korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> > Auch das ist grammatisch korrekt. Das Reflexivpronomen
> > sich verhält sich hier anders als ein Personalpronomen.
> > Es kann im Dativ auch vor einem Personalpronomen im Akkusativ
> > stehen.

> Woher hast du das?

Ich glaube, ich habs vom Lesen, Gernot. Schon früh las mir meine Mama Märchen vor. Ich erinnere mich zum Beispiel an:

Und damit faßte er den Hans an einem Bein, zog ihn durch die Zweige hindurch und stellte sich ihn auf die flache Hand.

Als ich später selbst lesen konnte, verschlang ich diese spannenden Abenteuer von Jules Verne. Da stand irgendwo:

Sie stellte sich ihn vor in den Armen seiner Mutter.

Einmal las ich in einem Roman von Lotte, der ein Mann auf einem Foto – vermutlich aufgrund seines Bartes – etwas zu feminin erschien, weshalb sie in eine kleine Träumerei geriet:

Lotte stellte sich ihn ohne Bart, mit längeren und weniger exakt geschnittenen Haaren, in Jeans und Sporthemd vor.

Das war aber alles noch die reine Prüderie. Doch bald darauf kam eigentlich in jedem zweiten Roman der Satz vor:

Sie stellte sich ihn nackt vor.

Und diese Stellen kann ich hier auch nicht weiter zitieren. Denn das ist ein ordentliches Forum. Aber Du kennst sie ja sicher ohnehin. Ja, vor das feminine sie traut sich das sich offensichtlich nicht so leicht. Wenn aber die Architektin Stahl – die übrigens an der ETH Zürich über Feminine Räume doziert – über den schief schauenden Rainer Brüderle spricht, gelingt es doch:

Immer wieder reagieren Männer ja emotional auf Frauen. Rainer Brüderle, zum Beispiel, erinnern Sie sich? Er schaute einer Journalistin schief in den Ausschnitt und stellte sich sie im Dirndl vor.

Oder auch in einem Roman:

Morgens sieht er Paare warm eingepackt mit Mate und Zeitschriften auf der Strandpromenade in der Sonne sitzen und stellt sich sie beide in derselben Situation vor.

Nun ja, letztendlich bin ich dann doch wieder zu ernsthafter Literatur zurückgekehrt. Am liebsten ist mir heute mein Christkatholisches Hausbuch, das mir meine Mama hinterließ.

Wer Gott liebt, der stellt sich ihn als gut und barmherzig vor; er hofft auf ihn, und arbeitet für ihn.

Also, ich habs wohl vom Lesen.

> > PS: Sich eine Frau mit Bart vorzustellen ist
> > widernatürlich! >

> Jedenfalls gehört der Beruf der Müllfrau zu den zehn angesehensten
> in Deutschland, noch vor Pilot und Hochschulprofessor, daran habe
> ich keinen Zweifel und dafür habe ich -anders als du- auch Belege:
> https://www.general-anzeiger-bonn.de/ratgeber/geld-und-karriere/studium-und-beruf/das-sind-die-angesehensten-berufe-in-deutschland_aid-45349845

Es war doch auch nur ein Spaß, Gernot. Ja, interessante Statistik. Apropos: Unsere Müllfrauen hier in der Gegend tragen auch fast alle ganz stattliche Bärte. Und ich denke, auch für Erzieherinnen (ein noch angesehenerer Beruf!), bei denen sich das noch nicht so durchgesetzt hat, wäre das eine gute Option, denn so ein Bart erzeugt ja doch einen gehörigen Respekt bei diesen Rabauken!