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> Liebe Charlotte, das muss ein Irrtum sein. Das Wort
> "dasselbe" wird nach der neuen Schreibung unverändert
> zusammengeschrieben.

Lieber Benno,
das weiß ich, aber die vermehrte Falschschreibung, die erst seit einigen Jahren zu beobachten ist, hängt doch mit diesem Reformschrott zusammen – sie ist nämlich ein Beispiel für die Übergeneralisierung der neuen Regeln, die eben kaum jemand kapiert. Also trennt man vorsichtshalber alles, was irgendwie getrennt werden kann, sogar Worte wie „so wie so“ habe ich schon gesehen….. Zum Thema Falschschreibung von „dasselbe, dieselbe etc. gibt es übrigens noch zwei interessante Quellen:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,310865,00.html:
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3201

> Im Übtigen scheint es mir nicht so wichtig
> zu sein, ob man "klassisch" nach den alten Regeln oder
> "modern" nach den neuen Regeln schreibt. Viel
> wichtiger ist es, dass möglichst alle einheitlich schreiben,
> damit Schriftsprache besser verstanden wird und damit man sich
> vor allem auch beim Nachschlagen in Wörterbüchern schneller
> zurechtfindet.

Die mal vorhandene Einheitlichkeit ist mit der Einführung der Reform flötengegangen. Rechtschreibregeln beruhen nun mal auf einem Konsens der Schreibgemeinschaft. Unlogische, unlernbare vom Staat bzw. von drittrangigen Sprachbürokraten bzw. -cliquen erfundene Rechtschreibregeln werden niemals akzeptiert werden. Einheitlichkeit läßt sich daher nur mit einer Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung erreichen.
„Modern“ in Anführungszeichen – das gefällt mir. Daß man modern und aufgeschlossen ist, will man nun auch durch seine Schreibweise dokumentieren. Komisch nur, daß die „neuen, modernen“ Regeln in Wirklichkeit ganz alt sind! Die „ss-Regel! hat sich schon nach einer Probephase im 19. Jahrhundert in Österreich nicht bewährt, im dritten Reich schrieb man statt Eszett auch immer nur „ss“ und „im Übrigen“ und „im Wesentlichen“ sind ebenfalls Schreibweisen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die man warum weiß der Himmel ausgegraben hat.

>Deshalb bin ich auch strikt gegen eine
> "intuitive" Rechtschreibung ohne Regeln.

Das sollten Sie überdenken. Die meisten Leute kennen kaum Regeln und schreiben in bewährter Rechtschreibung trotzdem richtig. Sie schreiben nämlich nach Gefühl, also intuitiv, richtig. Dieses Gefühl, diese vom Regelwissen unabhängige Sprachkompetenz scheint mit der sogenannten Rechtschreibreform total abhanden gekommen zu sein. Sicherlich spielen da noch mehr Faktoren eine Rolle. Aber die Rechtschreibung wird nicht einfacher, weil die Regeln einfacher werden (wenn sie es denn mal wären…) Sie wird dann leichter, wenn man überhaupt nicht an die Regeln denken muß, weil man eben intuitiv richtig schreibt. Rechtschreibung lernt man eigentlich nur richtig. wenn man viel liest. Dadurch prägen sich die richtigen Sprachbilder ein - das Gelesene muß natürlich korrekt geschrieben sein. Videospiele, Handys und überall falsche Sprachbilder sind da natürlich nicht besonders hilfreich... In vielen Internetforen kann man den oft nur noch gegrunzten Inhalt kaum noch erraten.. ..

Ein Forumsteilnehmer auf www.sprachforschung.org hat zum Thema "intuitives" Schreiben sehr treffend folgendes geschrieben:
„Es kann doch nicht Ziel sein, möglichst oft in ein wie auch immer geartetes Regelwerk schauen zu müssen. Es geht um die intuitive Beherrschung von Sprache und Schriftsprache. Inzwischen setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, daß es nicht darauf ankommt, ein möglichst hieb- und stichfestes Regelwerk aufzustellen, dessen Regeln an formalen (maschinengerechten) Merkmalen festgemacht sind ("fertig stellen" getrennt wegen "ig"), sondern darauf, daß die Rechtschreibung sich am Sprachgebrauch orientiert und mit der gesprochenen Sprache soweit vereinbar ist, daß ein Schüler (mit gewissen Grundkenntnissen) intuitiv zur richtigen Schreibweise neigt, ohne ein Wörterbuch oder eine formale Merkregel bemühen zu müssen. Bsp.: "fertigstellen" gehört genauso zusammen wie "klarstellen", "bereitstellen" und "sicherstellen" und wird somit ebenfalls zusammengeschrieben. Eine ig/-ich/-isch-Regel braucht man wahrlich nicht. Außerdem ist fatal, die Sprache mit brachialer Gewalt so zurechtzubiegen, daß sie zu den aufgestellten Regeln paßt ("morgen Früh", ...)“
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=424#3209

> Übrigens war
> dem Klassiker Goethe die Rechtschreibung ziemlich egal. Die
> Korrektur seiner Werke und ihre Übertragung in eines der
> damaligen, heute seit 1901 nicht mehr existierenden,
> Rechtschreibsysteme überließ er anderen.

Aber ich vermute, daß er kein Verfechter der Reformschreibung gewesen wäre ;-)

> Deshalb finde ich die
> Bezeichnung "klassische" Rechtschreibung für die so
> genannte "bewährte" Rechtschreibung auch nicht
> zutreffend.
>
„Bewährt“ oder „klassisch“ ist doch wurscht. „Bewährt“ ist auch ein ziemlich guter und treffender Ausdruck. Hauptsache, diese Schreibung wird nicht als „alt“ bezeichnet. Denn das ist sie nämlich nicht. Im Gegenteil, sie ist hochaktuell, denn sie ist die einzige die funktioniert. Und auch durch Büchervernichtung läßt sie sich nicht aus der Welt schaffen. Und sämtliche Reformüberarbeitungen gehen zwar nur langsam aber doch sicher wieder zurück zur bewährten Schreibung. Vielleicht sehen bald diejenigen „alt“ aus, die sie nicht mehr kennen bzw. nicht mehr gelernt haben?

Viele Grüße,
Charlotte