korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Was wären denn, deiner Meinung nach, Möglichkeiten, diesem
> Problem Abhilfe zu schaffen? Allein das Lesen von Büchern?

Nein. Zumindest dann nicht, wenn es schlechte Bücher sind. Ein erster Schritt wäre, sämtlichen Publikationen korrektes Deutsch zur Pflicht zu machen – auch Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Spielanleitungen. Auf die herrschende Linguistenüberzeugung, daß Sprache nicht beeinflußbar sei, sollte man schnellstens pfeifen.

> Gerade bei Kindern, generell Familien mit Migrationshintergrund
> wird es hier große Probleme geben, denn wie soll man diese
> konkret (und natürlich erfolgreich) zum Lesen anregen? Aber auch
> den "ursprünglich Deutschen" (keine Bewertung), der
> nicht viel von seiner Muttersprache hält, beziehungsweise nur
> Slang spricht?
> Es müssten Sprachkurse in der Grundschule, besser noch im
> Kindergarten Pflicht werden.

Unbedingt. Im übrigen: Ganztagsschulen.

> Der Kindergarten aber wird nicht
> zwingend besucht, die Grundschule könnte, wie bereits erwähnt,
> schon zu spät sein und ohnehin wären die Kosten
> höchstwahrscheinlich viel zu hoch.

Fürs Bankwesen werden gerade um die 500 Milliarden vorgehalten. Wenn der Staat wirklich wollte, könnte er jede Menge Geld in die Bildung stecken. Herrn Steinbrücks Ansicht, man dürfe kommenden Generationen keinen Schuldenberg aufbürden, ist zwar ehrenwert, doch was nützt ein schuldenfreies Land Kindern, die zu blöd sind, den eigenen Namen zu schreiben?

> Ich weiß, mein eigenes Deutsch ist nun wirklich nicht perfekt,
> aber im Grunde ganz akzeptabel. Allerdings hatte ich das große
> Glück, schon von früh an eine Leidenschaft für Bücher zu haben.
> Bereits bei meinem Bruder (dreieinhalb Jahre jünger) sehe ich
> aber, dass es fast unmöglich ist, ihn konstant zum Lesen zu
> bringen (und natürlich nicht nur, um sein Deutsch zu
> verbessern). Dafür sind die Computerspiele und Fernsehserien
> einfach zu reizvoll.

Was den Bruder angeht – da hilft nur zu erkunden, auf was für Themen, was für Geschichten er anspringt. Muß ja keine geschraubte Sprache sein; Qualität kann auch woanders liegen. Ich lese gerade „Kill Your Friends“ von John Niven. Witziges Buch, sehr schön in knalliges Holzhammerdeutsch übersetzt, keine saublöden grammatischen Patzer, randvoll mit bösartigen Metaphern und Bildern. Ist allerdings nichts für Kinder. Man muß die richtige Lektüre finden.

> Was also tun? Nicht auf das Beispiel meines Bruders bezogen,
> sondern generell. "Was" kann man "wie"
> bewirken bei Kindern, die es doch, ganz ohne gebotenen Anreiz,
> noch deutlich schwerer haben werden, meistens auch gar nicht den
> Willen/die Lust haben, ihr Deutsch zu verbessern...?

Vielen ist wahrscheinlich überhaupt nicht zu helfen. Schon gar nicht damit, daß man alle anderen auf ihr Niveau runterzieht.

Grüße, Olsen