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Re: Komma vor "zu"?

Autor:Pumene
Datum: Sa, 27.08.2022, 14:26
Antwort auf: Komma vor "zu"? (M. Grau)

> "Nach eineinhalb Jahren brach er das Studium ab und fing an(,) zu leben."

https://christianwoellecke.de/komma-zu-infinitiv/

Ich will … vielleicht … ein Komma setzen …?

Bei anfangen und den anderen Verben ist nicht klar, ob sie sich der Infinitivgruppe als Hilfs- oder Vollverben anschließen. Darum ist die Kommasetzung freigestellt. Man entscheidet danach, ob man die Personalform als eigenständig ansieht (mit Komma) oder die enge Zusammengehörigkeit von Personalform und Infinitiv betont: Lass uns anfangen ihn zu suchen. oder Lass uns anfangen, ihn zu suchen. Generell gilt diese Freiheit der Kommasetzung für alle bloßen Infinitive mit zu. Kommas sollte man setzen, um Sätze zu strukturieren oder (vorübergehende) Missverständnisse beim Lesen zu vermeiden. Dabei ist auch Länge der Wortgruppe entscheidend. Ich beschloss[,] zu gehen. Aber: Ich beschloss, mit meinen vielen Freunden noch auf ein paar wenige Bierchen und Erdnüsse in unsere Lieblingspilskneipe zu gehen. Wie im Kommentar durch „Klausens“ bemerkt, sind die Kommas im folgenden Satz verpflichtend (ich hatte sie zuerst als optional dargestellt), da die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt: Sein Wunsch, mich zu sehen, war maßlos. Ist die Infinitivgruppe eingeschoben, muss man darauf achten, entweder beide Kommas oder gar keins zu setzen. Dazu habe ich auch schon etwas an einem anderen Karacho-Montag geschrieben.
Im Einleitungstext des Deutschlandfunks wäre ein Komma – an sich – günstig, damit man beim Lesen nicht stolpert: Es käme derzeit gut an, sich … Schließlich legen journalistische wie auch Werbetexte Wert auf Verständlichkeit und gute Lesbarkeit. Zwingend ist das Komma natürlich trotzdem nicht.

Häufig bieten Infinitivgruppen also die Möglichkeit, sich bei der Kommasetzung ganz frei zu entfalten. Man muss gar nicht fest zu- oder absagen. Und Menschen, die ganz klare Nein-Regeln wollen, könnten die Nichtkommasetzung durch bestimmte Wortstellungen oder die Abhängigkeit von Hilfsverben sogar gezielt herbeiführen. Explizit werden Kommas hingegen bei hinweisenden Wörtern oder Subjektivbezug gesetzt. Bloß ob man das alles im Kopf behalten kann und will? Genau wie es die Zettelwirtschaft in Liebesdingen war, kann es sehr hin und wieder sehr anstrengend sein, beim Infinitiv mit zu ein Komma. Nachschauen lohnt sich immer wieder.

Zitatende

Gruß

Pumene

 

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Komma vor "zu"?
M. Grau -- Sa, 27.8.2022, 11:09
Re: Komma vor "zu"?
Robert H. Ampelmann -- Sa, 27.8.2022, 11:31
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