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Rechtschreibforum

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Re: „keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance haben

Autor:Julian von Heyl
Datum: Fr, 18.09.2009, 13:10

> Ist das nur eine regionale Redewendung?

Über die "Schnitte" kann man bei Lutz Röhrich etwas nachlesen:


Schnitt

Seinen Schnitt bei etwas machen, auch: Einen guten Schnitt machen:
einen beträchtlichen Gewinn erzielen, ein gutes Geschäft machen; ähnlich ›Seinen
Schlag machen‹. Die Redensarten entstammen der bäuerlichen Welt und beziehen
sich auf die Getreideernte. Nach alter Rechtsauffassung gehörte das Getreide auf
dem Felde dem Bauern erst dann, wenn es geerntet war. Es wurde nach dem Schnitt,
der früher mit Sichel oder Sense erfolgte, verkauft, die Hauptgelegenheit des
Bauern, Bargeld zu bekommen. War der Schnitt gut, so bedeutete das reichen
Ertrag, der Bauer verdiente viel; vgl. ›Geld wie Heu haben‹. Da die Redensart
vor allem aber die mehr oder weniger listige Art meint, sich einen Vorteil zu
verschaffen, kann sie auch mit der im späten Mittelalter häufigen
ð
Beutelschneiderei der Gelddiebe in Zusammenhang gestanden haben. Vgl.
ndl. ›een slaatje uit iets slaan‹ oder ›sijn snettjes weten te snijden‹ und frz.
›faire son coup‹ und ›beaucoup‹; auch: ›reussir son coup‹.

Dagegen heißt Keinen großen Schnitt machen: nicht viel bei einer Sache
verdienen. Jemanden unter kurzem Schnitt halten: ihn in strenge Zucht
nehmen. Die Redensart vergleicht die menschliche Erziehung mit der Arbeit eines
Gärtners, der durch das Schneiden der Bäume und Sträucher ihren Wuchs günstig zu
beeinflussen sucht. Übertragene Bedeutung besitzt die Redensart Einen Schnitt
ins Fleisch machen
: jemandem Schmerzen zufügen müssen, um eine größere
Gefahr zu beseitigen; wie ein Chirurg vorgehen müssen, der ein Geschwür
entfernt, um einen Menschen nachhaltig zu ermahnen und zu seinem Vorteil zu
verändern. Die Feststellung Das war ein grober Schnitt hat einen
ähnlichen Sinn: ein Tadel war sehr stark, eine notwendige Aussprache wirkte
verletzend.


[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Schnitt. Lexikon der
sprichwörtlichen Redensarten, S. 5608
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1391 ff.) (c) Verlag Herder
http://www.digitale-bibliothek.de/band42.htm ]

Aus dem oben Erläuterten lässt sich "keine Schnitte haben" leicht als Variation herleiten.

Grüße
Julian

 

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Beiträge zu diesem Thema

„keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance haben“?
Christian -- Fr, 18.9.2009, 12:51
Re: „keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance haben
Julian von Heyl -- Fr, 18.9.2009, 13:10
Vielen Dank!
Christian -- Sa, 19.9.2009, 04:13
Re: „keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance
Robert -- Fr, 10.9.2010, 09:06
Re: „keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance
Marion Kümmel -- Sa, 11.9.2010, 22:09
Re: „keine Schnitte haben“, im Sinne von „keine Chance
Robert -- Sa, 11.9.2010, 23:32