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> Der Betrag, den er zu überweisen beschloss, reichte nicht.
> Wieso kann man nicht schreiben: Der Betrag, den er, zu
> überweisen, beschloss, reichte nicht. ? Gibt es irgendeine
> Regel, die diese Komma beim zweiten (zweiten groß?) Satz
> ausschließt?

Bei nachgestelltem Verb werden nie Kommata gesetzt. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn Du schreibst "Der Betrag, den er beschloss[,] zu überweisen[,] reichte nicht", sind die von mir in eckige Klammern gesetzten Kommata fakultativ, d.h. sie können gesetzt, aber auch weggelassen werden.

Die Regeln, wie man bei Infinitivgruppen Kommata setzt, sind im Wesentlichen im Duden 9 "Richtiges und gutes Deutsch", Stichwort "Komma", Punkt 5, wiedergegeben. An der Länge des zitierten Abschnitts sieht man schon, dass das Thema nicht ganz einfach ist und auch viel mit Sprachgefühl zu tun hat:

5 Das Komma bei Infinitivgruppen

Als Infinitivgruppen bezeichnet man Infinitive, die ein zu bei sich
haben (z. B. zu backen, gearbeitet zu haben, gelobt zu werden, ins Theater zu
gehen, anstatt zu lesen, um nicht abreisen zu müssen). Je nach ihrer
Verwendung im Satz müssen oder können sie durch Kommas abgetrennt werden.
Manchmal sind sie aber auch so eng mit dem Satz verbunden, dass sie nicht
abgetrennt werden können. Infinitive ohne zu gehören dagegen nicht zu den
Infinitivgruppen; sie sind immer einfaches Satzglied oder Teil eines Satzgliedes
und werden deshalb auch dann nicht durch Komma abgetrennt, wenn sie mit
Ergänzungen verbunden sind:
Ein guter Christ sein heißt allen Menschen ein stets bereiter Helfer
sein. Ein anderes Kind schlagen ist ungezogen. Hilf mir bitte das
Mittagessen kochen!

5.1 Der erweiterte Infinitiv mit zu

Die bisherige Unterscheidung zwischen dem erweiterten Infinitiv mit zu
und dem nicht erweiterten Infinitiv mit zu wird in den neuen Regeln nicht
mehr getroffen. In beiden Fällen spricht man jetzt nur noch von Infinitivgruppe
(Infinitiv). Für Infinitivgruppen gilt: Man kann die Infinitivgruppe durch Komma
abtrennen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um
Missverständnisse auszuschließen, man muss es aber nicht:
Er hatte keine Gelegenheit[,] sich zu waschen. Dir zu folgen[,] bin ich jetzt
nicht bereit. Sie ging in die Stadt[,] um einzukaufen. Anstatt zu handeln[,]
redest du nur. Ich ging[,] ohne zu zögern[,] auf den Einbrecher zu. Nichts
Besseres[,] als zu reisen[,] konnte sie tun.
Ist die Infinitivgruppe aber als Zusatz oder Nachtrag anzusehen, grenzt man
sie mit Komma ab bzw. schließt sie mit Kommas ein:
Er, statt ihr zu Hilfe zu kommen, sah tatenlos zu.
Das Komma ist oft nicht sinnvoll, z. B., wenn es grammatikalisch
zusammengehörige Glieder auseinander reißt. Daneben gibt es aber Fälle, in denen
das Komma gesetzt werden kann, und auch Fälle, in denen es gesetzt werden muss.
Die folgenden Beispiele mögen dies verdeutlichen:

5.1.1 Diesen Vorgang wollen wir zu erklären versuchen / Wir wollen diesen
Vorgang zu erklären versuchen:

Obwohl nicht ausdrücklich ausgeschlossen, ist von einem Komma abzuraten, wenn
die Infinitivgruppe (hier: diesen Vorgang zu erklären) mit dem Hauptsatz
(hier: Wir wollen versuchen) verschränkt ist oder wenn er in die
Satzklammer (hier: wollen ... versuchen) einbezogen wird.

