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Duden-Newsletter vom 15. Juni 2007

Autor:Julian von Heyl
Datum: Sa, 16.06.2007, 13:52

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+++ Duden-Sprachberatung +++
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Liebe Leserin, lieber Leser,

wer nichts Halbes und nichts Ganzes zu bieten hat, stößt in
der Regel auf wenig Gegenliebe. Wir hingegen bieten Ihnen
heute gleich beides: Zunächst geht es ums Ganze, etwa um die
Welt als ganze (oder Ganze oder ganzes oder Ganzes?).

Nach dem Ganzen dann das Halbe. Wir beschäftigen uns unter
anderem auch mal mit Halbseidenem/halb Seidenem, genauer
gesagt mit der Frage, wann man so etwas getrennt, wann
zusammenschreibt.

Und wo wir uns gerade mit "halben Sachen" beschäftigen,
haben wir für Sie noch nachgeschlagen, wo der berühmte
Ausspruch "Halb zog sie ihn, halb sank er hin" herkommt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihre Duden-Sprachberatung

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Was Sie schon immer wissen wollten
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Das Ganze

Ziemlich klar ist, dass man "ganz" kleinschreibt, wenn es
sich um ein attributives Adjektiv handelt: "die ganze Welt,
das ganze Land, die ganze Zeit" usw. Auch noch recht leicht
zu merken ist, dass man dagegen das substantivierte Adjektiv
großschreibt: "das große Ganze, im Großen und Ganzen, aufs
Ganze gehen" u. Ä.
Schwieriger wird es bei Ausdrücken wie "die Welt als ganze/
Ganze". Um etwas in seiner Gesamtheit auszudrücken, verwendet
man die Substantivierung "das Ganze" in der Apposition.
Demnach ist großzuschreiben: "die Welt als Ganzes (nicht:
als ganze [Welt])". Was den Kasus betrifft, so richtet sich
diese Beifügung nach dem Bezugswort: "von der Welt als Ganzem
(nicht: als Ganzes)".

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Hätten Sie's gewusst?
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Getrennt- oder Zusammenschreibung von Fügungen mit "halb"

Bei Fügungen aus "halb" und einem Adjektiv oder Partizip
schreibt man zusammen, wenn "halb" als bedeutungsabschwächender
Zusatz aufgefasst wird: "ein halbhohes Zuspiel, halblautes
Nörgeln, halbgebildeter Mensch, halbtrockener Riesling" u. a.
Wird "halb" aber als Gegensatz zu "ganz" verstanden, so schreibt
man getrennt oder zusammen: "das halb leere/halbleere Glas, der
halb verhungerte/halbverhungerte Vogel".
Nicht immer jedoch kann das so klar unterschieden werden.
In solchen Zweifelsfällen kann man sowohl getrennt als auch
zusammenschreiben: "mit halb automatischen/halbautomatischen
Waffen, ein halb blinder/halbblinder Schäferhund, halb gares/
halbgares Gemüse".
Die Fügung "halbseiden" wird im wörtlichen wie im übertragenen
Sinne zusammengeschrieben. Wörtlich: "die halbseidenen Boxershorts".
Übertragen: "ein halbseidenes Etablissement, halbseidene
Umgangsformen".
Wenn man "halb" wie "teils" verwendet, wird immer getrennt
geschrieben: "Die Supply-Chain-Managerin runzelte halb tadelnd,
halb bewundernd die bis dahin durchaus wohlgeformte Stirn." So
übrigens auch: "die halb baumwollenen, halb seidenen Boxershorts".

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Für Sie nachgeschlagen
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Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Wenn sich jemand nur zögernd dazu entschließt, eine bestimmte
Beziehung zu jemandem einzugehen, dabei weniger aus eigener
Initiative handelt, weniger einem inneren Drang folgt als äußerem
Druck oder äußerer Verlockung, so wird eine solche Unentschlossenheit
oft scherzhaft mit diesem Zitat kommentiert.
Es handelt sich dabei um die vorletzte Zeile der Ballade "Der Fischer"
(1779) von Goethe. Darin wird von einem Fischer erzählt, der sich
von den Worten und Gesängen einer Wassernixe so betören lässt, dass
er ihr am Ende in die Fluten folgen muss: "Halb zog sie ihn, halb sank
er hin,/Und ward nicht mehr gesehn."

Aus: Duden 12, Zitate und Aussprüche. Mannheim 2002.

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Julian von Heyl -- Sa, 16.6.2007, 13:52