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Wie ich schon öfter mal angemerkt habe, lernt der Mensch richtiges Schreiben nicht durch Regelpauken, sondern durch Lesen. Ein Gemeinplatz, klar. Kinder, die viel lesen, brauchen nur wenige Regeln zu lernen und haben selten grammatische oder orthographische Probleme. Vorausgesetzt, der Lesestoff ist gut. Und an der Stelle wirds heikel. Zum einen hat die Rechtschreibreform dafür gesorgt, daß die Bücherregale kein einheitliches Deutsch mehr enthalten, zum anderen läßt die sprachliche Qualität der Neuerscheinungen stetig nach. Weit schlimmer noch ist, daß die Mehrheit der Kinder überhaupt nicht mehr liest. Da nimmt es nicht wunder, wenn selbst der Lehrernachwuchs nicht mehr richtig schreiben kann, und Fehler in Schulbüchern überraschen auch nicht mehr.
Wehe den Eltern, die Leseratten in der Schule haben und zusehen müssen, wie deren Zeit dort mit der Erörterung dumpfer Regeln verplempert wird, während andererseits Fehler in Aufsätzen nicht einmal angestrichen werden, weil es schließlich auf den Inhalt ankomme. Die zahllosen Stunden, die Mama und Papa damit verbracht haben, durch Vorlesen Neugier und Begeisterung zu wecken, die Streifzüge durch Buchläden und Büchereien, der zermürbende Kampf zur Verteidigung der Lektüre gegen den Fernseher, dies alles wird den Eltern am Ende mit der öffentlichen Meinung vergolten, ihr Nachwuchs sei privilegiert und habe sich gefälligst in die große Gemeinschaft der Legastheniker zu fügen. Wenn sich das Interesse der Privilegierten dann nach und nach in Langeweile, Gleichgültigkeit und Wurstigkeit wandelt, kann es schon mal schwerfallen, dem hohlen Geschwätz von Schulpolitikern und Systemreformern ohne Mordlust zu lauschen.
Grüße, Olsen