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> Ich bin mir jedoch nach wie vor unsicher, ob es sich dabei eher
> um umgangssprachliche oder nicht vielmehr um gehobene
> Formulierungen handelt. Hier weitere Beispiele aus der
> Literatur. Die letzten beiden stammen aus dem Jahr 2015
> (Insel-Verlag):
Auch da fällt wieder auf, dass es sich bei den Infinitiven in deinen erstgenannten, älteren Zitaten um indirekte Fragesätze handelt, was mir veraltet bzw. gestelzt vorkommt, …
> »Er steht einen Augenblick wie atemlos vor innerem Drang und
> unschlüssig, wohin sich wenden.« (Hugo von Hofmannsthal, Der
> Triumph der Zeit)
> »Schneidet man ihr den Weg immer wieder ab, so weiß sie bald
> nicht mehr, wohin sich wenden.« (Elias Canetti, Masse und
> Macht)
> »Himmel, wie viele Rufe ereilen den Menschen erst in seiner
> gänzlichen Stimmen-Verlassenheit! Er weiß nicht, wohin sich
> wenden zuerst …« (Botho Strauß, Niemand anderes)
… während die Infinitive bei den zuletzt genannten, neueren Zitaten den Rang eigenständiger Hauptsätze haben, ein stilistisch vielleicht sogar sehr eleganter Kniff, um Rat- bzw. Ausweglosigkeit auszudrücken.
> »Wie aber das Unfassbare fassen? Womit beginnen?« (Juri
> Andruchowytsch, Perversion, Suhrkamp 2011)
> »Unfreiwillig oder freiwillig verlassen die letzten Exilanten
> nach und nach die Bundeshauptstadt. Verlassen die Schweiz. Aber
> wohin sich wenden? Wo neu beginnen?« (Bärbel Reetz, Das
> Paradies war für uns, Berlin 2015)
> »Aber Brown lehnt ab und schlägt Ball vor, die teure Schweiz zu
> verlassen. Aber wohin sich wenden?« (ebd.)