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Rechtschreibforum

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Re: Deutscher Meister oder deutscher Meister?

Autor:Charlotte
Datum: So, 13.02.2005, 13:30

> Definiere doch mal, was ein feststehender
> Begriff ist. Ohne Beispiele wird dir
> das schwer fallen, und mit Beispielen
> gerät man schnell in einen Circulus
> vitiosus.

Mir würde einfallen: Spezielle Begriffe bzw. Fachsprache, die sich herausgebildet hat. Wie würdest Du das denn definieren?

> Nichts gegen Herrn Ickler. Aber
> er ist bekanntlich nicht der größte
> Freund des Duden. Abweichende Meinungen
> von Experten zu finden, ist nie ein
> großes Problem, ganz gleich, was das
> Thema ist.

Kein Freund des Dudens ist er ja nicht ohne Grund. Der Mann steht für Qualitätsrechtschreibung und deckt Ungereimtheiten, Ungenauigkeiten und Verflachungen durch die sogenannte Rechtschreibreform auf – und die stehen leider auch im Duden.

> Ich sehe keinen prinzipiellen Unterschied
> zwischen "schwarzes Brett"
> und "schmutziger Wäsche".
> Beide können im Wortsinne, aber auch
> im übertragenen Sinne gebraucht werden.
> Im zweiten Fall sagt "schmutzige
> Wäsche" auch viel mehr aus, als
> dass die Wäsche schmutzig ist. Es geht
> auch gar nicht um Wäsche, wie es eben
> auch beim schwarzen Brett oder der gelben
> Karte nicht immer um ein Brett (es kann
> z. B. auch eine Zeitungskolumne oder
> ein Internet-Angebot sein) oder eine
> Karte (es kann z. B. auch eine Ermahnung
> durch den Bürochef sein).
> Eine gelbe Karte kann auch ein
> blauer Brief sein. Und umgekehrt. :-)

Ok, dann kann ich es vielleicht nicht genau erklären, aber etwas in mir sagt, daß da doch ein Unterschied besteht. Vielleicht kann das ja noch mal jemand aufklären. Ich versuche noch mal eine laienhafte Erklärung:
Fakt ist doch: Bedeutungsunterschiede, die sich entwickelt haben, z.B. zwischen blauem oder Blauem Brief können doch mittels Groß- oder eben Kleinschreibung ausgedrückt werden. Der Blaue Brief oder auch das Schwarze Brett hat sich zu einem festen Begriff entwickelt. Die eigentliche/ursprüngliche Bedeutung des Adjektivs tritt dabei in den Hintergrund, es ist m.E. kein „übertragener Sinn“. Beim „blauen Brief“ liegt die Betonung auf der Farbe des Briefes (dem Adjektiv) und im „Blauen Brief“ auf der speziellen Bedeutung, die sich entwickelt hat (nämlich z.B. der böse Brief an die Eltern, der eben früher in blauen Briefumschlägen verschickt worden ist). Warum soll also der „Blaue Brief“ und das „Schwarze Brett“ falsch sein, es werden doch vorhandene Differenzierungen dadurch ausgelöscht? Nur darum geht es doch - es ist eine Verarmung der schriftlichen Ausdrucksmöglichkeiten.
Und das Adjektiv in „schmutzige Wäsche“ groß zu schreiben, würde absolut keinen Sinn ergeben. Es wäre einfach nur falsch. Die Bedeutung des Adjektivs steht doch hier im Vordergrund, „schmutzig“ wird nur im übertragenen Sinne als „schmutzig“ verstanden. Das ist m.E. etwas anderes. Wie gesagt, nur ein Erklärungsversuch.

> Fast immer ist sie es aber. Und
> was folgt die Tatsache, dass es nicht
> immer so ist? Gibt es nicht 9999 Dinge,
> die identisch geschrieben werden, obwohl
> sie etwas Unterschiedliches bedeuten?

Man sollte doch aber eine vorhandene/ entwickelte Differenzierung nicht einfach abbauen! Das ist doch eine Verarmung der schriftlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Nenn’ mir einen Grund, warum man das tun sollte.

> Die Frage ist, ob man sich beim
> Schreiben selbst verwirklichen will,
> oder ob man die Sprache als Mittel zur
> Kommunikation ansieht. Selbst verwirklichen
> sollte man sich mit dem Inhalt, nicht
> mit der Rechtschreibung.

Ist „selbstverwirklichen“ jetzt in Neuschrieb total gelöscht? George Orwell läßt grüßen... oder existiert es noch als empfohlene / nichtempfohlene Haupt- oder Nebenvariante ??.

Selbst verwirklichen kann man sich durch Schreiben (nicht nur Geld verdienen).

Selbstverwirklichen kann man sich z.B. auch durch Schreiben oder Malen.

Nun, es scheint aber, daß die Reformer sich mit der Aufstellung von verwirrenden Rechtschreibregeln selbstverwirklicht haben (vielleicht mangels anderer Aufgaben oder aus Profilierungssucht oder um das Dudenmonopol zu brechen?).

> Auch wenn sich
> die meisten das gar nicht klar machen:
> Wenn jeder schreibt, wie er Lust hat,
> dann führt das langfristig zu einer
> Erschwernis für die Leser.
> Verschlimmert wird das noch durch
> die Globalisierung. Frag mal einen Übersetzer,
> warum der froh ist, wenn er ausnahmsweise
> mal einen halbwegs korrekten Text bekommt.

Du sagst es. Korrektes Schreiben dient dem Leser (weniger dem Schreiber!); ist also wichtig für Verständnis und schnelles Erfassen eines Textes; der Leser sollte auch nicht unnötig im Text stocken, was aber leider z.B. durch die vielen neuen Auseinanderschreibungen, deren Regeln sowieso niemand kapiert, gefördert wird. Da gibt es jeden Tag neue Gruselbeispiele und ganze Internetseiten zu Fehlern, die vor der Rechtschreibreform niemand gemacht hat. Die kommen zu den anderen, immer schon vorhandenen Fehlern (die ja auch häufig aus Flüchtigkeit entstehen), noch hinzu.

> Erwischt! Also blätterst du doch
> ständig in diesem bösen Buch?! :-)

Nee, habe ich noch nie. Ich besitze nur Duden aus den Fünfziger und Achtziger Jahren.
;-). Du führst doch ein Originalzitat aus dem Duden mit dem Rechtschreibfehler „kleingeschrieben“ an.
Den gleichen Fehler habe ich gefunden in „Amtliche Regelung / Regeln und Wörterverzeichnis / Überarbeitung von 2004“, ein pdf-Dokument, das ich von www.rechtschreibkommission.de heruntergeladen („gedownloaded“, „downgeloaded“ ?) habe. Scheint so, als hätte der Duden den Fehler aus diesem Dokument übernommen ...

 

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