5.1.2 Den Betrag bitten wir auf unser Konto zu überweisen:

Ein Komma zu setzen ist auch kaum sinnvoll, wenn ein Glied der
Infinitivgruppe (hier: den Betrag) an den Anfang des Satzes tritt. Der
kurze Hauptsatz wird dann von der Infinitivgruppe eingeschlossen. Man sollte
also nicht schreiben Das Leergut bitten wir Sie, innerhalb 14 Tagen
zurückzusenden. Sondern ohne Komma und besser auch ohne Sie: Das Leergut
bitten wir innerhalb 14 Tagen zurückzusenden. Vgl. die folgende Tabelle.

Komma bei eingeschlossenem Hauptsatz

5.1.3 Sich selbst zu besiegen ist der schönste Sieg / Sich selbst zu
besiegen, das ist der schönste Sieg:

Auch wenn die vorangestellte Infinitivgruppe das Subjekt vertritt, ist das
Komma freigestellt:
Sich selbst zu besiegen[,] ist der schönste Sieg. Zu arbeiten und in Ruhe zu
leben[,] bleibt mein Wunsch.
Wird aber auf die voranstehende Infinitivgruppe mit einem hinweisenden Wort
wie es, das, dies zurückgewiesen, dann muss ein Komma stehen:
Sich selbst zu besiegen, das ist der schönste Sieg. Zu arbeiten und in
Ruhe zu leben, auch das war mein Wunsch.
Das Gleiche gilt, wenn die Infinitivgruppe dem hinweisenden Wort folgt:
Erinnere mich daran, den Mülleimer auszuleeren. Sie war nicht dazu bereit,
die Sache aufzugeben. Sein größter Wunsch ist es, eine Familie zu gründen.

5.1.4 Wir bitten [,] diesen Auftrag zu erledigen:

Ein Komma ist nicht sinnvoll, wenn die Infinitivgruppe Hilfsverben oder in
der Rolle eines Hilfsverbs stehenden anderen Verben wie z. B. brauchen,
scheinen, pflegen o. Ä. folgt:
Du brauchst mir nicht zu antworten. Er pflegt uns jeden Sonntag zu besuchen.
Sie schien bei dem Anfall zu ersticken. Die Tropfen sind auf Zucker einzunehmen.
Sie hat nichts zu verlieren.
Bei einer ganzen Reihe von Verben, die eine Infinitivgruppe anschließen
können, ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob sie in dieser Verbindung als
Hilfsverb (modifizierend) oder als Vollverb aufzufassen sind. Dazu gehören unter
anderen:
anfangen, aufhören, beginnen, bitten, denken, fürchten, gedenken, glauben,
helfen, hoffen, verdienen, verlangen, versuchen, wagen, wünschen.
Der oder die Schreibende hat bei diesen Verben beide Möglichkeiten. Will er
ihre Personalform als volle Satzaussage behandeln, dann setzt er ein Komma:
Er glaubt, mich mit diesen Einwänden zu überzeugen. Wir bitten, diesen
Auftrag schnell zu erledigen.
Wer aber mit dem jeweils gebrauchten Verb nur das durch den Infinitiv
bezeichnete Geschehen modifizieren will, d. h., wer die Personalform und den
Infinitiv als eng zusammengehörig empfindet, lässt das Komma weg:
Er glaubt mich mit diesen Einwänden zu überzeugen. Wir bitten diesen Auftrag
schnell zu erledigen.
Auch wenn zu einem dieser Verben eine Umstandsangabe (auch eine Verneinung)
oder ein Objekt tritt, ist das Komma freigestellt. Die bisherige Regel, dass
dann ein Komma stehen muss, gilt nicht mehr:
Der Arzt glaubte fest[,] den Kranken durch eine Operation retten zu
können. Sie bat mich[,] morgen wiederzukommen.
Auch wenn das fragliche Verb seinerseits mit einem modifizierenden Verb wie
wollen, sollen, können, dürfen, müssen verbunden ist, ist die
Kommasetzung frei:
Wir wollen versuchen[,] diesen Vorgang zu erklären.
Wenn aber die Infinitivgruppe mit Komma abgetrennt werden soll und als
Zwischensatz eingeschoben ist, steht auch vor einem und, das zum
übergeordneten Satz gehört, ein Komma:
Wir hoffen, Ihnen hiermit gedient zu haben, und grüßen Sie ... Wir bitten,
die Waren morgen abzuholen, und werden unsere Marktleiterin verständigen.
Zu Weiterem vgl. die oben angeführten Verben, ferner suchen, vermögen,
verstehen, wissen.

