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Algorithmen und Rhythmen

Autor:Ivan Panchenko
Datum: Do, 13.04.2023, 01:35
Antwort auf: Algorithmus (DL2MCD)

Für das Rechnen mit dem dezimalen Stellenwertsystem sagte man einst algorismus (nach dem Mathematiker al-Chwarizmi), Algorithmus (womit heutzutage Rechenverfahren bezeichnet werden) entstand durch Entstellung unter Einfluss des griechischen arithmós ‘Zahl’. Da Algorithmen nicht vorgeben, wie viel Zeit (relativ gesehen) die einzelnen Rechenschritte einnehmen, kann man das in der Tat auf Arithmetik statt Rhythmik beziehen.

Ein paar Gedanken:

1) Manchmal heißt es, jeder Schritt eines Algorithmus müsse präzise definiert sein. Eine Unterscheidung zwischen Vagheit und Präzision kann die BESCHREIBUNG eines Verfahrens betreffen, aber ein Algorithmus ist das Verfahren selbst anstelle einer Beschreibung dessen. (Zum Vergleich: Ist eine Zillion eine vage Ganzzahl? Das WORT Zillion ist vage, sodass wir nicht sagen können, auf welche Ganzzahl es sich genau bezieht. Hingegen ergibt es für mich keinen Sinn, eine Ganzzahl selbst als vage zu bezeichnen.) Vielleicht ist gemeint, dass ein Algorithmus jeden grundlegenden Schritt in einem gewissen Berechnungsmodell liefern soll, statt abstrakter zu sein. Diese Anforderung scheint mir wiederum zu streng zu sein. Zum Beispiel würde ich sagen, dass der Algorithmus der Probedivision kein bestimmtes Teilbarkeitstestverfahren vorgibt; wir können da verschiedene betrachten und haben damit unterschiedliche Exemplifizierungen von ein und demselben Algorithmus. Kochrezepte sind keine Algorithmen, weil sie nicht rein rechnerischer Natur sind, sondern es erfordern, zu kochen (auch wenn das mit einer geeigneten Kodierung als Berechnung interpretiert werden kann), während man einem Algorithmus auch im Kopf oder mit Papier und Bleistift folgen kann.

2) Auf den ersten Blick könnte es danach aussehen, dass regular expression besser mit Regelausdruck übersetzt worden wäre als mit regulärer Ausdruck, da reguläre Ausdrücke sozusagen eine Regel darstellen. Man spricht allerdings von regulären und noch allgemeiner beispielsweise von kontextfreien Sprachen, und reguläre Ausdrücke (im engeren Sinne) beschreiben eine reguläre Sprache, sind also von der Bedeutung her «regulär» – passt! (Mit einer Schreibweise für den kleinsten Fixpunkt anstelle der kleeneschen Hülle kann man auch kontextfreie Ausdrücke, die nicht regulär sind, betrachten.)

 

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Beiträge zu diesem Thema

Algorithmus
DL2MCD -- Mo, 16.5.2005, 11:05
Algorhythmus, Algorythmus etc.
Julian von Heyl -- Mo, 16.5.2005, 15:57
Re: Algorhythmus, Algorythmus etc.
Julian von Heyl -- Di, 4.4.2006, 23:51
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Ivan Panchenko -- Do, 13.4.2023, 01:35