korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Es ist mein Manager, da das Praktikum in den USA stattfindet.

Was nichts daran ändert, dass man das in einer deutschen Bewerbung nicht so schreibt.

> Außerdem ist mein Vorgesetzter mehr als ein Gruppenleiter. Er
> ist "Director of Workshop Operations", Leiter des gesamten
> Fertigungsbereichs.

Weshalb habe ich denn wohl "Vorgesetzter, Gruppenleiter o. Ä." geschrieben? Weil ich nicht mehr darüber weiß und nur erklären wollte, was man statt "mein Manager" schreibt. ;-)

Und da du die Wichtigkeit dieses Mannes so betonst: Sagt es etwas über dich aus, dass dieser Mann die Aufgabe hatte, dich zu betreuen?

> Welchen Satz meinen Sie hier genau?

Den Satz, auf den ich zuletzt Bezug genommen hatte, natürlich. Deswegen habe ich ja auch gleich dahinter gesagt: "Wenn den Leser das Urteil des damaligen Vorgesetzten interessiert,
dann glaubt er nicht dir, sondern ruft seinen Kollegen an."

> Doch etwas auf eigene Fähigkeiten verweisen

Es geht nicht um das Hinweisen, sondern um die Art des Hinweisens. Oder auf Deutsch: Der Ton macht die Musik. Dazu kommt: Die allerwenigsten Anfänger wissen, ob und welche Social Skills sie haben, deswegen nimmt man deren Aussagen zu solchen Themen nicht ernst.

Und man lobt sich selbst nicht allgemein, sondern immer nur konkret. Also z. B. "Ich habe als Praktikant an der erfolgreichen Entwicklung des Produkts XY mitgearbeitet" und nicht "Ich kann schon ganz toll entwickeln".

> Vorzüge des Unternehmens anführen finde ich dennoch richtig.

Nein, das macht man niemals direkt, denn es klingt unglaubwürdig und/oder wird als plumper Anbiederungsversuch betrachtet.

"Noch einer, der dringend einen Job braucht. Wenn er nichts besseres findet, kommt er notfalls zu uns. Klar, dass er dann nicht sagt, bei uns sei es sch****." – das ist es, was der Leser denken muss, weil er damit ja bei 98 % solcher Bewerbungen völlig Recht hat.

Was er nicht denkt, ist dies: "Ah, endlich mal einer, der uns lobt. Das tut richtig gut. Wäre bestimmt ein toller Kollege."

Betrachte deine Bewerbung einfach aus der Sicht desjenigen, dessen Arbeit es ist, sowas zu lesen – das hilft.

Man sagt nicht: "Ihr baut wirklich tolle Computer!"
Man sagt: "Ich möchte gern in der Konstruktion hochmoderner Computer tätig sein."

Gerade in den VDI-Nachrichten vom 10. Oktober gelesen, was Heiko Mell dort in seiner Beratungskolumne sagt:
"Ich weiß nicht, wie man Ihnen helfen kann. Ich weiß aber nach 39 Beraterjahren immerhin so viel:
1. Es will eigentlich niemand beraten werden. Was die Leute wollen, ist eher eine Bestätigung, dass sie so weitermachen können wie bisher."

MfG
Rolf Keller