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Re: Das Fremdwort "Metaphorisch"

Autor:Olsen
Datum: So, 02.09.2007, 12:19
Antwort auf: Das Fremdwort "Metaphorisch" (Cnote)

> Ich wollte mal wissen ob ich das Fremdwort
> "Metaphorisch" richtig verstanden habe, also wenn z.B.
> jemand beim Pokern "leere Augen" hat (Pokerface) ist
> das Metaphorisch, oder ?
> Oder wenn z.B. jemand beim Einkaufen an der Kasse steht und
> sagt:"Mann, ist das heute wieder eine lange
> "Warteschlange", ist dass dann metaphorisch gemeint ?

Mal darauf herumdenken. "Leere Augen" beim Pokern trifft es, glaube ich, nicht so ganz. Man könnte höchstens darüber streiten, ob "leer" wirklich mit "ausdruckslos" gleichzusetzen ist. Falls nicht, wären die Augen so was wie ein leeres Gefäß, und dann hätten wir natürlich eine Metapher. Auf jeden Fall gibt es eindeutigere Beispiele; in Rilkes Gedicht vom Panther etwa wird das Augenlid des Tieres mit "Vorhang der Pupille" umschrieben.

Metaphorik ist übrigens nicht jedermanns Sache. Es ist schon vorgekommen, daß Schriftsteller mit Automechanikern verglichen wurden, von denen die Kenntnis zu erwarten sei, "dass überall Pläne für PKWs mit 42-Volt-Bordnetz in den Schubladen liegen".

Erschwert wir der Umgang mit Metaphern dadurch, daß es neben ihnen noch Symbole, Allegorien und Parabeln gibt. Die Begriffe dürften sich da und dort inhaltlich überschneiden, werden aber meist auf verschiedene Bereiche angewendet. Parabeln, also Gleichnisse in Form von Geschichten, dienen eher dem Zweck, mittels einer beispielhaften Story eine tiefere Wahrheit zu veranschaulichen. Allegorien sind besonders in der bildenden Kunst verbreitet: die barbusige Frauengestalt in Delacroix' "Die Freiheit führt das Volk an" etwa versinnbildlicht die Freiheit. Die Farbgebung des Bildes (konsequent blauweißrot wie die Trikolore) ist eher als symbolisch zu bezeichnen. Auch ein Symbol ist also ein Zeichen für ein Abstraktum. Falls es nicht gerade die Herrentoilette oder einen Netzschalter ziert.

Metaphern sind die wohl gebräuchlichsten Sinnbilder. Unsere Sprache – auch die tägliche – ist voll von ihnen, und sie umschreiben neben Abstraktem oft höchst Konkretes: der Berg hat einen Fuß, die Wüste ein Schiff, der Kader eine Schmiede, der Witz einen Bart, die Kasse eine Schlange.

Ich fasse zusammen: eine Allegorie ist eine nackte Frau, eine Landesfahne ist ein Symbol, Metaphern hinken, und wenn in lehrreichen, kleinen Geschichten plötzlich Tiere zu sprechen anfangen, heißen die Parabeln Fabeln. Korrigiert mich, wenn ich zu stark vereinfacht oder was vergessen habe.

Grüße, Olsen

 

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Beiträge zu diesem Thema

Das Fremdwort "Metaphorisch"
Cnote -- Sa, 1.9.2007, 18:32
Re: Das Fremdwort "Metaphorisch"
Olsen -- So, 2.9.2007, 12:19