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Re: Schriftsatz

Autor:Rolf Keller
Datum: Do, 20.09.2007, 10:36
Antwort auf: Schriftsatz (doctus)

> Hallo, ich habe zum Schriftsatz eine Frage. Ich bin eine
> Verfechterin des Blocksatzes, den wende ich immer und überall
> an.

Immer und überall - das ist auf jeden Fall falsch.

Dass manche Textverarbeitungsprogramme in der Standardeinstellung Blocksatz verwenden, hat zwei Gründe.

Erstens kommen diese Programme meist aus Amerika, also aus einem englischsprachigen Land. Im Durchschnitt sind englische Wörter nur etwa halb so lang wie deutsche, deshalb fallen die durch Blocksatz entstehenden Probleme nicht so stark auf.

Zweitens werden viele Entscheidungen bei der Programmentwicklung von "Softwarekaspern" getroffen, die Blocksatz als eine technische Herausforderung sehen (was ja auch stimmt) und diese stolz meistern wollen. Mit richtigem Lesen und Schreiben haben diese Jungs und Mädels es oft nicht so.

Fakt ist: Bei Blocksatz können drei üble Fehler entstehen, bei deren Anblick sich jeder gelernte Setzer (falls es noch einen gibt) im Grabe umdreht.

Der erste Fehler sind die an manchen Stellen auftretenden riesigen weißen Löcher zwischen den Wörtern. Die entstehen besonders leicht dann, wenn die Zeilenlänge im Verhältnis zur durchschnittlichen Wortlänge zu gering ist und/oder wenn das Programm zu wenig Silbentrennungen einsetzt. Beides ist im Deutschen sehr viel eher zu erwarten als im Englischen.

Der zweite Fehler tritt auf, wenn das Programm das Problem mit den weißen Löchern durch Mogeln zu überdecken versucht. Das wird so gemacht, dass die Abstände zwischen den einzelnen B u c h s t a b e n (die sogenannte Laufweite) etwas vergrößert werden, damit eine
eigentlich zu kurze Zeile dann doch bis an den rechten Rand reicht. Das ist nicht falsch, aber dann muss man das Programm so einstellen, dass solche Laufweitenvergrößerungen gerade noch unter der Sichtbarkeitsgrenze bleiben, damit nicht jede Zeile anders aussieht. Das hängt natürlich auch von der verwendeten Schriftart ab.

Beim dritten Fehler versucht das Programm (oder der Benutzer) mit aller Gewalt, Worte durch Silbentrennungen zu verkürzen, und zwar mit dem Ziel, den ersten Fehler zu vermeiden. Es ist aber äußerst unschön, wenn drei von fünf Zeilen mit einem Trennstrich enden.

Alle diese Fehler stören den Lesefluss - und bei vielen Lesern auch das ästhetische Empfinden - ganz erheblich. Auf jeden Fall outet man sich damit bei Profis als Ignorant, denn diese Fehler sieht man - sobald einmal das Bewusstsein dafür geweckt ist - schon von Weitem.

Achte einfach mal in Veröffentlichungen auf diese Fehler. Vergleiche z. B. den Druck einer renommierten Tageszeitung mit dem vom Pfadfinder-Wölfling stolz am PC gesetzten Gemeindeblättchen.

Wenn Blocksatz gut aussehen soll, muss man auf diese Punkte achten. Zeilenbreite, Schriftart bzw. -größe, Silbentrennung - das alles muss zusammenpassen. Wer sich als Benutzer nicht darum kümmern will, sollte Blocksatz meiden.

> Nun sagte mir eine Freundin, die sich supergut mit
> Marketing etc. auskennt, dass das nicht richtig sei. Man mache
> die klassische Leerzeile

"Klassische Leerzeile" - so etwas gibt es gar nicht. Deine Freundin sollte sich mal ein Buch über Typografie zulegen. Daraus wird sie erfahren, dass Profis das Seitenlayout, die Absatzformate, die Schriftart und -größer usw. zusammen betrachten und dabei immer Art und Zweck des Textes berücksichtigen. Es ist ein großer Unterschied, ob ich den neuesten Hochglanzprospekt für den Lexus nehme, oder aber eine Meldung in der Tageszeitung.

> vor allem würde man Flattersatz nehmen, der besseren Lesbarkeit
> wegen.

Er kann besser lesbar sein, ja. Aber auch das hängt noch von anderen Dingen ab.

> Gibt es hierzu eine DIN-Regel

Wie gesagt, es gibt gute Bücher darüber. Wenn du an solchen Themen interessiert bis , dann besorg dir eins. Es gibt nämlich noch viele andere Fehler, die man da machen kann. Die eigentliche Typografie ist eine Wissenschaft für sich und verlangt auch eine künstlerische Ader, das ist nichts für jedermann. Aber es genügt schon, wenn du fünf oder sechs ganz simple Hauptregeln beachtest, deine Elaborate werden dann viel besser aussehen. Und du weißt dann viel mehr als die umgeschulte Tipperin von nebenan .

Oder sieh mal hier nach: http://www.typo-info.de/
Das sieht auf den ersten Blick gut aus, ich habe es aber nicht gelesen.

 

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