korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> RECHT hat dieser Kollege! Mit etwas Nachsicht hätte es ihm
> allerdings in den Sinn kommen können, dass es sich HIER schlicht
> um (m)einen Schreib-/Lesefehler handelt: mein
> Textkorrekturprogramm hat mir einen Streich gespielt und ich
> hab' es leider übersehen.....
> Nachtrag zur SACHE= Wie sehr der Begriff der Reduktion aus der
> naturwissenschaftlichen Fachsprache in in die Umgangssprache
> okkupiert wurde, belegt auch die Tatsache, dass es für den
> Vorgang der Reduktion (Sauerstoffentzug) kein Verb
> gibt..........., die Reduzierung (Verminderung) schon!

Ein Sauerstoff-„Entzug“ kann etwas sehr Unterschiedliches sein.

„Stoff“ ist, was Masse m hat und Raum V einnimmt. Außerdem bestehen Stoffe aus kleinsten Teilchen (Atome, Moleküle, Kationen, Anionen), die Angabe „Stoffmenge“ n ist eine Stückzahl-Zusammenfassung dieser kleinsten Teilchen in Portionen zu je etwa 602 Trilliarden Stück (1 Mol). Deshalb können Stoffportionen in den Masseneinheiten „Kilogramm“, Volumeneinheiten „Kubikdezimeter“ und Stoffmengeneinheiten „Mol“ angegeben werden.
„Stoffe“ können in zwei Gruppen eingeteilt werden, Reinstoffe und Gemische. Reinstoffe haben einheitliche Eigenschaften, in Gemischen sind die Eigenschaften der Gemischteile erhalten geblieben und die Eigenschaftsunterschiede können ausgenutzt werden, um Gemische durch „physikalische Trennverfahren“ in die Gemischteile (Reinstoffe) zu zerlegen. Ein Sauerstoff-„Entzug“, der die Entziehung von Sauerstoff aus so einem Gemisch betrifft, würde im Verb „reduzieren“ heißen können, als Nomen wäre mir wahrscheinlich das Wort „Reduzierung“ sympathischer als „Reduktion“, da es sich nicht um einen chemischen Vorgang handelt.

Die Reinstoffe wiederum können wieder in zwei Gruppen eingeteilt werden, Grundstoffe (Elemente) und (chemische) Verbindungen. In chemischen Verbindungen sind die Eigenschaften der Grundstoffe, die diese Verbindungen enthalten, nicht mehr vorhanden.
Bei chemischen Reaktionen verschwinden die Ausgangsstoffe (Edukte) und an ihre Stelle treten die Endstoffe (Produkte). Die Eigenschaften der Edukte sind nicht mehr da, die Eigenschaften der Produkte lassen sich nicht so ohne weiteres aus den Eigenschaften der Edukte ableiten.
Ein Sauerstoff-„Entzug“, der eine chemische Trennung (Analyse) einer sauerstoffhaltigen Verbindung betrifft, würde im Verb „reduzieren“ heißen, als Nomen käme ausschließlich der chemische Fachbegriff „Reduktion“ in Frage.

Die chemische „Reduktion“ war ursprünglich die Gewinnung von Metallen aus Metallerzen, dann wurde der Fachbegriff auf Reaktionen mit Sauerstoff verengt (Analyse eines Oxids), später wieder auch auf Synthese mit Wasserstoff und dann allgemein auf Aufnahme von Elektronen (Teilchenebene statt Stoffebene) erweitert. (So kann auch ein Sauerstoffatom zu einem „Oxid-Anion“ reduziert werden, eine Benennung des Vorgangs, der nach der verengten Definition nicht möglich war.) Das Verb zu „Reduktion“ wie auch zu „Reduzierung“ ist gleichermaßen „reduzieren“.

Das Wort „Reduktion“ gibt es seit langem auch für völlig andere Bereiche als für die Chemie.

Deshalb ist deine Überlegung, dass „Reduktion“ nur für den chemischen Vorgang vorbehalten sein soll, nicht richtig.