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> Nur zu, erstaune mich!

Stelle dir einen unsicheren Rechtschreiber vor, der bei der Konstruktion heute abend/heute Abend ins Grübeln kommt. Nun überprüft er a/Abend in Hinblick auf die Wortart. Dass das Ergebnis Adverb nicht in Frage kommt, habe ich gestern schon dargelegt. Kommen wir also gleich zum Nomen-Check: Wieder sucht der (unsichere) Rechtschreiber nach Vergleichbarem, Bekanntem. Wir teffen uns heute abend/Abend - Wir treffen uns heute (am) Abend - Wir treffen uns am heutigen Abend Dann ruft er noch schnell ab, ob das Wort einen Artikel haben kann, und kommt zu dem Ergebnis: Nomen.

> Die Frage aber bleibt, warum man sich einst
> so geeinigt hat, mehr als 100 Jahre damit zufrieden war und sich
> nun wieder anders einigen mußte, bzw. anderes diktieren mußte.

>, aber auf die größere Berechtigung der ss-Schreibung statt der ß-Schreibung bin ich gespannt. > Erstaune mich!

Die Berechtigung ergibt sich (wie in den meisten Fällen) aus der größeren Verlässlichkeit von bereits bestehenden Regeln. Was nützen die ältesten Regeln, wenn zu viele Ausnahmen ihre Anwendung erschweren? Wer einmal gelernt hat, dass der scharfe s-Laut nach kurzem Vokal als ss geschrieben wird (küssen, wissen), sollte mit dieser Regel auch die meisten Anwendungsfälle lösen können, ohne etliche Ausnahmen berücksichtigen zu müssen (müssen mit ss, müsst aber mit ß; verpassen mit ss, Paß aber mit ß). Die Konjunktion dass reiht sich hier ein.

Du hast natürlich recht in folgendem Punkt: Die Unterscheidung von das (Artikel, Pronomen) und dass/daß wurde durch die Reform nicht einfacher, denn sie setzt heute wie damals grammatisches Verständnis voraus. Aber vielleicht sollte man das einfach grundsätzlich mit ss schreiben ...

Gruß von Kai