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Re: BITTE BEWERBUNG KORREKTURLESEN

Autor:Rolf Keller
Datum: Mi, 05.09.2007, 19:59
Antwort auf: BITTE BEWERBUNG KORREKTURLESEN (leen)

> Ich bin Informatikkauffrau und bewerbe mich als Beraterin in
> einer Bank

Als Beraterin für was und wen? Ich frage deshalb, weil du angibst, Unternehmenskunden in EDV-Dingen beraten zu haben. Das hat ja wenig mit der Aufgabe zu tun, der Oma Müller am Bankschalter ein paar Sparbriefe "aufzuschwatzen".

Es ist für uns hier nicht möglich, eine Bewerbung inhaltlich zu bewerten, wenn wir gar nicht wissen, worum es bei dem Job geht. Das einzige, was wir hier bewerten können, ist die "Schreibkunst".

> Sehr geehrter Herr,
> Ihre Mitarbeiterin

Wie ich immer sage: Bei der überwältigenden Mehrheit aller Bewerbungen findet man schon einen Rechtschreibfehler, noch bevor man den ersten Absatz ganz gelesen hat. SCNR.

> Aus diesem Grund und weil ich auf der Suche nach einer neuen
> beruflichen – sowohl fachlich als auch persönlich – Herausforderung
> bin, bewerbe ich mich

Der erstgenannte Grund zeigt einen häufig in Bewerbungen zu findenden Logikfehler. Du bewirbst dich doch hoffentlich nicht, weil du zufällig von einer Möglichkeit gehört hast. Du bewirbst dich ausschließlich deshalb, weil du diesen Job haben möchtest. Oder?

> "sowohl fachlich als auch persönlich"

Da klemmt die Grammatik, das passt so nicht in den Satz.

> bewerbe ich mich bei Ihnen um
> eine Stelle

> Ich denke für diese Stelle qualifiziert zu sein, weil ich in der
> Vergangenheit meine bikulturelle Identität stets gepflegt habe
> und die Fähigkeit besitze, mich außer in
> Deutsch
besonders auch in xx schriftlich wie
> mündlich sehr gut ausdrücken zu können.

Ähemm. Und so ganz nebenbei gesagt: Die wichtigste Qualifikation für einen Berater - gleich welcher Art - ist weder eine kulturelle Identität (was genau ist das überhaupt?) noch sprachlich "schöne" Ausdrucksfähigkeit.

> für die Aufarbeitung und Pflege des SAP-Systems verantwortlich.

Ein SAP-System wird "aufgearbeitet"? Ist das wirklich der korrekte Ausdruck?

> Darüber hinaus habe ich in den
> letzten Jahren in Projekten für unter anderem Firma1, Firma2 und
> Firma3 gearbeitet. Hier arbeite ich eng mit unseren Kunden in
> Führungspositionen zusammen.

Bezug von "hier"?

> Woher ich diese Überzeugung nehme?

Bezug von "diese"?

> Aufgrund meiner Ausbildung zur Informatikkauffrau bringe ich ein
> ausgezeichnetes Zahlenverständnis und logisches Denkvermögen mit

Logik dieses Satzes? Diese Dinge lernt man doch nicht in der Ausbildung. Anders herum wird ein Schuh daraus: Man kann diese Ausbildung nur erfolgreich abschließen, wenn man diese Voraussetzungen bereits mitbringt.

> und habe stets einen guten Kundenkontakt zu pflegen.

Aufgrund der Ausbildung?

> Ich habe eine schnelle Auffassungsgabe und bin hoch motiviert,
> mich neuen Aufgaben mit dem erforderlichen Tatendrang zu stellen -
> die besten Voraussetzungen, um in diese Position hineinzuwachsen,
> und so den Grundstein meiner beruflichen Laufbahn bei Ihnen zu
> legen.

Nichts für ungut, aber das ist ein fürchterlicher Haufen Schmalz - soll das jemand ernst nehmen?

Und was ist das für ein Grundstein? "Ich habe bisher nur herumgerjobbt und möchte nun endlich richtig beginnen"? Oder legst du bei jedem neuen Job einen neuen Grundstein?

> Da Weiterbildung im Geschäftsleben

Im Berufsleben, nicht im Geschäftsleben.

> ein wichtiger Bestandteil ist

Ein wichtiger Bestandteil des Berufslebens, nicht im Berufsleben.

> strebe ich an einem Abendgymnasium mein Fachabitur an, dass
> ich im Dezember 2008 abschließen werde.

Ein Abitur kann man nicht "abschließen". Und so ganz nebenbei: Es hilft sehr, sich in die Lage des Bewerbungsempfängers zu versetzen. Einerseits mag er vielleicht ehrgeizige Menschen. Anderseits gilt sein eigentliches Interesse nur seinem Unternehmen. "Ach, die geht auf die Abendschule? Das gibt bestimmt Ärger, wenn die mal abends wegen einer wichtigen Sache eine halbe Stunde länger bleiben soll. Und Klausurtermine hat die sicher auch. Und sobald sie die Prüfung hat, will sie womöglich mehr Geld oder läuft uns weg, wenn sie gerade erst eingearbeitet ist. Das kann für uns teuer werden."

> Hier möchte ich meine Kenntnisse erweitern um mich in einem
> anschließend berufsbegleitenden Studium beruflich weiter zu
> qualifizieren.

Bezug für "hier"?

> Ich bewerbe mich bei Ihnen, weil
> ich mich von xyz angesprochen fühle.

Wie ich schon oben gesagt habe: Das ist nicht der Grund. Kaufst du auch sofort jedes Auto, das dir gefällt? Ist dieses Unternehmen das einzige auf der Welt, bei dem du arbeiten möchtest?

> Das Unternehmen xx BANK stellt für mich einen beruflichen Aufstieg
> dar

Ein Unternehmen ist kein Aufstieg. Einen Posten dort zu ergattern und ihn erfolgreich auszufüllen, das könnte ein Aufstieg sein.

> den ich gerne wahrnehmen würde

Einen Aufstieg wahrnehmen, das geht nicht. Du könntest die Chance zu einem Aufstieg wahrnehmen.

> und bei dem ich meine Fähigkeiten unter Beweis stellen
> und meine interkulturelle Kompetenz mit einbringen kann.

> Da ich in ungekündigter Stellung beschäftigt bin, könnte ich die
> Arbeit bei Ihnen nach der Kündigungsfrist, die 4 Wochen zum
> Monatsende beträgt, aufnehmen.

"Die Kündigungsfrist meines derzeitigen Arbeitsvertrages beträgt 4 Wochen zum Monatsende." Muss man das komplizierter sagen? Und übrigens: Ein geübter Bewerbungsempfänger fühlt sich möglicherweise verschaukelt, wenn jemand in dieser Weise von "ungekündigter Stellung" spricht, obwohl er in 3 Monaten seinen derzeitigen Job verlieren wird.

"Mein derzeitiges Gehalt beträgt xxx € p.a." - dieser Satz fehlt!

> Gerne würde ich mich Ihnen auch in einem persönlichen Gespräch
> vorstellen

"Das ist aber nett von der Dame", denkt der Leser dann, "die würde sich tatsächlich dazu herablassen, herzukommen." ;

Du würdest dich freuen, kommen zu dürfen. Allerdings weiß der Bewerbungsempfänger das bereits, hat diesen Satz womöglich schon x-mal an diesem Vormittag gelesen und fühlt sich dadurch genervt.

> und mich über eine Einladung sehr freuen.

Gerne würde ich [...] mich [...] freuen - das geht so nicht.

 

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