5.2 Der nicht erweiterte Infinitiv mit zu

Auch der nicht erweiterte Infinitiv mit zu wird in den neuen Regeln
als Infinitivgruppe bezeichnet. Es gelten die gleichen Regeln.
Ich befahl ihm[,] zu gehen. Die Abgeordnete beginnt[,] zu sprechen. Die
Schwierigkeit[,] unterzukommen[,] war sehr groß. Ich hatte keinen Grund [,] zu
glauben, dass ich übervorteilt wurde.

5.2.1 Zu tanzen, das ist ihre größte Freude:

Ein Komma steht, wenn ein hinweisendes Wort wie es, das, daran, darauf
auf den vorangestellten Infinitiv hindeutet:
Zu lesen, das ist ihre größte Freude. Zu rudern, dazu war er nicht imstande.

Das Gleiche gilt, wenn die Infinitivgruppe dem hinweisenden Wort folgt:
Ich denke nicht daran, einzuwilligen. Es ist verboten, zu rauchen.

5.2.2 Er war bereit[,] zu raten und zu helfen:

Ein Komma braucht nicht mehr zu stehen, wenn mehrere Infinitivgruppen dem
Hauptsatz folgen oder in ihn eingeschoben sind:
Er war immer bereit[,] zu raten und zu helfen. Ohne den Willen[,] zu lernen
und zu arbeiten[,] wirst du es zu nichts bringen.
Ebenso:
Es ist sein Wunsch[,] zu arbeiten und in Ruhe zu leben. Seine Bemühungen[,]
zu vermitteln und eine Lösung zu finden[,] waren erfolglos.

5.2.3 Ihre Absicht war[,] zu gewinnen:

Wenn in einem Gleichsetzungssatz die Infinitivgruppe dem Finitum (ist, war
u. a.) folgt, ist das Komma nicht mehr zwingend:
Ihre Absicht war[,] zu gewinnen. Mein Traum ist[,] zu fliegen.

5.2.4 Ich komme[,] zu helfen:

Ein Komma ist nach den neuen Regeln jetzt ebenso freigestellt, wenn das zu
der Infinitivgruppe im Sinne von um zu verwendet wird:
Ich komme, [um] zu helfen. Oder: Ich komme [um] zu helfen.

5.2.5 Ich erinnere mich[,] widersprochen zu haben:

Vor den mehrteiligen Formen des Infinitivs ist ein Komma nicht mehr
notwendig, es kann aber gesetzt werden:
Ich bin der festen Überzeugung[,] verraten worden zu sein. Er war begierig[,]
gelobt zu werden. Ich erinnere mich[,] widersprochen zu haben.

5.2.6 Wir rieten ihm, zu folgen / Wir rieten, ihm zu folgen:

Ein Komma sollte dann gesetzt werden, wenn Missverständnisse entstehen
können:
Wir rieten ihm, zu folgen. (Aber:) Wir rieten, ihm zu folgen. Er fürchtet
sich, zu verlieren. (Aber:) Er fürchtet, sich zu verlieren.

© Duden - Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].