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> Ja. Aber wie geht es weiter...?
Indem wir uns (Rolf, auch Du!) zunächst nochmals klarmachen, daß Geschriebenes sich beträchlich von dem zu unterscheiden hat, was uns im Alltag so an Geräuschen aus dem Maul fällt.
Dann fassen wir, nachdem wir die direkte Rede als ersten Anlaß für Konjunktive betrachtet haben, den zweiten Anlaß ins Auge: den Irrealis.
Dustin ist müde, daran ist nicht zu rütteln. Der Mathematiklehrer wäre zwar froh, wenn Dustin wach wäre, aber das ist Dustin mitnichten. Deshalb kennzeichnet das "wäre" an dieser Stelle einen Irrealis. Ein Irrealis läßt sich grundsätzlich nur mit dem Konjunktiv II ausdrücken. Da auch die indirekte Rede oft genug den Konjunktiv II verlangt (wenn der Konjunktiv I sich nämlich mit einem Indikativ decken würde), läßt sich manchmal nicht feststellen, ob ein Irrealis gemeint ist oder nicht. Beispiel:
"Der Mathematiklehrer dachte, Dustin und Justin würden schlafen."
Je nach Kontext kann es sein, daß der Lehrer Dustin und Justin für eingeschlafen hält oder nur glaubt, daß sie schlafen würden, wenn man sie ließe, während sie im Augenblick noch wach sind.
Anders verhält es sich bei diesem Satz:
"Lange glaubten viele, dass asiatische Autos weniger gut wären als europäische."
Da hier ein Konjunktiv I möglich wäre ("Lange glaubten viele, dass asiatische Autos weniger gut seien als europäische"), ist der Konjunktiv II falsch – es sei denn, der Kontext des Satzes zeigt, daß ein Irrealis beabsichtigt ist:
"Asiatische Autos wurden für Wüstenrallyes nicht eingesetzt, weil man glaubte, sie wären weniger dafür geeignet als europäische".
Als Nagelprobe – Irrealis oder nicht – empfehle ich einen Indikativtest:
Die Rennleitung erklärte: "Asiatische Autos sind nicht geeignet." (Kein Irrealis.)
Die Rennleitung erklärte: "Asiatische Autos wären nicht geeignet." (Astreiner Irrealis.)
Ein Irrealis, in indirekte Rede übertragen, bleibt einer. Ist indessen kein Irrealis bezweckt und ein klarer Konjunktiv I möglich, hat dieser auch dazustehen.
Grüße, Olsen