korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Angenommen, in hundert Jahren werden seine Ziele verwirklicht,
> dann genügen keine Tankwagenfüllungen mehr, dann brauchen wir
> ganze Güterzüge voll Tipp-Ex, um all die alten Bücher zu korrigieren.

All die alten bücher? Wenigstens das mit abstand grösste deutsche wörterbuch muss man dann nicht korrigieren, denn es wurde 1854 bis 1960 in kleinschreibung verfasst. Was wir anstreben, ist nichts anderes als der ursprüngliche brauch. Wir machen kein system; wir setzen uns für ein bestehendes ein.

Alte bücher zu «korrigieren», ist eine lustige vorstellung. Dürfen bücher keine geschichte haben? (Abgesehen davon, dass wir Goethe nicht in originalschreibung lesen und gerade er ein lockeres verhältnis zur ortografie hatte.) Die sprache ändert sich, die ortografie hat sich geändert und wird es weiterhin tun. Alte bücher sind nicht falsch geschrieben, sondern eben alt. Wer sich wie Karla Krauschen und ich nicht an die schulortografie hält, schreibt auch nicht falsch, sondern anders. (Und von denen, die glauben, sich an die schulortografie zu halten, wissen wir, dass nur jeder zweite bzw. knapp jeder dritte wörter wie «Lebensstandard» oder «Rhythmus» korrekt schreibt.)

Die wörterbuchverkäufer wollen uns einreden, das lesen werde durch varianz beinträchtigt, u. a. weil lesen schwieriger als hören sei. Das wird einerseits durch die praxis widerlegt – gerade heute, wo der anteil des korrekt geschriebenen kleiner wird, weil auch die genannten zwei drittel schreiben. Es wird auch von prof. Elisabeth Leiss bestritten. Ihr 149 seiten dünnes buch ist übrigens gut zu lesen – es ist in alter rechtschreibung gedruckt.

Geschrieben gemäss http://www.kleinschreibung.ch
Rolf Landolt
http://www.rechtschreibreform.ch