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Re: Zeiten im Deutschen (@ Toni und Olsen)

Autor:Michael
Datum: Do, 02.10.2008, 11:43

> Langer Rede kurzer Sinn: Das hat jemand mündlich gesagt. :-)
> Gruß, Toni

Duden, Bd. 9:

Präteritum: Das Präteritum ([erste] Vergangenheit, Imperfekt), eine Tempusform des Verbs, drückt aus, dass ein Sachverhalt vom Standpunkt des Sprechers aus in der Vergangenheit oder in anderer Weise entfernt liegt und in diesem Sinn nicht direkt auf die Sprechzeit bezogen ist. Mit dem Präteritum versetzt man sich in die erzählte Zeit hinein; es signalisiert Distanz zur Sprechsituation. Daher ist das Präteritum das Haupttempus in allen schriftlichen Erzählungen und Berichten, die von einem erdachten oder wirklichen Geschehen handeln: Jan Bronski und Kobyella lagen hinter den Sandsäcken ..., Jan gehörte das linke Fenster. Kobyella hatte rechts einen Platz. Sofort begriff ich ... (Grass). Das Präteritum wird immer mehr zu einem Tempus der geschriebenen Sprache und ist vor allem in den Regionen südlich der Linie Trier - Frankfurt - Plauen im Gesprochenen nicht mehr vorhanden: Da hier Präteritum und Plusquamperfekt seit dem 16./17. Jh. geschwunden sind, ist der Sprecher in diesen Gebieten auf das Perfekt als Vergangenheitstempus angewiesen. Wo beide Tempora vorhanden sind, ist Perfekt mit und Präteritum ohne Gegenwartsbezug zu unterscheiden. Man sollte also nicht schreiben: Den Umschlag zeichnete K. Gundermann, wenn der bezeichnete Sachverhalt auf den Standpunkt des Sprechers bezogen und für ihn wichtig ist, sondern: Den Umschlag hat K. Gundermann gezeichnet. Auch kann man in einer Anzeige nicht schreiben Ich eröffnete gestern mein neues Geschäft in der Schillerstraße, weil ja nicht ein völlig in der Vergangenheit liegendes, abgeschlossenes und von der Gegenwart losgelöstes Geschehen mitgeteilt werden soll, sondern ein Ereignis, das weiterhin von Wichtigkeit ist; daher: Ich habe gestern mein neues Geschäft in der Schillerstraße eröffnet. Nur bei einigen wenigen Verben wird das Präteritum oft dem Perfekt vorgezogen, wenn damit sehr komplizierte mehrteilige Prädikate vermieden werden können. Man sagt oft, ohne dass der Tempuswechsel vom Perfekt ins Präteritum störend wirkt, war, hatte, musste, konnte statt bin gewesen, habe gehabt etc.: ... Ich habe noch nicht angerufen, weil ich noch so viel zu tun hatte und nicht abschätzen konnte, wie lange ich brauchen würde (mit Perfekt: ... weil ich noch so viel zu tun gehabt habe und nicht habe abschätzen können ...).
© Duden - Richtiges und gutes Deutsch, 6. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

Gruß

MG

 

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Zeiten im Deutschen (@ Toni und Olsen)
rrbth -- Mi, 1.10.2008, 21:41
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Olsen -- Mi, 1.10.2008, 22:58
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Toni -- Mi, 1.10.2008, 23:24
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Olsen -- Do, 2.10.2008, 08:51
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Rolf Keller -- Do, 2.10.2008, 09:24
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Michael -- Do, 2.10.2008, 11:43
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Michael -- Do, 2.10.2008, 13:20
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Olsen -- Do, 2.10.2008, 14:14
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Olsen -- Do, 2.10.2008, 14:35
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Michael -- Do, 2.10.2008, 16:01
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Toni -- Do, 2.10.2008, 15:07