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Rechtschreibforum

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Re: Komma?

Autor:Pumene
Datum: Sa, 03.12.2022, 21:52
Antwort auf: Re: Komma? (volltoll)

> Danke, Pumene, für diesen wichtigen Hinweis:

> In „Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen“ unter Abschnitt
> 116 findet man diesen Beispielsatz, in dem die Kommasetzung
> freigestellt ist, weil ein Nebensatz vorliegt:
> Nachts
> sieht man hier viele Betrunkene, die[,] Beschimpfungen
> grölend[,] durch die Straßen ziehen.
> Dieser Beispielsatz
> verhält sich syntaktisch genau so wie der Satz des
> Fragestellers.

Dieser Relativsatz als Nebensatz mit Verbletztstellung passt nicht zu dem, was ich geschrieben habe, weil ich an so einen Satz gar nicht gedacht habe.

Ein Relativsatz als Nebensatz hat ein Vorfeld*, nämlich das Relativpronomen, aber er hat keine linke Satzklammer (was bei den von mir oben aufgeführten mit Subjunktion eingeleiteten Nebensätzen eben diese Subjunktion wäre).

Obwohl sich bei dem obigen Beispiel die Partizipialgruppe unmittelbar hinter dem Subjekt befindet („die“ im Vorfeld des Relativ-Nebensatzes) und sich so zwischen dem Subjekt des Nebensatzes und dem finiten Verb des Prädikats (das hier die rechte Satzklammer darstellt) befindet, handelt es sich trotzdem nicht um einen „EINDEUTIGEN“ Nachtrag und sie muss deshalb auch — wie du richtig geschrieben hastnicht mit einem Pflichtkomma-Paar vom Rest des Satzes abgetrennt werden.

Offensichtlich gilt die Partizipialgruppe, die zum Subjekt gehört, nur dann als „EINDEUTIGER“ Nachtrag (mit Pflichtkomma-Paar im Hauptsatz mit Verbzweitstellung), wenn sie direkt nach dem Subjekt und vor der linken Satzklammer (dem „finiten Teil des Prädikats“) steht. Oder aber auch, wenn sie im Nachfeld steht.

Sehe ich das richtig?

* https://de.wikipedia.org/wiki/Feldermodell_des_deutschen_Satzes#Die_Felderanordnung

Zitat

Nebensätze, die mit Konjunktionen eingeleitet werden (z. B. eingebettete Aussagesätze mit der Konjunktion dass oder indirekte ja/nein-Fragen mit der Konjunktion ob), sind Verb-End-Sätze. Konjunktionen besetzen wie gesagt die linke Klammer; plausiblerweise bleibt dann für das finite Verb nur die Endstellung. Ein besonderes Problem bilden vor diesem Hintergrund jedoch indirekte W-Fragen sowie Relativsätze: Frage- bzw. Relativpronomen vertreten Satzglieder, und in Hauptsätzen ist der Platz für Pronomen, wenn man sie voranstellt, grundsätzlich das Vorfeld, nicht die linke Klammer. Daher ergibt sich aus systematischen Gründen die Erwartung, dass in eingebetteten Fragesätzen und Relativsätzen die satzeinleitenden Pronomen ebenfalls das Vorfeld besetzen sollten. Daraus folgt, dass in diesen Fällen die linke Klammer leer ist, während das finite Verb trotzdem in Endstellung bleibt.[12] Andererseits ergibt sich, dass bei Konjunktionalsätzen das Vorfeld leer ist.
Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
--- weil die Katze uns eine Maus vor die Tür gelegt hat
(Ich weiß nicht,) was --- die Katze uns da vor die Tür gelegt hat
(die Maus,) die --- die Katze uns vor die Tür gelegt hat
Da aus dem Feldermodell als solchem keine Beschränkungen ableitbar sind, welche Position durch welche Wörter besetzt werden darf, ist jedoch auch erwogen worden, Frage- und Relativpronomen in eingebetteten Sätzen der linken Klammer zuzurechnen, um zu erklären, warum das Verb in der rechten Klammer bleiben muss.[13] Aus strukturellen Grammatiktheorien ergeben sich jedoch Beschränkungen, die dies nach überwiegender Lehrmeinung verbieten; siehe hierzu den nächsten Abschnitt. Die Verhältnisse des Deutschen, die sich in den obigen Beispielen zeigen, entsprechen zudem direkt der Abwesenheit von Fragesatz-Inversion im englischen und französischen Nebensatz (auch diese Inversionskonstruktionen bestehen in einer Voranstellung des finiten Verbs, analog zur Besetzung der linken Klammer im Deutschen).
Es gibt auch einige Typen von selbständigen Sätzen, die Verb-Endstellung aufweisen, zum Beispiel Ausrufe (Exklamativsätze): „Wie niedlich der ist!“ Sie weisen dieselbe Struktur auf wie die obigen Nebensätze.

Zitatende

Nachträgliche Bearbeitung des Beitrags:

Ich habe zweimal das Wort „EINDEUTIGER“ beziehungsweise „EINDEUTIGEN“ (großgeschrieben) vor Nachtrag eingefügt.

Der Grund dafür war folgender Beitrag mit Kritik an meinem Text:
https://www.korrekturen.de/forum.pl/page/1/md/read/id/143130/sbj/komma/

 

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