutrum-Endung bekommen könnten.
Zitat: Sobald Sie angesichts dieser in Ihren Augen himmelschreienden Ungerechtigkeit den Gedanken, eine Selbsthilfegruppe für verhinderte derem-Befürworter zu gründen, wieder verworfen haben, können wir uns dem nächsten dramatischen Punkt zuwenden. Deren zählt im Grunde zu den ganz armen Kerlen der deutschen Sprache, da es über so gut wie keine Rechte verfügt. Es darf nämlich auch nicht bestimmen, in welchem Fall die nachfolgenden Wörter oder Wortgruppen stehen, da es ein so genannter attributiver Genitiv ist - und die dürfen nun mal nicht sonderlich viel. Deshalb werden die folgenden Adjektiv und Partizipien stark und nicht schwach* gebeugt. Das gleiche gilt übrigens für das Demonstrativpronomen dessen, dem tapferen Leidensgenossen deren. Trösten Sie sich einfach mit dem Gedanken, dass bekanntlich geteiltes Leid halbes Leid ist (die beiden werden sich schon gegenseitig beistehen) und grämen Sie sich bitte nicht länger deswegen (Angela Troni, Die döfsten Deutschfehler).
*beziehungsweise gemischt (Pumene)

https://www.korrekturen.de/forum.pl/md/read/id/133848/sbj/beschaeftigerinnen-gibt-es/

Besonders Genus wird als nicht frei wählbare Kategorie in den
> Dienst der Nominalklammer gestellt, doch auch Kasus, indem es
> das I. Wort der NP ist (das linke Klammerelement), das ihn
> markiert. Erst das kategoriell dazu passende Nomen signalisiert
> das rechte Klammerelement. Ansonsten hat sich der Kasusausdruck
> im Laufe der Sprachgeschichte immer mehr aus dem Mittelfeld
> zurückgezogen. Entfällt das Artikelwort als übliches linkes
> Klammerelement, so springt heute das erste Adjektiv ein und
> ersetzt es flexivisch. Dass nun zunehmend das 2. Adjektiv
> flexionsmorphologisch zurücktritt, ist damit zu erklären, dass
> es sich damit eher mittelfeldadäquat verhält: Um nicht als
> Klammereröffnung fehlinterpretiert zu werden bzw. um die NP
> besser zu konturieren, greift es zur schwachen
> (undifferenzierteren) Flexion. Vor diesem Hintergrund ist
> die Wechselflexion als weitere Klammerprofilierung zu
> interpretieren. Moulin (2000: 91) spricht hier auch vom
> "Adjektivflexiv als syntaktischer Ordnungskraft".
> Zu diesem klammerprofilierenden Prinzip passt eine andere,
> komplementäre Beobachtung, die nicht nur auf Hörbelegen basiert,
> sondern die sich auch schriftlich leicht nachweisen lässt, etwa
> auf Internetseiten von Universitäten, von Stadtverwaltungen, von
> Goethe-Instituten und von Wikipedia (denen die folgenden
> Beispiele entstammen): Es geht um die starke Dativflexion von
> (an sich unveränderlichem) dessen und deren als *dessem und
> (seltener) *derem, wobei ein darauf folgendes Adjektiv
> auffälligerweise immer schwach flektiert, z.B. mit dessem
> kleinen Bruder, mit dessem schwarzen Humor, mit dessem unendlich
> geduldigen großen Hund, mit dessem ältesten Sohn: mit derem
> sozialen Umfeld, mit derem universitären Anspruch, mit derem
> theoretischen Gerüst. Standardsprachlich ist dies nicht
> anerkannt, doch fügt sich diese realiter vorkommende flexivische
> Besonderheit genau in das (diachron nach und nach sich
> verstärkende) Prinzip der Klammerprofilierung. Hier jedoch wird
> (umgekehrt zur Wechselflexion) die linke Klammer durch das
> Flexiv -em bzw. -er gestärkt (und das Adjektiv im Mittelfeld
> geschwächt). Ein Vorteil gut profilierter
> Nominalklammern besteht in der Strapazierfähigkeit des
> Mittelfelds, das in Gestalt mehrerer, auch komplexer Attribute
> informationskomprimierend wirkt.

Gruß

Pumene

 

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