korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

Lieber Vollprofi,

es gibt manches an dir, was ich schätze. Ich schätze dein Wissen und auch deine Bereitschaft, es hier zu teilen. Aber es gibt nun mal mindestens zwei Punkte, bei denen du tatsächlich die User hier ziemlich aufs Glatteis führst.

Vorsicht, lieber Julian! Du hast doch durchaus Sprachgefühl und müsstest wissen, dass "aufs Glatteis führen" bedeutet, dass man jemanden geflissentlich in eine unangenehme Lage bringt. Das willst du mir wohl kaum unterstellen. Meine Tipps sind stets nach bestem Wissen und Gewissen. Natürlich kann niemand von sich behaupten, objektiv unfehlbar zu sein. Aber willst du wirklich sagen, ich wolle den Fragestellern absichtlich schaden?! Das kann ich nicht glauben.

Der eine Punkt ist dein Beharren auf die Großschreibung von "Du hast recht" oder "wie recht du doch hast!" – mir kommt das mittlerweile eher wie ein Running Gag vor.

Na, mit einem Running Gag hat das nur insofern zu tun, als du stets dieselbe irrationale (wenn nicht gar leicht paranoide) Reaktion zeigst, was ich dir als guter Sportsmann aber auch immer verzeihe und es humorvoll nehme.

Bleiben wir also ausnahmsweise bei den Fakten:

1. Anders als in den guten, alten Zeiten ist "der Duden" keine Instanz mehr, welche absolute Normen vorschreiben kann, was auch für andere Wörterbücher gilt. Entscheidend für die Richtigkeit einer Schreibung ist nunmehr die Übereinstimmung derselben mit den Vorgaben der amtlichen Rechtschreibung, welche bis 2006 kodifiziert wurde und Grundlage aller seit da erschienenen Wörterbücher darstellt. (Ob das Ganze nun ein Fortschritt ist, soll an der Stelle nicht beurteilt werden - ich bezweifle es.)

2. Daraus folgt jedenfalls u.a., dass kein Wörterbuch eine Prävalenz für sich beanspruchen kann - und somit auch kein Nutzer eines bestimmten Wörterbuchs. Hinzu kommt, dass - wiederum anders als früher - eine ganze Reihe von Doppelschreibungen explizit erlaubt ist, während vorher die Festlegung auf genau eine korrekte Schreibung die Regel war.

3. In dem von dir oft und gern erwähnten Fall (Recht haben vs. recht haben) erlaubt sowohl Duden als auch Wahrig in der Tat beide Schreibungen, wobei der Duden die Kleinschreibung empfiehlt, der Wahrig nicht.

4. Hintergrund der Großschreibung ist die Charakterisierung als Substantiv, während die Kleinschreibung den adjektivischen Gebrauch indiziert.

5. Für mich persönlich ist in der Wendung Recht haben der substantivische Charakter von Recht logischer und intuitiver (was mich an der Stelle wohl mit den Reformern verbindet), woraus sich für mich die Großschreibung ergibt. (Etwas anders liegt der Fall, wenn jemand sagt: Wie recht du doch hast!)

6. Wenn die von mir präferierte Schreibung nun von den beiden wichtigsten Wörterbüchern und auch von der amtlichen Regelung gedeckt ist, welchen rationalen Grund sollte ich haben, meine Schreibung zu ändern? Das wäre nur eine Anpassung an die manchmal etwas seltsamen Gruppennormen, welche innerhalb dieses Forums anscheinend gelten, nicht wahr?

7. Ansonsten solltest du auch ein wenig differenzieren: Es war bislang noch nie der Fall, dass ein Fragesteller explizit nach Recht haben vs. recht haben gefragt und ich ihm dann - hinterlistigerweise - zu der hier im Forum unbeliebten Großschreibung geraten hätte, richtig? Nein, stattdessen ist es einfach so, dass in einem Forum, welches mit Korrekturen zu tun hat, diese Formulierung (XY hat Recht/recht) sozusagen in der Luft liegt und deshalb häufig Gebrauch findet.

8. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Was deine Beweggründe sind, auf die Richtigkeit einer Kommasetzung zu beharren, die auch sprachliche Laien sofort als völlig verfehlt erkennen, ist mir ein absolutes Rätsel.

Abgesehen davon, dass beharren auf den Dativ erfordert, dürfte sich das Rätsel sogar noch vergrößern, wenn du darüber nachsinnst, weshalb wohl die sicherlich in Sachen Rechtschreibreform gänzlich unverdächtige Karla Krauschen mir in dem Fall zugestimmt hat ... Darüber hinaus mutmaße ich, dass du Karla nicht gerade als sprachliche Laiin bezeichnen möchtest. Ich jedenfalls schätze sie als absolute Expertin ein, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Also, warum bezichtigst du nicht auch Karla folgerichtig der Trollerei? Sonst könntest du sie ja auch fragen, warum sie mir hier beipflichtet ...

Vielleicht reagiere ich auch deswegen zunehmend gereizt, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass du so was gnädig als richtig abnickst.

Ach komm, "gnädig als richtig abnickst"? Lies doch einfach noch einmal mein Posting unvoreingenommen.

Schauen wir uns das Elend doch noch mal an:

Das, wegen Beschwerdepersistenz, angefertigte MRT ...
Aufgrund der, erst seit dem Trauma bestehenden, Beschwerden ...

Gut, du schreibst, du würdest diese Kommas nicht setzen.

Eben!

Das würde mich auch schwer wundern, denn du hast ja durchaus Sprachempfinden und pflegst deine Kommas nicht mit der Axt irgendwo in den Satz hineinzuhacken.

Das will ich doch schwer hoffen!

Gleichzeitig schreibst du aber, man könne mit solchen Kommata die darin eingeschlossenen Satzteile als zusätzliche Gedanken kennzeichnen. Es bleibt etwas unklar, was du mit zusätzlichen Gedanken meinst, vielleicht ja so einen Columbo-Effekt, so ein Sich-auf-dem-Weg-nach-draußen-noch-mal-Umdrehen. Das MRT? Ach ja, das wurde wegen Beschwerdepersistenz angefertigt. Die Beschwerden? Richtig, die bestehen ja erst seit dem Trauma.

Columbo-Effekt? Lustig, aber: nein. Bedenke bitte: Nicht ich habe diesen Satz formuliert!

Aber wären für solche zusätzlichen Gedanken nicht Gedankenstriche die viel bessere Wahl? Die tragen die Gedanken doch schon im Namen.

Es sagt doch keiner, dass sie es nicht sind. Das ist ja genau mein Argument: Man könnte das paarige Komma durch Gedankenstriche (oder Klammern) ersetzen! Und ja: Natürlich wäre das die bessere Wahl.

Wie auch immer. Du kannst mir auch gerne erklären, warum du die Sätze für richtig hältst, aber Fakt ist doch, dass es nicht immer hilfreich ist, lediglich die (formale) Richtigkeit zu bestätigen.

Wie wir gesehen haben, ist das Adverb lediglich hier einfach falsch!

Man kann im Deutschen ganz drollige Sätze formen, die richtig sind. Auch das Yoda-Deutsch ist richtiges Deutsch. Die meisten User wollen hier aber wohl eher eine konkrete Unterstützung haben, die ihnen hilft, ihren sprachlichen Ausdruck zu verbessern.

Hä? Jetzt sag bloß, dir ist noch nicht aufgefallen, in wie vielen Fällen ich genau das getan habe? Warum bedanken die sich dann bei mir? Es bleibt rätselhaft.

PS: Ja, ich meinte "zuwiderlaufen". Danke.

Gerne.

Beste Grüße
Vollprofi

PS: Nimm bitte den Ausdruck Troll zurück. Vielen Dank.