korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Abgesehen davon, daß es keine strategische Glanzleistung wäre,
> die bewußten 3000 Maschinenschlosser Hamburgs (darunter
> wohlbeschäftigte, rentenreife und Pflegefälle) allesamt als
> potentielle Bewerber zu betrachten, hast Du recht.
> Die Formulierung "wegen Fachkräftemangels verlege ich mein
> Unternehmen nach Hamburg, weil es dort mehr potenzielle Bewerber
> gibt", ist gleichwohl unglücklich, weil sie nun mal
> impliziert, das Unternehmen suche nach potentiellen Bewerbern.
> Wenn ich einen Stuhl brauche, gehe ich nicht ins Möbelhaus, weil
> es da potentielle Stühle gibt.

> Grüße, Olsen

Nein, aber so lange man zwar denkt, dass es in Hamburg mehr Bewerber gibt, es aber nicht weiss, sind es potentielle Bewerber. Bzw. potentiell mehr Bewerber. Der Unterschied zwischen Stühlen und Bewerbern ist, dass Stühle immer Stühle bleiben, Bewerber aber erst noch zu Bewerbern werden können. Potentiell gäbs jedenfalls in Hamburg mehr, wenn man dem Beispiel folgt. Man kann jedoch nicht nicht sagen, "in Hamburg gibt es mehr Bewerber", denn das weiss man nicht, solange die sich nicht beworben haben. Sobald sie dies getan haben, und man sie tatsächlich auszählen kann, sind es Bewerber, und man kann sagen, ob es in Hamburg tatsächlich mehr gibt.

Unternehmen suchen vielleicht letztendlich Bewerber und keine potentiellen Bewerber (bzw., um hier mal genauso haarspalterisch zu werden, eigentlich suchen sie auch keine Bewerber, sie suchen neue Mitarbeiter, d.h. Bewerber sind selber erst einmal potentielle Mitarbeiter), so, wie sie auch letztendlich Kunden suchen, aber um diese zu finden, muss man eventuell strategisch erst einmal darüber nachdenken, wo denn POTENTIELLE Bewerber zu finden sind und welche POTENTIELLEN Kunden es für das eigene Produkt gibt.