korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Wenn zwei gleichrangige Bestimmungswörter vorliegen, muss der
> zweite Bindestrich sogar gesetzt werden, siehe
> § 44 (1) (dazu ist unter anderem das Beispiel
> Hals-Nasen-Ohren-Klinik gelistet). Etwas anderes sind
> Fälle wie Süßsauersauce, denn Kopulativkomposita wie
> süßsauer sind ohne Bindestrich korrekt, hier haben wir es
> aber wohl nicht mit Kartoffelfenchel zu tun, sondern mit
> Kartoffel und Fenchel. Man kann aber
> Linsenspinatsuppe/Linsen-Spinatsuppe schreiben,
> wenn man einfach ‘Spinatsuppe mit Linsen’ meint.

Was machen wir aber mit „Kirschtomatensauce“? Ich würde meinen, dass eine Schreibweise mit Bindestrich zwischen „Kirsch“ und „Tomaten“ falsch wäre, unabhängig davon, ob dann auch noch ein zweiter Bindestrich zwischen „Tomaten“ und „Sauce“ folgte.

Eine „Kirsch-Tomatensauce“ wäre nämlich eine mit Kirschen verfeinerte Tomatensauce. Ähnlich absurd wäre eine „Rosen-Kohlsuppe“, also eine mit Rosen(blättern) garnierte oder mit Rosenduft parfümierte Kohlsuppe. Das könnte man alles mal probieren, muss man aber meiner Meinung nach nicht unbedingt.

Worauf es bei der Setzung von Bindestrichen aber in erster Linie ankommt, ist meines Erachtens nicht, die (unmittelbaren) Konstituenten des Kompositums damit zu markieren, sondern dessen Betonung, und beides stimmt eben oft nicht miteinander überein.

Das Bundesverteidigungsministerium ist das für die Bundesverteidigung (oder die Verteidigung des Bundes[gebiets]) zuständige Ministerium. Trotzdem würde man die Schreibweise und Aussprache „Bundesverteidigungs-Ministerium“ als falsch empfinden. O.k., da könnte man auch einwenden, dass Bindestriche und Fugen-S zusammen nicht gehen.

Also nehmen wir mal stattdessen die Fugen-S-lose „Schwangerenkonfliktberatung“. Da handelt es sich um eine Beratung bei Schwangerenkonflikten. (Böse Zungen behaupten: um eine Beratung, die überhaupt erst einen Konflikt bei/mit Schwangeren heraufbeschwört.) Trotzdem würde man die Schreibweise und Aussprache „Schwangerenkonflikt-Beratung“ für falsch halten. Die Schreibweise und Aussprache „Schwangeren-Konfliktberatung“ käme aber ganz natürlich rüber.

Nur in zweiteiligen Komposita wird grundsätzlich das Determinans (das Bestimmungswort), also das erste Element betont. Besteht das Kompositum aber im Determinans seinerseits aus einem Determinativkompositum, so tendiert man zur Betonung von dessen Determinatum (dem Kopf). Das mag aber regional verschieden sein: Mein Großvater (aus Köln) hat immer von der „Prinzregententorte“ gesprochen, in Bayern, wo das Rezept dafür herstammt, wird sie aber wohl „Prinzregententorte“ ausgesprochen. Ich denke, meinem Großvater hätte die Schreibweise „Prinzregenten-Torte“ geholfen, seine falsche Betonung zu vermeiden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Prinzregententorte

Auf welcher Silbe betont man eigentlich „Bundeskanzleramt“ und„Herzrhythmusstörungen“?
https://www.wer-weiss-was.de/t/prinzregent-korrekte-aussprache/4595669/5#post_5