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Doch nicht unlogisch: «18 Jahre jung»

Autor:Ivan Panchenko –
Datum: So, 06.04.2025, 17:40

J. L. Speranza (2001) zitiert eine Korrespondenz zwischen ihm und Laurence Horn:

>You write that "even though in many contexts it's better to
>be young than old." and "young" may be
>evaluatively positive, it's still "old"
>which is ceteris paribus quantitatively positive.

Larry Horn writes:

"Right."

>But what about "closeness to one's birth".
The closest one is to one's birth the younger one is. Here
>it seems "young" is kind of quantitatively positive.

Larry Horn writes:
(but then he didn't write like for two months):

"You could do that with the other lexical items as well. Thus, "short" is
closest to the zero point of origin (as things grow), and so on..."

"But that's _not_ how we standardly reckon.

For, if we did, a person would be counted as

"n years young"

and

each year he or she would be

"n-1 years young".

When in fact it's the opposite:

Salience in this parameter is age (or years old), not closeness to
birth, you silly head!"

Scherzhaft kommt ja trotzdem so etwas wie 18 Jahre jung vor, was müsste das wörtlich genommen bedeuten? Früher hätte ich in der Tat angenommen, dass jemand, der genau 18 Jahre jung ist, 18 Jahre jünger (und nicht älter!) sein müsste als jemand, der genau 0 Jahre jung ist. Aus Symmetriegründen erscheint außerdem die Annahme angebracht, dass jemand, der genau 0 Jahre jung ist, genau 0 Jahre alt ist. Dies führt zu einer negativen Größe von −18 (minus achtzehn) Jahren. ABER MOMENT, es funktioniert anders, zum Beispiel bedeutet zwei Fußballfelder groß so viel wie so groß wie zwei Fußballfelder und 18 Jahre alt so viel wie so alt wie nach 18 Jahren. Hier passt auch das Beispiel 2 Grad kalt, wo auf das Adjektiv warm verzichtet wird, 2 Grad steht ja sowieso für eine Temperatur statt einer Wärme(energie). Damit sollte theoretisch auch einen Millimeter klein für so klein wie ein Millimeter und 18 Jahre jung für so jung wie nach 18 Jahren möglich sein, auch wenn das normalerweise nicht gesagt wird, da (naheliegenderweise) das Alter gezählt wird.

Beispiele wie seit ich 18 bin (kann auch von einem 20-Jährigen geäußert werden) und Bist du schon 18? (kann auch von einem 20-Jährigen bejaht werden) zeigen, dass 18 Jahre alt sein eigentlich mit mindestens 18 Jahre alt sein semantisch äquivalent ist, wobei mit der Maxime der Quantität erklärt werden kann, wieso der Satz Ich bin 19 nicht von einem 20-Jährigen zu erwarten ist. Entsprechend ist 18 Jahre jung sein also eigentlich semantisch äquivalent mit höchstens 18 Jahre alt sein (aber wie gesagt: Pragmatik spielt auch rein).

Außerdem zeigt sich an der semantischen Äquivalenz zwischen unendlich nah und nur infinitesimal entfernt eine umgekehrte Proportionalität. Bemerkenswert ist an dieser Stelle das Beispiel unendlich wahrscheinlich. Zwar kann so eine Wahrscheinlichkeit mathematisch mit 1 (für 100 Prozent) angegeben werden, aber das Ausmaß, wie sehr das «wahr zu sein erscheint», ist eben unendlich.

 

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